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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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…«
    »Schluss!«, sagte Hugo nachdrücklich.
    »Lass gut sein, Hugo«, entgegnete Kristall leise. »Ich kann mit Herkules’ Einstellung umgehen. Er muss sich über mich lustig machen, weil er nichts von übersinnlichen Dingen versteht. Aber es ist nett von dir, dass du mich in Schutz nehmen willst.«
    »Ich wollte dich eigentlich gar nicht in Schutz nehmen. Offen gestanden bin ich derselben Meinung wie Herkules. Deine Vorhersagen sind meistens Schüsse ins Blaue … und treffen eher selten.« Um Kristall zu zeigen, dass er ihr das nicht übel nahm, streichelte Hugo das seidige Fell der Katze. »Ich habe Herkules unterbrochen, weil mir etwas eingefallen ist, als er von Horoskopen und Sternzeichen gesprochen hat. Die Kiesel sind wie das Tierkreiszeichen Wassermann angeordnet. Das ist ein Sternbild.«
    Kristall leckte sich die Pfote, Lupus runzelte die Stirn, Herkules blinzelte verdutzt.
    »Ja, und?«, fragte Otis gespannt.
    Hugos Miene verfinsterte sich. »Was das zu bedeuten hat, weiß ich leider noch nicht. Vielleicht ist es auch nur Zufall. Wir werden sehen.«
    »Ts, ts, ts«, machte Herkules. »Du redest ja schon genauso wirres Zeug wie Kristall.«

40. Kapitel
    U
nd?«, fragte der kleine Jake gereizt.
    Walter runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Irgendwo hier muss es sein.«
    »Pass mal auf, Kartenmann! Erzähl mir jetzt bloß nicht, du hast dich verlaufen. Das nehm ich dir nicht ab!« Der kleine Jake stupste Walter die Schwertspitze unters Kinn. »Ich brauch dich ja wohl nicht dran zu erinnern, dass auf dem Weg, den du uns geführt hast, schon ’ne ganze Menge Leute ihr Leben gelassen haben, oder?«
    »Nein, das brauchst du nicht. Wir haben uns auch nicht verlaufen.« Walter gab sich Mühe, beim Sprechen nicht den Unterkiefer zu bewegen. »Ich weiß genau, wo wir sind. Nur wo Mephistos Schloss liegt, ist mir nicht klar.«
    »Onkel Walter, Onkel Walter!«
    Walter fuhr erschrocken herum. Sein Neffe Hugo kam durch den Schnee auf ihn zugestürmt. Der eisige Wind fegte ihm die blonden Locken aus dem Gesicht und er grinste über beide sommersprossige Backen.
    »Wer ist das denn?«, fragte der kleine Jake ungehalten.
    »Mein Neffe.« Walter ließ sich auf ein Knie nieder und breitete strahlend die Arme aus. Dabei überlegte er fieberhaft, wie er Hugo vor dem Banditen beschützen könnte.
    »Bleib stehen, Kleiner, oder ich schneide …« Doch da stürzte sich Hugo schon in die Arme seines Onkels und hätte ihn vor lauter Wiedersehensfreude beinahe umgeworfen.
    Walter drückte Hugo mit den gefesselten Händen an sich, stand lachend auf und drehte sich mit dem Jungen einmal um sich selbst.
    »Ist das eine Freude, Hugo! Ich hab’s ja gewusst, dass es dir gelingt, Marcellos Karte zu entschlüsseln. Bist du allein hier?«
    »Die anderen kommen nach. Sie müssten gleich da sein. Du hast mir schrecklich gefehlt, Onkel Walter!«
    Walter hob die Hände und wuschelte Hugo durch die Haare. »Himmel, ist dein Gesicht kalt, Hugo!«
    Hugo entgegnete nichts, sondern barg das Gesicht an Onkel Walters Nacken.
    »Du bist ja der reinste Eisklotz. Fehlt dir was?«
    Plötzlich riss Walter vor Schreck und Schmerzen die Augen auf. Er packte Hugo beim Schopf und riss ihm den Kopf in den Nacken. Was er erblickte, jagte ihm einen tödlichen Schrecken ein.
    Das Gesicht des Jungen war leichenblass, fast durchscheinend, seine Augen dagegen waren blutrot. Er fletschte die Zähne und sein zahnlückiges Kindergebiss wurde von zwei langen Reißzähnen eingerahmt, von denen es scharlachrot in den Schnee tropfte.
    Walter wollte den Vampir abschütteln, doch der grub ihm die Klauen in die Schulter und hielt ihn gepackt wie ein Raubtier seine Beute. Walter konnte ihn nur am Haar von sich wegziehen, um dem todbringenden Gebiss und dem fauligen Atem auszuweichen.
    Mit einem Mal merkte Walter, dass sich sein Griff immer fester um das Ungeheuer schloss. Muskeln und Sehnen knirschten, der Vampir jaulte wie in Todesqualen. Er wuchs und wuchs, und schließlich wurde Walter vom Boden hochgehoben und kam sich wie ein kleines, schwaches Kind vor.
    Vor seinem entsetzten Blick verzerrte und verformte sich das Gesicht des Ungeheuers. Die Stirn wurde flacher, das Kinn eckig, die Zähne wurden noch länger.
    Der kleine Jake wich erschrocken zurück. Er wollte um Hilfe rufen, bekam aber vor Angst keinen Ton heraus. Er wollte wegrennen, konnte sich aber nicht von der Stelle rühren.
    Der Kartenzeichner strampelte mit den Beinen in der Luft. Es gelang ihm

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