Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
Vom Netzwerk:
Willens die Schatten zu zwingen, dass sie ihn vor Entdeckung schützten. Schließlich setzte er sich in Trab.
    Nach etwa der halben Strecke spürte er eine heftige Bö, einen von Schwingen entfachten Sturm. Isaac schaute zurück und nach oben, zu dem zerbrochenen Fenster am Apex des Gebäudekeils.
    Der dritte Gierfalter, von den Geschwistern heimgerufen, zwängte sich scharrend, in würdeloser Hast ins Innere des Hauses.
    Isaac schlug das Herz bis zum Hals, aber die Kreatur beachtete ihn nicht, all ihr Sinnen und Trachten galt einzig dem Nest und der vernichteten Brut.
    Als Isaac sich wieder abwenden wollte, bemerkte er, dass auch die Kaktusleute am hinteren Ende des Komplexes den Lärm gehört hatten. Von dort, wo sie standen, konnten sie das Fenster nicht sehen und nicht das monströse Wesen, das in das Haus eindrang. Aber Isaac sahen sie, der fett und feige vor ihnen davonlief.
    »Scheiße«, ächzte Isaac und spornte sich zu einem schwerfälligen Galopp.
    Hinter ihm ein Durcheinander von Rufen. Eine Stimme erhob sich über die anderen und bellte Kommandos. Mehrere Kaktuskrieger lösten sich von der Gruppe an der Tür und machten sich an die Verfolgung des verdächtigen Fremden.
    Sie waren keine schnellen Läufer, aber Isaac auch nicht. Ihre klobigen Waffen trugen sie wie gute Troupiers so, dass sie beim Laufen nicht behindert wurden.
    Isaac strengte sich nach Leibeskräften an. »Verdammt, ich bin auf eurer Seite«, brüllte er, doch er hätte sich den Atem sparen können. Seine Worte gingen unter im allgemeinen Geschrei. Selbst wenn man ihn gehört und verstanden hätte – die Kaktuskrieger, verstört und aufgebracht und rachedurstig, waren kaum in der Stimmung, ihm Zeit zu einer Verteidigung zu lassen.
    Die Kaktusleute brüllten, schrien nach Verstärkung. Aus benachbarten Straßen kam Antwort.
    Ein Pfeil schnellte aus der Gasse vor ihm, sauste an ihm vorbei und schlug hinter ihm in irgendeinen Körper. Ein Ächzen und ein schmerzlicher Fluch von einem seiner Verfolger. Isaac erkannte verschwommene Gestalten im Dunkel der Gassenmündung. Pengefinchess löste sich aus den Schatten und spannte erneut den Bogen. Sie schrie, er solle sich beeilen. Dahinter stand Tansell mit der Trombon und zielte unschlüssig über ihren Kopf hinweg. Sein Blick irrte suchend über das Stück Straße hinter Isaac. Er rief etwas in fragendem Ton.
    Derkhan und Lemuel und Yagharek standen fluchtbereit tiefer in der Gasse. Yagharek hielt seine Peitsche locker zusammengerollt in der Hand.
    Schnaufend rannte Isaac auf die Gefährten zu.
    »Wo ist Shad?«, brüllte Tansell ihm entgegen.
    »Tot«, brüllte Isaac zurück.
    Tansell stieß einen gellenden Schrei der Wut und Trauer aus. Pengefinchess blieb stumm, aber ihr Arm zuckte, und fast wäre ihr der Pfeil heruntergefallen. Sie sammelte sich und fasste erneut ihr Ziel ins Auge. Tansell feuerte unbeherrscht die Büchse ab. Der Schuss löste sich donnernd, und er geriet durch den Rückstoß ins Taumeln. Eine große Wolke Schrot zerstob harmlos über den Köpfen der Verfolger.
    »Nein!«, heulte Tansell. »O Jabber, nein!« Er starrte Isaac mit wildem Blick an, seine Augen beschworen ihn zu sagen, es sei nicht wahr.
    Isaac breitete die Hände aus. »Tut mir Leid, Kumpel, ehrlich, aber erst einmal müssen wir von hier verschwinden.«
    »Er hat Recht, Tan.« Pengefinchess’ Stimme klang mühsam beherrscht. Sie ließ den nächsten Pfeil von der Sehne, den mit der Federklingenspitze, der tiefe Wunden in Kaktusfleisch zu reißen vermochte. Sie erhob sich und legte den dritten Pfeil auf. »Nimm die Beine in die Hand. Denk nicht nach, lauf!«
    Ein hohes, pfeifendes Surren, und ein Tschakra grub sich neben Tansells Kopf in die Mauer. Mörtelsplitter spritzten nach allen Seiten.
    Die Schar der Kaktusleute kam rasch näher. Man konnte ihre wütenden Gesichter erkennen.
    Pengefinchess ging rückwärts, sie packte Tansell am Arm und schüttelte ihn. »Komm schon!«, fuhr sie ihn an. Er hatte die Büchse fallen gelassen, sprach mit tiefer Stimme leise vor sich hin und krümmte die Finger zu Krallen.
    Pengefinchess lief los und zerrte ihn mit sich. Die anderen folgten ihr in das verworrene Labyrinth der Seitenwege, durch das sie gekommen waren.
    Die Luft hinter ihnen war erfüllt von den Hornissenschwarmgeräuschen der Wurf- und sonstigen Geschosse. Tschakras und Axtmesser pfiffen an ihnen vorbei.
    Pengefinchess legte ein erstaunliches Tempo vor. Sie rannte und sprang, hin und wieder drehte sie sich um

Weitere Kostenlose Bücher