Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
nicht, sich zu befreien. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er, die engen Handfesseln zu lockern, bis es ihm tatsächlich mit letzter Kraft gelang, sie so zu weiten, dass er hinausschlüpfen konnte. Aber jetzt war er viel zu erschöpft, um sich weiter gegen den Vampir zu wehren, und betastete nur fahrig seinen Nacken.
    Der Vampir packte sein Opfer am Hals und hielt es mit ausgestrecktem Arm von sich weg. Das lange schwarze Haar wehte ihm wie eine Mähne um das Gesicht, ein schwarzer Umhang flatterte um seine Schultern.
    »Ich bin Mephistos Oberster Wächter«, knurrte er. »Ihr werdet sein Schloss niemals finden, werdet ihm niemals das Juwelenschwert entreißen.«
    »Ich weiß, wer du bist, und ich weiß auch, wo sich Mephisto versteckt«, röchelte Walter. »Andere werden uns folgen und deinem geliebten Herrn das Juwelenschwert ins Herz, oder was auch immer er in der Brust trägt, stoßen.«
    »Die sollen ruhig kommen.« Der Vampir grinste heimtückisch. »Ich bin heute Abend besonders durstig.«
    Er zog Walter zu sich heran und setzte ihm die Zähne an die Kehle.
    »ZU HILFE! EIN VAMPIR!« Der kleine Jake hatte endlich die Sprache wiedergefunden. Der Vampir drehte sich nach ihm um und musterte ihn mit rot glühenden Augen.
    Das Ungeheuer zog die blutbeschmierten Lefzen zurück, dann legte es den Kopf in den Nacken und stieß ein grausiges Triumph- und Wutgeheul aus. Es hallte durch das ganze Tal und in die Nacht hinaus.
    Der kleine Jake wurde ohnmächtig.

41. Kapitel
    K
ristall blieb mit gespitzten Ohren wie angewurzelt stehen. »Hört ihr das auch?«, zischelte sie.
    »Was denn?«, fragte Hugo.
    »Das! Dieses Geheul! Wie von einem Tier.«
    Alle lauschten. Herkules schlüpfte aus Hugos Tornister, kletterte auf die Schulter seines Freundes und breitete die Ohren aus. »Ich hör’s«, raunte er.
    »Es klingt wie Schmerzensgeheul«, meinte Lupus.
    »Kommt weiter«, sagte Hugo.
    Aber was sie dann vernahmen, verschlug allen den Atem.
    » ZU HILFE ! EIN VAMPIR !«
    »Na, was sagt unsere Hellseherin dazu?«, fragte Herkules spöttisch. »Dieser Hilferuf ist natürlich sehr schwer zu deuten, aber wenn wir alle zusammen ganz doll überlegen, gelingt es uns vielleicht.«
    Es folgte ein mörderisches Geheul, von dem ihnen allen die Haare beziehungsweise das Fell zu Berge standen.
    Hugo fasste sich als Erster und eilte mit gezücktem Schwert bergab, den schaurigen Lauten entgegen, wobei er im tiefen Schnee die Beine fast bis an die Brust heben musste. Kristall, Lupus und Otis liefen hinterher.
    »Schne-ller, Hu-go, schne-ller, Hu-go!«, feuerte der durchgeschüttelte Herkules den Jungen an.
    Der Abhang ging in ein schmales Tal über, das in einen zugefrorenen See mündete. Die Gruppe blieb keuchend stehen und sog gierig die kalte Nachtluft ein.
    »Was ist das da drüben?« Kristall streckte die Pfote aus. »Da liegt jemand im Schnee.«
    Hugo lief hin und kniete sich neben den Liegenden. Der kleine Jake kam eben wieder zu sich.
    »Was ist passiert?«, fragte Hugo. »Und wo ist mein Onkel?«
    Der kleine Jake setzte sich auf und blickte verwundert in die Runde. Da war der blonde Junge, der sich in einen Vampir verwandelt hatte, allerdings trug er diesmal eine ulkige schlappohrige Maus auf der Schulter, außerdem waren da eine silbergraue Katze, ein schwarz gekleideter Fremder mit einem gefährlich funkelnden Säbel sowie ein abgemagerter Bursche mit langen, verfilzten Haaren und zotteligem Bart.
    »Hau ab!«, kreischte der kleine Jake panisch. »Mich kriegst du nicht, verfluchter Vampir!«
    Er versuchte, rückwärts davonzukriechen, aber Otis packte ihn am Kragen.
    »Ich bin kein Vampir«, sagte Hugo. »Sonst hätte ich ja wohl kaum eine Knoblauchkette um den Hals.«
    »W-w-wer bist du dann?«
    » Ich stelle hier die Fragen.« Hugo versetzte Jakes Waffe einen Tritt und schwang sein Schwert, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Ich frage dich noch einmal, danach werde ich richtig böse: Wo ist Walter Bailey?«
    »Der ist tot«, antwortete der kleine Jake tonlos. »Der Vampir hat ihn erwischt. Kam angestürmt wie du grade eben, aber dann hat er sich in ein Ungeheuer verwandelt – hat den Kartenmann einfach hochgehoben. Mein Lebtag hab ich so was Gruseliges noch nicht gesehn.«
    Hugo wurde es ganz schwindlig. Er trat einen taumelnden Schritt vor und stieß das Schwert in den Schnee, um sich daran festzuhalten.
    »Mein Onkel ist nicht tot«, widersprach er dann energisch. »Das kann nicht sein.«
    »O doch, da kannst du

Weitere Kostenlose Bücher