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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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unbekannte deutsche Schauspielerin namens Marlene Dietrich. (Von Sternberg sollte Dietrich später höchstpersönlich zum Star machen, indem er noch sieben weitere Spielfilme mit ihr drehte.) Mit Jannings hatte er schon früher gearbeitet und wusste, dass der Schauspieler ein unglaublich eitler Hohlkopf war. Er tat alles, um die Produktion zu stören. Jeden Versuch des Regisseurs, ihm Anweisungen zu geben, sah er als persönliche Beleidigung. Seine übliche Methode war es, den Regisseur so lange mit unnötigen Auseinandersetzungen zu reizen, bis dieser völlig entnervt aufgab und ihm seinen Willen ließ.
    Dieses Mal war von Sternberg jedoch vorbereitet und zog mit seinen eigenen Mitteln in den Kampf. Er war gewappnet gegen Jannings’ kindische Spielchen. Janningserwartete, dass der Regisseur jeden Morgen in seiner Garderobe erschien und ihm seine unendliche Zuneigung und Bewunderung bekundete. Von Sternberg tat dies klaglos. Jannings bat den Regisseur jeden Tag, ihn zum Mittagessen zu begleiten und sich seine Ideen zum Film anzuhören. Auch hier verhätschelte ihn von Sternberg und hörte sich geduldig Jannings’ schreckliche Vorschläge an. Sobald der Regisseur seine Aufmerksamkeit irgendeinem anderen Schauspieler widmete, bekam Jannings einen Eifersuchtsanfall, und von Sternberg musste die Rolle eines reuigen Ehemanns spielen. In all diesen belanglosen Dingen ließ von Sternberg Jannings seinen Willen und untergrub so dessen Zermürbungsstrategie. Am Drehort ließ er es prinzipiell nie zu Streitigkeiten kommen, aber da die Zeit knapp war, musste er den Schauspieler irgendwie dazu bringen, das zu tun, was er von ihm wollte.
    Als Jannings sich einmal aus einem nicht ersichtlichen Grund weigerte, die Szene durch eine bestimmte Tür zu betreten, ließ von Sternberg die heißeste Lampe bringen, die er zur Verfügung hatte. Er stellte den Scheinwerfer so auf, dass er Janning jedes Mal, wenn er an besagter Stelle stehen blieb, im Nacken brannte und er gezwungen war, durch die Tür hindurchzugehen. Als Jannings seine erste Szene in einem absolut lächerlichen, hochgestochenen Deutsch deklamierte, gratulierte ihm von Sternberg zu seinem exzellenten Tonfall und versicherte ihm, dass er die einzige Figur in diesem Film sein werde, die so sprach. Seine Sprache werde ihn hervorheben und richtig schlecht aussehen lassen, aber das solle ja so sein. Jannings ließ den arroganten Akzent sofort wieder bleiben. Wann immer der Schauspieler schmollend in seiner Garderobe saß, sorgte von Sternberg dafür, dass er in jedem Fall mitbekam, wie sich der Regisseur intensiv mit Marlene Dietrich beschäftigte. Prompt eilte der eifersüchtige Jannings wieder ans Set, um sich seine Aufmerksamkeit zurückzuerobern. Szene für Szene manövrierte von Sternberg Jannings auf diese Weise dahin, wo er ihn haben wollte, und verhalf ihm so zur vielleicht besten schauspielerischen Leistung seiner Karriere.
    Wie auch schon in Kapitel II (S. 86–89) beschrieben, zog Daniel Everett 1977 mit seiner Familie mitten ins Amazonasgebiet, um dort mit dem Volk der Pirahã zu leben. Everett und seine Frau waren Missionare und hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die Sprache der Pirahãs zu erlernen. Sie galt damals als die am schwierigsten zu dechiffrierende Sprache der Welt, und das Paar hatte vor, die Bibel in diese indigene Sprache zu übersetzen. Everett wandte verschiedene Methoden an, die man ihm während seiner sprachwissenschaftlichen Ausbildung beigebracht hatte, und konnte mit der Zeit große Fortschritte vorweisen.
    Ausgiebig hatte er das Werk des berühmtem Linguisten Noam Chomsky, der am MIT ( Massachusetts Institute of Technology ) tätig war, studiert. Chomsky vertrat die Ansicht, dass alle Sprachen im Wesentlichen miteinander verwandt seien. Er begründete dies damit, dass die Grammatik selbst in unseren Gehirnen fest vernetzt und somit Teil unseres genetischen Codes sei. Folglich war davon auszugehen, dass alle Sprachen dieselben Eigenschaften aufweisen. Everett war überzeugt von der Richtigkeit dieser These und arbeitete hart daran, diese universellen Eigenschaften auch in Pirahã auszumachen. In den langen Jahren, in denen er sich mit dieser Sprache beschäftigte, begegneten ihm jedoch immer mehr Ausnahmen, die Chomskys Theorie widersprachen. Das irritierte Everett.
    Nachdem er viel über diese Phänomene nachgedacht hatte, fiel ihm auf, dass die Sprache der Pirahã viele Besonderheiten aufwies, die mit dem Leben im Urwald zu tun hatten. So war

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