Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
daher eine frühere Sterbebett-Szene noch einmal umschreiben. Sie war psychologisch nicht realistisch genug. Zwei Tage später starb er, noch bevor die letzten seiner sieben Bände erschienen waren.
Schlüssel zur Meisterschaft
Der Fürst Wen Hui hatte einen Koch, der für ihn einen Ochsen zerteilte. […] Der Fürst Wen Hui sprach: »Ei, vortrefflich! Das nenn’ ich Geschicklichkeit!« Der Koch legte das Messer beiseite und antwortete dem Fürsten gewandt: »Der SINN ist’s, was dein Diener liebt. Das ist mehr als Geschicklichkeit. Als ich anfing, Rinder zu zerlegen, da sah ich eben nur Rinder vor mir. Nach drei Jahren hatte ich’s soweit gebracht, daß ich die Rinder nicht mehr ungeteilt vor mir sah. Heutzutage verlasse ich mich ganz auf den Geist und nicht mehr auf den Augenschein. Der Sinne Wissen hab’ ich aufgegeben und handle nur noch nach den Regungen des Geistes.«
D SCHUANG D SI, KLASSISCHER CHINESISCHER D ICHTER ,
4. J AHRHUNDERT V. C HR.
Viele Meister aus allen Epochen und allen Bereichen menschlicher Kultur beschreiben ein plötzliches Gefühl erhöhter geistiger Fähigkeiten nach vielen Jahren intensiver Beschäftigung mit ihrem Fachgebiet. Der große Schachmeister Bobby Fischer gab an, er denke über die einzelnen Züge seiner Spielfiguren auf dem Schachbrett hinaus. Mit der Zeit sah er »Kraftfelder«, durch die er den gesamten Spielverlauf vorausahnte. Der Pianist Glenn Gouldkonzentrierte sich nicht mehr auf Noten oder einzelne Teile der Musik, die er spielte, sondern er sah die Gesamtarchitektur des Stückes und brachte sie zum Ausdruck. Albert Einstein fand plötzlich nicht nur die Lösung für ein Problem, sondern gleich einen völlig neuen Blick auf das Universum in einem Bild, das er intuitiv erfasste. Der Erfinder Thomas Edison sprach von seiner Vision einer vollständig mit elektrischem Licht erleuchteten Stadt, und dieses komplexe System vermittelte sich ihm in einem einzigen Bild.
All diese Meister unterschiedlicher Fähigkeiten beschreiben ein Gefühl des mehr Sehens . Sie erfassten mit einem Mal eine ganze Situation durch ein einziges Bild oder eine Idee oder eine Kombination aus Bildern und Ideen. Sie erlebten diese Fähigkeit als Intuition oder Gespür.
Meister mit dieser besonderen Form der Intelligenz leisten enorme Beiträge zur Kultur. Man sollte daher erwarten, dass sich zahllose Bücher und Diskussionen mit dieser gesteigerten Intuition beschäftigen, und dass die damit verbundene Denkart für uns alle zu einem Ideal erhoben würde, das es anzustreben gilt. Seltsamerweise ist dies nicht der Fall. Diese Form der Intelligenz wird entweder ignoriert, den unerklärlichen Bereichen der Mystik und des Okkulten zugeschoben, oder dem Genie und den Genen zugeschrieben. Manche leugnen die Existenz solcher Fähigkeiten gleich ganz und behaupten, diese Meister hätten ihre Erfahrungen übertrieben und ihre angebliche Intuition sei nur eine Erweiterung des normalen Denkens auf der Basis größeren Wissens.
Für diese Verleugnung gibt es einen einfachen Grund: Die heutigen Menschen erkennen nur eine Form des Denkens und der Intelligenz an – die Rationalität. Rationales Denken ist von Natur aus sequenziell. Wir sehen ein Phänomen A und folgern daraus eine Ursache B und sehen vielleicht eine Reaktion C voraus. Beim rationalen Denken sind die einzelnen Schritte, die zu einer Schlussfolgerung oder einer Lösung geführt haben, immer nachvollziehbar. Es handelt sich um eine extrem effektive Form des Denkens, die uns weit gebracht hat. Wir entwickelten sie, um unsere Welt zu verstehen und ein gewisses Maß an Kontrolle über sie zu erlangen. Der Prozess, den Menschen durchlaufen, um durch rationale Analyse zu einer Lösung zu gelangen, kann in der Regel untersucht und bestätigt werden. Aus diesem Grund messen wir ihr einen so großen Wert bei. Wir mögen Dinge, die auf eine Formel reduziert und in knappen Worten beschrieben werden können. Die von verschiedenen Meistern beschriebene Intuition ist nicht auf eine Formel reduzierbar, und die einzelnen Schritte, die zu ihr führten, sind auch nicht nachvollziehbar. Wir können nicht in Albert Einsteins Gehirn hineinsehen und seine plötzliche Erkenntnis der Relativität von Zeit miterleben. Und weil wir nur die Rationalität als legitime Form der Intelligenz anerkennen, müssen diese Erfahrungen des »mehr Sehens« entweder außergewöhnlich schnelles rationales Denken sein, oder sie sind übernatürlich.
Der Prozess, der zu dieser
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