Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
einen Mann mit freundlichen Augen. Er hat zerzaustes weißes Haar und einen buschigen weißen Schnurrbart.«
    »Onkel Walter!«, rief Hugo aus. »Was macht er?«
    Kristalls Lächeln erlosch, sie rang nach Luft.
    »Was ist denn?«, rief Hugo erschrocken. »Was ist los?«
    »Der Mann hat Blut an den Händen … sein eigenes Blut. Dein Onkel blutet stark, Hugo. Er wird immer schwächer. Nein … nicht …!«
    Hugo hielt sich mit beiden Händen an der Tischkante fest.
    »Was hast du gesehen? Sag’s mir!« Tränen schossen ihm in die Augen und rannen über seine sommersprossigen Wangen. »Was ist passiert?«
    »Es tut mir ja so leid, Hugo.« Kristall legte ihm tröstend die Pfote auf den Handrücken. »Ich glaube, ich habe gesehen, wie dein Onkel stirbt.«

24. Kapitel
    H
ugo lag im kleinen Hinterzimmer des fensterlosen Hauses auf einem harten Strohsack und starrte blicklos ins Dunkel. Die Nacht lag wie eine Binde über seinen Augen und hielt alles fern – bis auf seine eigenen Gedanken.
    Was Kristall über Onkel Walter gesagt hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, verfolgte ihn, quälte ihn. Wieder und wieder hatte er sich erzählen lassen, was sie gesehen hatte, aber ihre Antworten konnten ihn nicht beruhigen.
    »Was hat das bloß zu bedeuten, Herkules?«, sagte er leise in die Stille hinein.
    Er hörte, wie sein Freund über den Strohsack trippelte und sich neben seinem Kopf niederließ. »Ich glaub der Katze kein Wort. Das denkt sie sich alles bloß aus.«
    »Aber die Beschreibung von Otis, wie er bei Onkel Walter aufgetaucht ist, war zutreffend.«
    »Ach was. Sie hat einen hoch gewachsenen, gut aussehenden Fremden gesehen … das kann sonst wer gewesen sein.«
    »Vielleicht … Wenn ich nur wüsste, was wir jetzt tun sollen!«
    In dem darauf folgenden nächtlichen Schweigen sah Hugo wieder vor sich, wie er ganz allein in einer Höhle auf einer abgelegenen Insel saß und tatenlos zusehen musste, wie riesige Rattenvögel seinen Onkel entführten. Wie damals war er auch jetzt völlig verzweifeltund mutlos. Aber als er sich wieder ins Gedächtnis zurückrief, was er seinerzeit alles auf sich genommen hatte, um Walter zu befreien, regte sich leiser Trotz in ihm.
    »Weißt du was?«, sagte er unvermittelt. »Wenn es uns gelungen ist, dem Hedderwald und Horden hungriger Büffeloger zu entkommen, kann es ja wohl nicht so schwer sein, es in Dämonien mit einem mickrigen Vampanter aufzunehmen, oder?«
    »Das ist der Hugo, den ich kenne und schätze!« Herkules freute sich hörbar. »Ist dir denn noch etwas zu Marcellos Karte eingefallen?«
    »Das Fallgitter und die schwarze Katze sollen bedeuten, dass die Karte den Weg zur Festung des Vampanters zeigt, so viel wissen wir schon. Das dritte Symbol bezieht sich auf das fensterlose Haus. Als Nächstes müssen wir herausfinden, was in aller Welt SIXOXIV bedeutet. Moment mal … Wenn uns Onkel Walter mit der Schachfigur tatsächlich einen Hinweis geben wollte, warum hat er uns dann in eine Kirche geschickt, in der ein Vampir sein Unwesen treibt? An der Kirche muss noch mehr dran sein … vielleicht haben wir etwas übersehen?«
    »Hmmm …«, machte Herkules. »Die Dorfbewohner haben geglaubt, dass die Kirche sie vor den Vampiren schützt. Das scheint auch einigermaßen geklappt zu haben, aber dann hat der Vampanter selbst das Dorf überfallen, die Hälfte der Bewohner umgebracht und die Übrigen verjagt. Anschließend hat sich einer von seinen Blutsaugern hier häuslich niedergelassen.«
    »Noch was?«
    »Mehr fällt mir nicht ein. Außer, dass die Kirche von diesem komischen Claudius Ix gestiftet wurde.«
    »Wie bitte?«, Hugo prustete los. »Wer ist bitte schön Claudius Ix?«
    Herkules’ Ton war argwöhnisch. »Na, so hieß der König doch! Sein Name war doch in den Sockel seines Standbildes eingemeißelt … Claudius Ix.«
    »Du bist wirklich ein lustiges Kerlchen, Herkules! Da stand nicht ›Claudius Ix‹, sondern ›Claudius der Neunte‹.«
    Herkules klang gekränkt. »Meine Augen mögen nicht besonders groß sein – manche Leute sagen sogar ›Knopfaugen‹ dazu – aber lesen kann ich ja wohl noch. Da stand ›Claudius I – X , also Claudius Ix‹!«
    »IX ist aber kein Nachname, sondern eine Zahl – eine römische Ziffer. Das I ist eine Eins, das X eine Zehn. Weil die Eins vor der Zehn steht, bedeutet das eins weniger als zehn.«
    »So was Umständliches. Und ich dachte immer, die Römer hätten die Zivilisation vorangebracht.« Herkules kletterte auf Hugos

Weitere Kostenlose Bücher