Perdido - Im Bann des Vampirjägers
herauszumeißeln. Das hier ist der offizielle Haupteingang.«
»Dann hatte Margery also recht und es gibt das Schloss tatsächlich«, sagte Kristall ehrfürchtig.
Hugo hatte einen ganz trockenen Mund, als er die in Eis und Schnee gehüllten Türmchen und Zinnen betrachtete. »Ich kann’s immer noch nicht fassen, dass wir endlich am Ziel sind!«
»Freut euch nicht zu früh. So atemberaubend der Anblick auch sein mag, die Festung wird garantiert von Vampirposten streng bewacht«, brachte Otis sie wieder auf den Boden der Tatsachen. »Macht euch auf das Schlimmste gefasst.«
Hugo zog sein Schwert und trat Seite an Seite mit Otis durch das mit Eiszähnen behängte Tor. Die anderen folgten.
Hugo hatte unebene Felswände erwartet, doch stattdessen standen sie in einem Gang mit glattem Granitfußboden und kalten, geschliffenen Wänden. Die Decke war gewölbt, am hinteren Ende des Flurs tanzte der rötliche Schein einer einzelnen Wandfackel.
Im Vorübergehen nahm Otis die Fackel aus der Halterung und leuchtete ihnen den Weg. Alle gaben sich Mühe, ganz leise zu sein. Es war kalt und roch ein wenig muffig. Man hörte nur ihre tappenden Schritte und das leise Geraschel von Otis’ seidenem Umhang.
Der Flur mündete in einen viereckigen Saal mit hoher Gewölbedecke und einer breiten Wendeltreppe, die nach oben und unten führte. Auch hier war an jeder Wand nur jeweils eine Fackel angebracht, der Raum lag in unheimlichem Zwielicht.
»Wo bleibt denn das Begrüßungskomitee, hä?«, raunte Herkules. »So kann ich dieses Etablissement meinen Freunden leider nicht weiterempfehlen.«
Da ertönte auf einmal schrilles Gekreisch. Zwei schemenhafte Umrisse flatterten von der Decke und landeten vor Hugos Füßen. Die beiden Gestalten blieben in geduckter Haltung hocken. Sie trugen schwarze Kapuzenumhänge. Wieder zwei schrille Schreie – noch zwei dieser Wesen erschienen und schnitten ihnen den Rückweg durch den Flur ab.
»Da hast du dein Begrüßungskomitee«, flüsterte Hugo seinem Freund zu.
Ohne sich abgesprochen zu haben, stellten sich Hugo, Otis und Lupus verteidigungsbereit im Dreieck auf. Kristall blieb mit ausgefahrenen Krallen in der Mitte sitzen.
Es war eiskalt im Saal, als hätten die Vampire jeden Hauch von Wärme aufgesogen.
»Ich muss jetzt mal ganz dumm fragen«, ließ sich Lupus vernehmen, »aber was machen wir jetzt?«
Einen Augenblick lang blieb es totenstill.
Dann gingen alle vier Vampire gleichzeitig zum Angriff über.
Halb laufend, halb fliegend stürzten sie sich auf die kleine Schar, berührten kaum den Fußboden. Eiter triefte aus ihren aufgerissenen Augen, sie zogen die blutleeren Lippen zurück und bleckten die blitzenden langen Zähne.
Otis reagierte als Erster. Er machte einen geübten Ausfallschritt und trennte dem vordersten Vampir mit einem einzigen Hieb den Kopf vom Rumpf. Das Gesicht des Ungeheuers war noch zur mordlustigen Grimasse verzogen, als der Kopf schon durch die Luft flog und über den Boden polterte.
Otis ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern ließ sich flink auf ein Knie nieder und holte schwungvoll mit der Waffe aus. Diesmal traf er einen Vampir an den Beinen. Das Scheusal jaulte auf, und Otis stieß ihm die Silberklinge ins Herz.
Im Handumdrehen waren von Otis’ beiden Opfern nur noch zwei Staubhäufchen übrig. Hugo und Lupus erwehrten sich ihrer Gegner unterdessen mit der gleichen Entschlossenheit, wenngleich mit deutlich weniger Eleganz.
Lupus stand da wie angewurzelt und schlug mit den langen Armen um sich. Sein Vampirgegner trug zwar zahlreiche parallele Kratzspuren von den scharfen Fingernägeln des ungepflegten Gebirgsmenschen davon, was das Scheusal jedoch nicht weiter zu stören schien.
Hugo ging langsam rückwärts und hielt seinen Gegner mit dem Schwert auf Abstand. Dann spürte er, dass er mit dem Rücken zur Wand stand. Jetzt konnte er nicht mehr ausweichen. Der Vampir stürzte sich auf ihn. Hugo stach verzweifelt zu. Der Vampir wich ein Stück zurück, betrachtete mit abfälligem Grinsen den silbernen Knauf, der aus seiner Brust ragte, und zog die Waffe einfach wieder heraus. Hugo begriff, dass er das Herz seines Gegners verfehlt hatte.
Doch plötzlich färbte sich die leichenblasse Haut des Ungeheuers schwarz wie ein Blatt Papier, das man über eine Kerzenflamme hält. Die Augen schrumpelten ein wie zwei Rosinen, die Gesichtszüge verschwammen und der ganze Vampir zerbröselte zu einem Häufchen Asche.
»Volltreffer, Hugo!«, sagte
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