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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ahmte Kristalls dumpfe Stimme nach: »Ich sehe eine silbergraue Katze. Sie gibt sich als Hellseherin aus, aber sie ist nur eine Schwindlerin.«
    Hugo hielt ihm das Mäulchen zu. »Kannst du uns noch etwas raten?«
    »Kann schon sein, aber dazu bedarf es einiger Vorbereitungen.« Kristall sprang geräuschlos vom Tisch und trippelte zu der Tür in der rückwärtigen Wand. »Bin gleich wieder da … ihr wartet doch so lange, nicht wahr?«
    »Das fragen wir dich!«, entgegnete Herkules giftig.
    »Sei nicht so unhöflich!«, zischelte ihm Hugo zu, als die Katze durch die Tür verschwunden war. »Sie meint es doch nur gut.«
    »Glaubst du dieser Hochstaplerin etwa auch nur ein Wort?«
    »Anhören kann man sich doch, was sie zu sagen hat.«

23. Kapitel
    K
urz darauf war Kristall wieder da. Sie hatte sich einen knallroten Seidenschal um den Kopf geschlungen wie eine Zigeunerin, im Maul hielt sie ein großes Kartenspiel. Geräuschlos sprang sie auf den Tisch und legte den Kartenstapel vor sich hin.
    »Ich möchte kein Spielverderber sein, aber ich glaube, wir haben jetzt keine Zeit, eine Partie Mau-Mau zu spielen«, bemerkte Herkules.
    Kristall überhörte den Scherz und schob die oberste Karte mit der Pfote vom Stapel, sodass sie verdeckt auf dem Tisch lag. Ebenso verfuhr sie mit der nächsten und übernächsten Karte und immer so weiter, bis schließlich alle Karten mit der Rückseite nach oben in vier Reihen zu je zehn Karten auf dem Tisch ausgebreitet waren.
    »Also, Hugo«, sagte die Katze sanft, »such dir bitte aus jeder Reihe eine Karte aus und dreh sie um. Die anderen Karten rührst du nicht an.«
    Hugo nickte feierlich.
    Herkules kicherte leise.
    Hugo tat wie ihm geheißen und betrachtete anschließend die Karten, die er umgedreht hatte. Auf jeder Karte war ein Bild: eine Silbermünze, eine Brennnessel, ein zähnefletschender Bär und ein Edelstein.
    Kristall legte die Pfote auf die Karte mit der Silbermünze und schloss die Augen. Dann summte sie leise vor sich hin und wiegte den Kopf.
    »Hör mal, Hugo«, raunte Herkules, »dir ist schon klar, dass die Banditen weiter nach Mephistos Schloss suchen, während wir hier mit diesem übergeschnappten Katzenvieh rumhocken, oder?«
    Hugo brachte ihn mit einem tadelnden Blick zum Schweigen.
    Nun sprach Kristall wieder. »Ich sehe Verrat. Jemand, der euch nahesteht, ist nicht das, was er vorgibt zu sein.«
    »Es handelt sich nicht zufällig um eine Katze, die vorgibt, eine Hellseherin zu sein?«, fragte Herkules. Ein tiefer Seufzer war die Antwort, dann fuhr Kristall fort: »Auf einmal ist alles verdreht und wenig später müsst ihr feststellen, dass ein Verbündeter oder guter Freund in Wahrheit euer Todfeind ist.«
    »Wer denn?«, wollte Hugo wissen.
    Kristall schlug die großen Augen auf und schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir leid, Hugo, aber ich kann nicht erklären, was ich sehe. Es ist an dir, die Weisheiten zu deuten, die ich dir offenbare.«
    »Also ›Weisheiten‹ ist vielleicht ein ganz klein wenig übertrieben«, stichelte Herkules. »Ich würde den Ausdruck ›Blabla‹ vorziehen.«
    »Und was offenbart dir die nächste Karte?«, fragte Hugo unbeirrt.
    Kristall legte die Pfote auf die Karte mit der Brennnessel, schloss die Augen und summte vor sich hin.
    »Ich sehe Gift … eine tödliche Dosis Gift.« Sie kniff die Augen noch fester zusammen. »Ich sehe Hugos Gesicht … ist er es, der vergiftet wird? Nein … er vergiftet einen Freund.«
    Hugo bekam einen Schreck. »Wie komme ich denn dazu?«
    Kristall legte die Pfote auf die Karte mit dem zähnefletschenden Bären. »Hier ist das, was ich sehe, leider ein wenig verschwommen …«
    »Ach nee!«, raunte Herkules.
    »Ich sehe einen Kampf. Ich sehe das aufgerissene Maul eines Bären. Eure tapfere kleine Schar stürzt sich mutig in den Kampf. Ich sehe mehrere Fußspuren im Schnee. Jetzt sehe ich, wie die kleine Schar den Schauplatz wieder verlässt, aber eine Fußspur fehlt.« Kristall blinzelte Hugo aus ihren mandelförmigen Augen an. »Tut mir leid, Hugo, aber es ist deine Spur.«
    »Das stimmt nicht!«, widersprach Herkules und gab sich Mühe, das Zittern in seiner Stimme zu verbergen.
    Kristall war schon mit der nächsten Karte beschäftigt, der Karte mit dem Edelstein. Sie verzog das samtene Maul zu einem Lächeln. »Aha, hier sehe ich schon viel klarer. Ich kann deutlich erkennen, was vor sich geht.«
    »Vielleicht ist es ja diesmal ausnahmsweise etwas Sinnvolles«, brummelte Herkules.
    »Ich sehe

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