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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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winzigen Krämerläden, die bis spät geöffnet haben, Meilen entfernt von dort, wo wir hausen. Jeder Blick aus Augenwinkeln, jedes Anschauen, jeder Ruf, plötzlicher Hufschlag, schnelle Schritte, das pneumatische Fauchen eines Konstrukts, verursacht einen Stich der Angst.
    Wir sind die Meistgesuchten in New Crobuzon. Welche Ehre, welche zweifelhafte Ehre.
     
    Lin will Färberbeeren.
    So interpretiert Isaac ihr Verhalten. Die unbeholfenen Kaubewegungen, das Pulsieren ihrer Speidrüse (ein beunruhigend sexueller Anblick).
    Derkhan erbietet sich zu gehen. Auch sie liebt hin.
    Sie arbeiten Stunden an Derkhans Maske, mit Wasser, Butter und Ruß, Lumpen von überallher, Esswaren und Farbresten. Nach der Prozedur hat sie glattes, schwarzes Haar, das glänzt wie Pechkohle, und eine wulstige Narbe quer über der Stirn. Sie hält sich gebückt und verzieht das Gesicht, sodass sie aussieht wie eine bösartige alte Vettel.
    Nachdem sie gegangen ist, verbringen Isaac und ich Stunden mit ängstlichem Warten. Es fällt kaum ein Wort zwischen uns.
    Lin setzt ihren vernunftlosen Monolog fort, und Isaac bemüht sich, mit den eigenen Händen zu antworten, streichelt sie und spricht zu ihr mit einfachen Zeichen, langsamen Bewegungen, als wäre sie ein Kind. Aber sie ist kein Kind, sie ist zur Hälfte erwachsen und sein Verhalten macht sie zornig. Sie will weggehen und fällt hin, ihre Glieder wollen ihr nicht gehorchen. Sie hat Angst vor ihrem eigenen Körper. Isaac hilft ihr, setzt sie hin und füttert sie und massiert ihre verkrampften Schultern, die immer noch die Spuren roher Misshandlungen tragen.
    Derkhan kehrt zurück, von uns mit erleichtertem Murmeln empfangen, und bringt mehrere Stangen Paste sowie eine große Hand voll verschiedener Beeren. Ihre Farben sind frisch und leuchtend.
    Ich dachte schon, der verdammte Konzil hätte uns aufgespürt, berichtet sie. Ich hätte schwören können, dass ein Konstrukt hinter mir her ist. Ich habe auf dem Weg durch Kinken tausend Haken geschlagen, um es abzuschütteln.
    Keiner von uns weiß, ob sie wirklich verfolgt wurde.
    Lin ist aufgeregt. Ihre Fühler und Kopfbeine wedeln. Sie versucht, einen Stab Paste zu zerkauen, aber sie zittert und krümelt und kann ihre Mundwerkzeuge nicht beherrschen. Isaac hat Geduld mit ihr. Er schiebt die Paste nach und nach zwischen ihre Kiefer, unauffällig, als würde sie selbst essen.
    Es dauert einige Minuten, bis der Kopfkäfer die Paste verdaut und der Speidrüse zugeführt hat. Während wir warten, zeigt Isaac Lin in der hohlen Hand eine Auswahl von Färberbeeren, bis er glaubt, an ihren Reaktionen zu erkennen, welche sie möchte. Er füttert sie damit, langsam und vorsichtig.
    Wir schweigen. Lin kaut und schluckt konzentriert. Wir beobachten sie.
    Minuten vergehen und ihre Drüse schwillt. Wir beugen uns vor, erwartungsvoll, wollen sehen, was sie hervorbringt.
    Sie öffnet die Drüsenlippen und eine Kugel feuchter Kheprispei tritt aus. Sie schwenkt fahrig die Arme, als die Masse formlos und schleimig hervorquillt und auf den Boden platscht wie ein weißer Hundehaufen. Ein dünner Strahl Beerensaft sprudelt hinterher, sprenkelt bunt über den hässlichen Klecks.
    Derkhan wendet den Blick ab. Isaac weint, wie ich noch keinen Menschen weinen gesehen habe.
    Draußen, außerhalb der Wände unseres primitiven Verschlags, suhlt die Stadt sich dreist in ihrer Freiheit, selbstgefällig wie zuvor und furchtlos. Sie ignoriert uns. Sie ist undankbar. Die Tage sind kühler in dieser Woche, ein kurzes Erbarmen des tyrannischen Sommers. Wind weht böig vom Meer landeinwärts, vom Delta des Gross Tar und von Iron Bay. Jeden Tag laufen Schiffe ein. Sie stauen sich den Fluss hinunter, warten darauf, Fracht zu übernehmen oder geleichtert zu werden, Kauffahrer aus Kohnid und Tesh, Forscher aus aus den Firewater Straits, schwimmende Fabriken aus Myrshock, Flibustiers aus Figh Vadiso. Letztere gebärden sich hier, fern vom Meer, respektabel und gesetzesfürchtig. Wolken tanzen wie Bienen um die Sonne. Die Stadt brodelt. Sie hat vergessen. Der Schatten einer Erinnerung an einen einst gestörten Schlaf ist geblieben, nicht mehr.
    Ich kann den Himmel sehen. Es sind Streifen Licht zwischen den Brettern, die uns einschließen. Ich wünsche mich fort von hier. Fast kann ich den Wind spüren, die plötzliche Schwere von Luft unter mir. Ich würde gern aus der Höhe auf dieses Haus und diese Straße hinunterblicken. Ich wünschte, es gäbe nichts, um mich hierzu halten, dass

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