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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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erlernen. Schon nach ein paar Monaten empfand er das Leben bei Hofe jedoch als unerträglich. Alles drehte sich um ritualisierte Kartenspiele, Jagdgesellschaften und die Verbreitung von nicht enden wollendem Klatsch und Tratsch. Nebensächlichkeiten wie einer beiläufigen Bemerkung von Herrn X oder dem Versäumnis von Frau Y, auf einer bestimmten Soiree zu erscheinen, wurde eine immense Bedeutung beigemessen. Über solche Nichtigkeiten konnten sich die Mitglieder des Hofes tagelang den Kopf zerbrechen. Nach einer Theatervorstellung wurde endlos darüber diskutiert, wer in Begleitung von wem aufgetaucht war, oder man ließ sich über die Aufmachung einer neuen Schauspielerin aus. Über das Theaterstück selbst sprach man eigentlich nie.
    Wenn Goethe es wagte, in einem Gespräch eine der Reformen zu erwähnen, über die er nachgedacht hatte, löste das stets Entrüstung bei den Höflingen aus. Was würde eine solche Reform für diesen oder jenen Minister bedeuten? Konnte es eventuell sogar eine Position bei Hofe gefährden? Jedes Mal gingen Goethes Ideen in einer hitzigen Debatte unter. Obwohl er einen der berühmtesten Romane der damaligen Zeit geschrieben hatte – Die Leiden des jungen Werther –, schien niemand sonderlich an seiner Meinung interessiert. Für die Höflinge war es wichtiger, dem gefeierten Schriftsteller ihre eigenen Ansichten kundzutun und zu hören, was er davon hielt. Letztendlich schienen ihre Interessen jedoch auf das engstirnige Leben bei Hofe mit all seinen Intrigen beschränkt zu sein.
    Goethe hatte das Gefühl, in eine Falle geraten zu sein: Er hatte die Stellung beim Herzog angenommen, und diese Aufgabe nahm er auch sehr ernst. Das gesellschaftliche Leben, zu dem er nun verdammt war, konnte er allerdings nur schwer ertragen. Goethe besaß jedoch genügend gesunden Menschenverstand, um sich nicht über Dinge zu beklagen, die er sowieso nicht ändern konnte. Also machte er aus der Not eine Tugend, akzeptierte die anderen Mitglieder bei Hofe als seine Begleiter für die kommenden Jahre und entwickelte eine Strategie: Er sprach nur sehr wenig und äußerte höchst selten eine Meinung zu irgendetwas. So brachte er seine Gesprächspartner dazu, sich immer ausführlicher über die unterschiedlichsten Themen auszulassen. Während er ihnen zuhörte, machte er ein wohlwollendes Gesicht, in Wirklichkeit beobachtete er sie jedoch, als wären sie Figuren in einem Theaterstück. Sie offenbarten ihm ihre innersten Geheimnisse, erzählten ihre belanglosen Dramen und teilten ihre dümmlichen Ideen mit ihm. Derweil lächelte Goethe ununterbrochen und nickte beifällig.
    Die Höflinge bemerkten nicht, dass sie Goethe unendlich viel Material lieferten – Charaktere, Dialogsequenzen und Geschichten über die menschliche Dummheit –, das er in seinen zukünftigen Theaterstücken und Romanen verwenden würde. Auf diese Weise verwandelte Goethe seinen gesellschaftlichen Frust in ein unterhaltsames und produktives Spiel.
    Der große österreichisch-amerikanische Filmregisseur Josef von Sternberg (1894–1969) stieg während der 1920er und 30er Jahre vom Botenjungen zu einem der erfolgreichsten Regisseure Hollywoods auf. In dieser Zeit entwickelte er eine Lebensphilosophie, die ihm in seiner Karriere als Regisseur, die bis in die 50er Jahre andauerte, gute Dienste erwies. Sein Motto lautete: Wichtig ist nur, was am Ende dabei herauskommt. Erklärtes Ziel war es, alle dazu zu bringen, am selben Strang zu ziehen, und die Produktion dennoch nach seinen eigenen Vorstellungen voranzutreiben. Um am Ende das gewünschte Resultat zu bekommen, war ihm dabei jedes Mittel recht. Die schwierigsten Hürden, die er bei der Realisation seiner Visionen überwinden musste, waren natürlich die Schauspieler, denn sie hatten immer nur ihre Karrieren im Kopf. Der Film als Ganzes war für sie lange nicht so wichtig wie die Aufmerksamkeit, die sie mit ihrer Rolle erzielen würden. Stets versuchten sie, sich selbst ins Rampenlicht zu rücken, und veränderten dabei nicht unerheblich die Qualität des Films. Um widerspenstige Schauspieler dazu zu bringen, seinen Vorgaben Folge zu leisten, griff von Sternberg zu einer trickreichen Methode.
    Im Jahr 1930 lud man von Sternberg nach Berlin ein, um dort seinen später berühmtesten Film Der blaue Engel zu drehen. Für die Hauptrolle war der weltbekannte Schauspieler Emil Jannings vorgesehen, und auf der Suche nach einer Besetzung für die weibliche Hauptrolle entdeckte er eine damals relativ

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