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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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habe schon genug um die Ohren, da kann ich nicht auch noch gebrauchen, dass ihr beide ständig aufeinander rumhackt wie Katz’ und … na ja, Maus.«
    Hugo lugte wieder um den Baum herum. Die beiden langohrigen Kängurus waren ein paar Meter bergauf gehüpft. Ihre samtigen weißen Schnauzen bebten witternd, die langen Schlappohren hingen wie Zöpfe zu beiden Seiten des Kopfes herunter. Mit dem dichten, weichen Fell und den flauschigen Bäuchen sahen sie eigentlich ganz knuddelig aus.
    Ein Känguru hatte offenbar etwas gewittert, denn jetzt hüpfte es eilig den steilen Abhang hoch. Dabei stieß es sich mit den kräftigen Hinterbeinen ab, hielt mit dem breiten Schwanz das Gleichgewicht und drückte die kurzen Vorderpfoten an die Brust. Sein Artgenosse hüpfte mit flatternden Schlappohren hinterher.
    »Sind die nicht süß?«, entfuhr es Hugo.
    »Stimmt«, erwiderte Kristall. »Sie sind einfach hinreißend.«
    »Also ›hinreißend‹ finde ich ja nun reichlich übertrieben«, widersprach Herkules. »Und ›süß‹ auch. ›Räudige Beuteltiere‹ trifft es besser, finde ich.«
    Die drei Freunde beobachten aus ihrem Versteck hinter dem Baumstamm, wie die Tiere näher kamen. Das Vorderste war nur noch zehn Meter weit entfernt, als es Hugo entdeckte. Es legte den Kopf schief und blähte die Nüstern.
    Hugo wagte sich hinter dem Baum hervor. Er hielt die Hände flach ausgestreckt und wartete ab. Das Känguru kam angehüpft.
    »So ist’s brav!«, sagte Hugo schmeichelnd. »Bist du aber ein Hübscher!«
    »Redest du mit mir?«, fragte Herkules.
    »Braves Känguru.« Hugo streckte die Hand nach der samtweichen Schnauze aus. Das Känguru schnurrte.
    »Hört euch das an«, sagte Herkules. »Das reinste Schoßtierchen!«
    Hugo nickte lächelnd, sein Herzklopfen ließ nach. Er legte dem Känguru die Hand auf die Schnauze. »Es schnurrt doch, oder? Es könnte allerdings auch ein leises Knurren sein.«
    Herkules fuhr erschrocken zusammen. »Also, jetzt, wo du’s sagst …«
    Da stieß das Känguru auf einmal ein fürchterliches Gebrüll aus, sprang Hugo an, warf ihn um und drückte ihn mit den Vorderpfoten fest auf den Boden. Der Kopf des Tieres, das jetzt die Zähne fletschte – zwei Reihen spitzer Zähne mit je zwei furchteinflößenden Eckzähnen im Ober- und Unterkiefer, von denen der Geifer tropfte – befand sich dicht vor dem Gesicht des Jungen.
    »Das ist kein süßes kleines Schneekänguru!«, jaulte Herkules und hieb mit seinem Kaktusstachel vergeblich auf das dicke weiße Fellkleid ein. »Das ist ein Vampirkänguru!«
    »Ach richtig, von denen hat mir Margery mal erzählt«, erinnerte sich Kristall reichlich verspätet. »Das sind Kannibalische Killgurus!«
    »Und ich fand schon die Vampirkäfer auf unserer Insel ziemlich widerlich«, keuchte Herkules. »Wo ist der verflixte Snowdon mit seinem Bogen, wenn man ihn mal braucht?«
    Das Killguru schob die Schnauze noch dichter vor Hugos Gesicht und ließ die Kiefer vor seiner Nase zuschnappen. Hugo zog die Knie an die Brust, stemmte dem Ungeheuer die Füße gegen den Bauch und versetzte ihm einen gewaltigen Tritt. Das Vieh landete rücklings im Schnee. Hugo rappelte sich auf, setzte sich Herkules wieder auf die Schulter und rannte schwerfällig bergauf.
    Um schneller voranzukommen, hielt er sich an niedrigen Ästen fest und zog sich an Baumstümpfen weiter, aber das half nicht viel. Die beiden Ungeheuer waren ihm dicht auf den Fersen.
    »Diese Killgurus sind ganz schön flink«, stellte Herkules fest. »Ihr Körperbau mit den muskulösen Hinterbeinen und den kurzen Vorderbeinen ist wie fürs Bergaufspringen gemacht. Das ist unfair!«
    »Du sagst es, Herkules!« Hugo rettete sich mit einem Satz hinter einen Baum, lehnte sich an den Stamm und holte Luft.
    »Du, Hugo …«, Herkules drehte sich nach den heranhüpfenden Killgurus um, »… ich gönn dir ja deine kleine Verschnaufpause, aber die Biester nuckeln uns gleich das Blut aus den Adern.«
    Kristall, die ein Stück vorgelaufen war, sah Hugo hinter dem Baum stehen, machte kehrt und hockte sich ihm zu Füßen.
    »Worauf wartest du?«, fragte sie.
    Aber Hugo kam nicht mehr dazu zu antworten.
    Neben seinem Kopf erschien eine lange samtweiche Schnauze. Die Nüstern bebten gierig, die Lefzen waren zurückgezogen. Die Zähne schimmerten weiß wie Perlen, die schwarzen Augen glichen Kugeln aus Onyx.
    Hugo ergriff sofort die Flucht, lief wieder bergab und suchte hinter einem anderen Baum Schutz. Beim Laufen sank er tief in

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