Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
jedem Wettbewerb, bei dem es Gewinner und Verlierer gibt, gewinnt immer die Person mit der breiteren, umfassenderen Perspektive. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Eine solche Person denkt über den unmittelbaren Moment hinaus und kontrolliert die Gesamtdynamik durch eine sorgfältig ausgearbeitete Strategie. Die meisten Menschen stecken in der Gegenwart fest. Ihre Entscheidungen werden zu stark vom unmittelbaren Erleben bestimmt. Sie werden schnell emotional und weisen einem Problem dann eine größere Bedeutung zu, als es eigentlich hat. Je näher Sie der Meisterschaft kommen, umso globaler wird Ihre Perspektive werden, aber Sie sollten diesen Prozess unterstützen und sich von Anfang an eine erweiterte Perspektive antrainieren. Sie können sich dazu ständig das übergeordnete Ziel ihrer aktuellen Arbeit in Erinnerung rufen, und wie dieses Ziel zu ihren langfristigen Zielen passt. Bei jedem Problem sollten Sie sich einen Blick dafür angewöhnen, wie es mit dem Gesamtbild in Zusammenhang steht. Wenn Ihre Arbeit nicht die gewünschte Wirkung erzielt, dann untersuchen Sie sie aus allen Blickwinkeln, bis Sie die Ursache des Problems gefunden haben. Sie dürfen Ihre Konkurrenten nicht einfach nur beobachten, sondern Sie müssen Ihre Schwächen aufdecken und analysieren. »Erweitern Sie Ihren Blick und denken Sie weiter voraus!« ist das passende Motto für Sie. Mit einem solchen Mentaltraining ebnen Sie sich den Weg zur Meisterschaft und heben sich noch stärker von der Konkurrenz ab.
6. Lassen Sie sich auf das Andere ein – Die umgekehrte Perspektive
Im Dezember 1977 erreichte Daniel Everett mit seiner Frau Keren und ihren beiden Kindern ein abgelegenes Dorf im brasilianischen Amazonas-Dschungel. (Lesen Sie mehr dazu auf Seite 86–89.) Sie verbrachten dort den Großteil der nächsten 20 Jahre ihres Lebens. Es war ein Dorf des in dieser Gegend verstreut lebenden Volkes der Pirahã. Everett war dort im Auftrag des Summer Institute of Linguistics (SIL), einer christlichen Organisation, die zukünftigen Missionare die linguistischen Kenntnisse beibringt, die sie brauchen, um die Bibel in die Sprachen der Einheimischen zu übersetzen und das Evangelium zu verbreiten. Everett war selbst Pfarrer.
Für die Direktoren von SIL war Pirahã eine der letzten Bastionen vor ihrem Ziel, die Bibel in alle Sprachen der Welt zu übersetzen, und wahrscheinlich die Fremdsprache, die am schwersten zu lernen war. Die Pirahã lebten seit Jahrhunderten im selben Teil des Amazonasbeckens und widersetzten sich jedem Druck, sich anzupassen oder Portugiesisch zu lernen. Sie lebten derart isoliert, dass irgendwann niemand außer den Pirahã selbst ihre Sprache sprach oder verstand. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren mehrere Missionare dorthin geschickt worden, aber keiner von ihnen hatte große Fortschritte gemacht. Sie waren gut ausgebildet und hatten linguistisches Talent, aber die Sprache war schwer zu fassen.
Daniel Everett war der vielversprechendste Linguist, den es an der SIL seit einiger Zeit gegeben hatte, und als das Institut ihn mit der Erforschung des Pirahã beauftragte, war er begeistert. Die Eltern seiner Frau waren Missionare in Brasilien gewesen, und Keren war in einer Umgebung aufgewachsen, die einem Pirahã-Dorf sehr ähnlich war. Die Familie schien der Herausforderung gewachsen, und in den ersten Monaten machte Everett gute Fortschritte. Er stürzte sich mit Feuereifer auf die Sprache der Pirahã. Mit den Methoden, die er am SIL gelernt hatte, baute er einen Wortschatz auf und konnte bald ein paar einfache Sätze sprechen. Er notierte alles auf Karteikarten und trug sie am Gürtel mit sich. Er betrieb seine Forschungen unermüdlich. Das Dorfleben stellte ihn und seine Familie vor einige Herausforderungen, aber er fühlte sich wohl bei den Pirahã und hoffte, dass sie seine Anwesenheit akzeptiert hatten. Aber er merkte bald, dass etwas nicht stimmte.
Die SIL-Methode sah vor, dass man in die Kultur der Eingeborenen eintauchte, um die Sprache möglichst gut zu lernen. Die Missionare wurden praktisch ihrem Schicksal überlassen, und mussten irgendwie in der örtlichen Kultur überleben, ohne jede Unterstützung. Wahrscheinlich geschah es unbewusst, aber Everett hielt immer ein wenig Abstand und er fühlte sich der rückständigen Kultur der Pirahã immer ein bisschen überlegen. Diese innere Distanz wurde ihm nach mehreren Zwischenfällen im Dorf bewusst.
Sie lebten bereits einige Monate im Dorf, als seine Frau und seine
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