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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Gift drauf nehmen.« Der kleine Jake kicherte grimmig. »Hab noch nie so viel Blut auf einmal gesehen – und ich bin wahrhaftig nicht zimperlich. Guck doch mal da drüben!«
    Hugo drehte sich um. Im Schnee war ein wagenradgroßer dunkelroter Fleck. Ein blutroter Fleck.
    Hugo lief los und sank neben dem Fleck auf die Knie. Er vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Gib nicht auf, Hugo«, raunte ihm Herkules ins Ohr. »Walter ist doch noch nicht richtig tot. Er ist jetzt ein Mezzaghul.«
    »Aber Kristall hat Onkel Walters Tod vorhergesagt. Sie hat vorhergesagt, dass er verblutet.«
    Kristall war geräuschlos näher gekommen und setzte sich jetzt neben den Jungen. »Dass er ein Mezzaghul wird, habe ich jedenfalls nicht gesehen. Ich kann es nicht richtig erklären, aber der Tod, den ich vorhergesehen habe, war die vollständige Auflösung von Körper und Seele. Ein ganz und gar endgültiger Tod.«
    Herkules lachte gezwungen. »Bloß beruhigend, dass Kristalls Vorhersagen praktisch immer für die Katz sind. Genau genommen ist jedes Mal gerade das Gegenteil eingetreten.«
    Hugo hob den Kopf. Seine Wangen waren tränennass, aber in seinen Augen leuchtete ein Hoffnungsschimmer.
    »Ich gebe es nur höchst ungern zu, aber vielleicht hat Herkules recht«, räumte Kristall ein. »Jedenfalls stellt dieses Abenteuer meine übersinnlichen Fähigkeiten auf eine harte Probe.«
    »Danke schön!«, rief Herkules. »Immerhin gibst du zu, dass deine Versuche, die Zukunft vorherzusagen, bis jetzt eine einzige Katz-astrophe waren.«
    »Lass mich bitte ausreden«, entgegnete Kristall missbilligend. »Ich gebe zu, dass ich bis jetzt noch nicht so richtig ins Schwarze getroffen habe … was ich selbst nicht verstehe, denn meine Gabe hat mich eigentlich noch nie im Stich gelassen.«
    »Tja, vielleicht hast du das Hellsehen ja verlernt«, erwiderte Herkules ironisch. »So ein Pech aber auch.«
    »Hört auf, ihr beiden«, mischte sich Hugo wieder ein. »Noch mal von vorn: Wenn Onkel Walter jetzt ein Mezzaghul ist, befindet er sich in einem Übergangsstadium, bis er nach einem Jahr ein vollwertiger Vampir wird. Nur Mephistos Tod kann das verhindern.«
    »Ganz recht«, pflichtete ihm Herkules bei. »Ein Übergangsstadium ist wahrscheinlich das Beste, was ihm unter den gegebenen Umständen passieren kann.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Otis mit so tiefer wie entschiedener Stimme. Er half dem kleinen Jake beim Aufstehen. »Alle Mezzaghule müssen dem Vampanter gehorchen. Wenn Mephisto zu dem Schluss kommt, dass ihm einer seiner Mezzaghule gefährlich werden könnte, räumt er ihn aus dem Weg, indem er ihm das Juwelenschwert ins seelenlose Herz stößt.«
    Das mussten die anderen erst einmal verdauen.
    Hugo raffte sich als Erster auf. »Dann haben wir keine Zeit zu verlieren!«, rief er. Im selben Augenblick fiel sein Blick auf etwas Blinkendes, das vor seinen Füßen im Schnee lag.

42. Kapitel
    H
ugo bückte sich und hob seinen Fund mit spitzen Fingern auf.
    Es war ein etwa fünf Zentimeter langer Silberanhänger an einem Lederband.
    Lupus und Otis kamen, den kleinen Jake fest zwischen sich untergehakt, näher heran.
    »Die Kette hat der Alte schnell noch abgenommen, bevor ihn der Vampir geschnappt hat«, verkündete Jake mit überheblichem Grinsen. »Der alte Trottel hätte dem Vampir lieber eins reinhauen sollen, wenn ihr mich fragt.«
    »Wir haben dich aber nicht gefragt, also halt die Klappe«, herrschte ihn Lupus unerwartet unfreundlich an.
    »Ich hab auch genug von den Unverschämtheiten dieses Gauners!« Otis drehte sich zu den anderen um. »Ich knüpf den Burschen jetzt irgendwo auf, wo er uns mit seinen Lügen nicht länger behelligen kann.« Er schleifte Jake zu einer kleinen Schlucht. Hugo betrachtete immer noch den Anhänger.
    »Was ist das denn?«, wollte Lupus wissen.
    »Ein kleiner Silberdolch«, sagte Hugo leise. »So einen hat Bartolomeu Diaz allen Mitgliedern seiner Besatzung geschenkt. Er sollte ihnen bei der berühmten Umsegelung des Kaps der Guten Hoffnung Glück bringen. Mein Vater ist damals auch mitgefahren,aber sein Schiff ist verschollen. Ihn konnte der Anhänger nicht beschützen, aber Onkel Walter trägt seinen immer noch, weil er ihn an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert und daran, dass man aus jedem Tag das Beste herausholen soll. Er sagt immer, wenn er sich mal selbst bemitleidet, braucht er bloß den Anhänger in die Hand zu nehmen, schon preist er sich wieder einen glücklichen Menschen … schon weil er,

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