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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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und schoss einen Pfeil ab, fast ohne zu zielen, dann lief sie weiter.
    »Konstrukte?«, rief sie Isaac zu.
    »Im Arsch«, antwortete er schnaufend. »Findest du den Weg zurück zu dem Schacht, aus dem wir gekommen sind?«
    Sie nickte und bog scharf um eine Hausecke. Die anderen folgten dichtauf. Als Pengefinchess sie in den schäbigen Winkel am Kanal führte, wo sie sich versteckt gehalten hatten, blieb Tansell plötzlich stehen und drehte sich um. Sein Gesicht war dunkelrot. Isaac schaute ihn fragend an und sah, wie in Tansells Augenwinkel eine kleine Ader platzte.
    Er weinte Blut. Er blinzelte nicht. Er wischte es nicht ab.
    Pengefinchess, am Ende der Gasse, schrie, er solle vernünftig sein, doch er schien sie gar nicht zu hören. Seine Hände und Gliedmaßen zitterten wie im Krampf. Er hob die verkrümmten Hände und Isaac sah, dass seine Adern zum Bersten dick hervortraten, wie eine Reliefkarte unter seiner Haut.
    Tansell ging ein Stück des Wegs zurück, bis zu der Ecke, wo die Verfolger auftauchen würden.
    Pengefinchess rief ein letztes Mal nach ihm, dann sprang sie mit einem mächtigen Satz über eine bröckelnde Mauer. Die anderen forderte sie auf, ihr zu folgen.
    Isaac behielt Tansell im Auge, während er sich rückwärts gehend auf die Mauer zubewegte.
    Derkhan nahm den Weg über ein morsches Treppchen, zögerte oben einen kurzen Moment und sprang dann in den verborgenen Hof hinunter, wo die Vodyanoi sich mit dem Kanaldeckel abmühte. Yagharek brauchte weniger als zwei Sekunden, um die Mauer zu ersteigen und auf der anderen Seite hinunterzuspringen. Isaac streckte die Arme hoch, tastete nach einem Halt am Mauerwerk, dabei schaute er sich noch einmal um. Lemuel kam angelaufen, er hatte für die einsame Gestalt Tansells nicht einen Blick.
    Tansell stand am Eingang der Gasse. Er zitterte vor Anstrengung, geschüttelt von der thaumaturgischen Energie, die ihn durchströmte. Sein Haar sträubte sich. Isaac sah, wie kleine, ebenholzschwarze Funken von seinem Körper wegsprangen, und gefährlich knisternde Lichtbögen. Die ungebärdige Spannung, die unter seiner Haut hervorsprühte und -blitzte, war schwärzer als schwarz. Sie leuchtete negativ, mit Nichtlicht.
    Die Kaktusleute bogen um die Ecke und waren über ihm.
    Die Vorhut des Trupps prallte zurück beim Anblick dieser seltsamen, dunkel leuchtenden Erscheinung mit den Krallenhänden eines vergeltungheischenden Knochenmanns, von Kopf bis Fuß umhüllt von einer Aura geladener Thaumaturgonen.
    Bevor sie wussten, was tun, stieß Tansell ein heiseres Knurren aus, und zischende, kugelblitzartige Entladungen schwarzer Energie fuhren den Kaktuskriegern aus seinem Körper entgegen.
    Die Hexladungen explodierten an den getroffenen Kaktusleuten und liefen sich verästeltend, knisternd über ihren ganzen Körper. Sie wurden meterweit zurückgeschleudert und fielen schwer auf das Kopfsteinpflaster. Einer blieb liegen und rührte sich nicht mehr. Die anderen wanden sich schreiend.
    Tansell reckte die Arme in die Höhe, gleichzeitig trat ein Kaktuskrieger vor, der seine Axt weit hinter der Schulter hielt. Er schwang sie in einem mächtigen, kraftvollen Bogen.
    Die schwere Klinge fuhr in Tansells linke Schulter. Sofort bei Berührung seiner Haut wirkte sie als Leiter der Nullspannung, die in seinem Körper summte. Tansells Angreifer durchfuhr ein gewaltiger Schlag, er wurde von der Gewalt des Stromstoßes zurückgeschleudert, Lebenssaft spritzte aus seinem zerschmetterten Arm, aber die Wucht des Hiebs trieb die Axt durch Schichten aus Fett und Fleisch und Bein, spaltete Tansells Oberkörper von der Schulter bis unter das Sternum, ein klaffender Riss, fast fünfzig Zentimeter lang. Über dem Magen blieb die Axt stecken, der Stiel vibrierte leise.
    Tansell entfuhr ein merkwürdiger Laut, ein Blaffen wie von einem verdutzten Hund. Die schwarze Nullspannung verströmte sich in Funkengarben mit dem gewaltigen Blutschwall aus der Wunde. Tansell fiel auf die Knie und kippte vornüber. Die Kaktusleute drängten heran, traten und schlugen nach dem sterbenden Mann.
    Isaac stieß einen gequälten Schrei aus und zog sich auf die Mauerkrone hinauf. Er machte Lemuel Zeichen: Beeil dich!, dann schaute er auf der anderen Seite hinunter in den dunklen Hof. Derkhan und Pengefinchess hatten den Weg in die Unterstadt geöffnet.
    Die Kaktusleute waren nicht gesonnen, sich mit dem einen Opfer zufrieden zu geben. Soweit sie nicht damit beschäftigt waren, ihre Wut an Tansells Leiche

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