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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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durch die schwüle Luft hinauf bis dorthin, wo die Handlingerpaare zwischen Flucht und Angriff unentschlossen umhertorkelten.
    Der Hunde-Sinistral erhaschte einen Blick auf weit gespannte Flügel, die unter ihm die Luft peitschten. Er stieß ein mentales Gewinsel aus und fühlte, wie der Rescue-Dextrier, seine Angst mitempfindend, in der Luft zu taumeln begann. Der Sinistral rang um Beherrschung.
    Gevattern zu mir, rief er und spornte seinen Dextrier an, höher zu steigen und höher.
    Die anderen gehorchten, beschrieben eine nach innen geneigte Kurve und ordneten sich nebeneinander ein. Die gegenseitige Nähe gab ihnen Kraft. Gewappnet mit strikter Disziplin bildeten sie eine Reihe, eine militärische Angriffslinie: fünf Dextrier mit Augenbinde, leicht nach vorn, nach unten geneigt, Lippen gespitzt, bereit zum Stichflammen. Die Gesichter der Sinistrals waren nach oben gerichtet, zu den Sternen. Sie suchten den Himmel nach den Feinden ab. Ihre Spiegel waren schräg erdwärts gerichtet und zeigten ihnen New Crobuzons nächtliches Vista, eine krängende Ansammlung von Schindeln und Gassen und Glaskuppeln.
    Sie beobachteten, wie die Gierfalter atemberaubend schnell näher kamen.
    Wie merken uns?, fragte ein Sinistral beunruhigt. Sie hielten ihre Denkporen hermetisch verschlossen. Eigentlich konnten sie nicht gewittert werden. Wie hatte es geschehen können, dass sie von Verfolgern zu Gejagten wurden?
    Doch bald erkannten sie, dass sie nicht entdeckt waren.
    Der größte Falter, an der Spitze des ungeordneten Keils aus Flügeln, war umsponnen von einer Art flackernden Aura, die ihn behinderte. Sie sahen, dass die furchteinflößenden Waffen des Gierfalters, seine Harpunententakel und gezähnten Knochenlanzen, wild peitschten und stachen. Die riesigen Zähne schnappten knirschend scheinbar ins Leere.
    Denn es sah aus, als kämpfte er gegen einen Geist. Sein Gegner waberte zwischen den Dimensionen; seine Form flüchtig wie Rauch, erschien und verschwand er wie ein Schatten: Ein arachnoider Albtraum von ungeheurer Größe, der durch eng verknüpfte Wirklichkeiten tanzte und mit grausamen Chitinmacheten nach dem Gierfalter hieb.
    Weber!, verkündete einer der Sinistrals aufatmend, und sie forderten ihre Dextrier auf, sich unauffällig von dem aerobatischen Mêlée zurückzuziehen.
    Die anderen Falter umkreisten ihren Bruder, bemühten sich, ihm zu helfen. Abwechselnd, nach einem unvorhersehbaren Plan, griffen sie an. Sobald der Weber sich manifestierte, stürzte einer sich auf ihn, hieb Scharten in seine Panzerung, aus denen sein Lebenssaft spritzte, bevor er wieder verschwand. Ungeachtet seiner Wunden riss der Weber große Stücke Gewebe aus dem Vexierleib des Gierfalters und etwas primitives, teerähnliches Blut.
    Der Falter und der Arachnide duellierten sich in einem fantastischen Wirbel huschender Bewegung; Attacke und Riposte erfolgten so schnell hintereinander, dass das Auge nicht zu folgen vermochte.
    Endlich waren die Falter kämpfend bis unter die Traumhülle über der Stadt gestiegen, durchstießen sie und erreichten die Ebene, wo die mentale Aura pulsierte, die die Handlinger angelockt hatte.
    Es war offensichtlich, dass die Falter sie ebenfalls spüren konnten. Der kleinste von ihnen, mit verwachsenem Körper und verkrüppelten Flügeln, löste sich von der Gruppe und entrollte eine monströse Zunge, die zitternd die Luft schmeckte und dann in den geifernden Rachen zurückschnellte.
    In fahrigem Schlingerflug gaukelte der kleine Falter durch den Himmel, umkreiste unschlüssig die beiden Kämpfenden, dann schien eine andere Lockung stärker zu werden und er stieß zielstrebig hinab, in die Richtung von Griss Twist.
    Die Desertation des Kleinsten aus dem Wurf verwirrte die Gierfalter. Sie strebten auseinander, drehten die Köpfe mit aufgeregt wedelnden Fühlern nach allen Seiten.
    Die gebannt beobachtenden Sinistrals prallten erschreckt zurück.
    Jetzt!, drängte einer. Verwirrt, abgelenkt, greifen wir mit Weber an!
    Die anderen zögerten.
    Bereit zum Stichflammen!, teilte der Hunde-Handlinger dem Rescuehandlinger mit.
    Während die Falter getrennt in immer weiteren Kreisen um das kämpfende Paar in der Mitte herumflogen, drehten sie sich in der Luft. Die Sinistrals schrien sich gegenseitig an.
    Attacke!, kreischte der Parasit des schmächtigen Schreibers hysterisch. Attacke!
    Die alte Dame schoss ruckartig vorwärts, als der verängstigte Sinistral seinen Dextrier vorpreschen hieß – gerade, als einer der Falter

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