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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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zu widmen, die ihn schon seit Jahren beschäftigten. Diese Lehrzeit in Eigenregie bestand aus theoretischem Denken und Gedankenexperimenten. Allerdings musste er irgendwie seinen Lebensunterhalt bestreiten. Er hatte das Angebot, als Ingenieur in die Dynamofabrik seines Vaters in Mailand einzutreten, aber dort würde ihm nicht genügend freie Zeit bleiben. Ein Freund wollte ihm eine gut bezahlte Stelle bei einer Versicherung beschaffen, aber dort wäre sein Gehirn heillos unterfordert und er befürchtete, so die Lust am Denken zu verlieren.
    Etwa ein Jahr später erwähnte ein anderer Freund, am Schweizer Patentamt im Bern sei eine Stelle ausgeschrieben, am unteren Ende der Amtshierarchie. Besonders gut bezahlt war sie nicht, die tägliche Arbeitszeit war lang und die Bearbeitung der eingereichten Patentanträge keine besonders anspruchsvolle Tätigkeit, aber er ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen. Mehr erwartete er nicht. Er musste die eingereichten Anträge lediglich auf ihre Stichhaltigkeit überprüfen, aber da auch wissenschaftliche Gesichtspunkte zu bedenken waren, interessierte ihn die Arbeit. Die Patentanträge waren wie kleine Rätsel oder Gedankenexperimente; er konnte sich vorstellen, wie sich die eingereichten Ideen in funktionstüchtige Erfindungen umsetzen ließen. Dies sollte sein Urteilsvermögen schärfen. Schon nach wenigen Monaten fiel ihm dieses Gedankenspiel so leicht, dass er die tägliche Arbeit in zwei oder drei Stunden erledigt hatte und sich seinen eigenen Gedankenexperimenten widmen konnte. Im Jahr 1905 veröffentlichte er seine erste Arbeit zur Relativitätstheorie, die zum großen Teil am Schreibtisch im Patentamt entstanden war.
    Martha Graham (mehr über ihre Kindheit auf S. 35–36) erhielt ihre erste Tanzausbildung an der Denishawn School in Los Angeles, aber nach einigen Jahren war sie überzeugt, dass sie genug gelernt hatte und ihre Fähigkeiten an anderer Stelle weiterentwickeln musste. So kam sie nach New York und bekam 1924 einen Zweijahresvertrag als Revue-Tänzerin angeboten; die Stelle war gut bezahlt und sie akzeptierte. Tanz ist Tanz, dachte sie, und in ihrer Freizeit konnte sie an ihren eigenen Vorstellungen arbeiten. Gegen Ende des Engagements jedoch war sie sich sicher, nie wieder eine gewerbliche Stellung anzunehmen. Sie verlor dabei jede schöpferische Energie und die Lust, im eigenen Tempo zu arbeiten. Außerdem kam es ihr vor, als sei sie von der Lohntüte abhängig.
    Wenn man jung ist, folgerte sie, sollte man üben, mit wenig Geld auszukommen, und das Beste aus seiner jugendlichen Energie machen. Die folgenden Jahre wollte sie als Tanzlehrerin arbeiten, aber gerade nur so viel, dass es zum Leben reichte. Die übrige Zeit wollte sie eine neue Art zu tanzen entwickeln und einüben. Da sie wusste, dass sie sonst in die Sklaverei eines kommerziellen Engagements zurückkehren musste, nutzte sie jede freie Minute und schuf in wenigen Jahren die Grundlage zur radikalsten Erneuerung des modernen Tanzes.
    Wie zuvor in Kapitel I geschildert (S. 45–47) nahm Freddie Roach nach dem Ende seiner Boxer-Karriere einen Job als Telefonverkäufer in Las Vegas an. Eines Tages besuchte er wieder den Boxstall, in dem er selbst unter dem legendären Eddie Futch trainiert hatte. Dort erkannte er, dass viele Boxer nicht von Futch persönlich betreut wurden. Ohne darum gebeten zu werden, kam er nun jeden Nachmittag in die Halle und half nach Kräften aus. Bald war es wie ein Job, aber da er nicht dafür bezahlt wurde, behielt er die Stelle in der Telefonwerbung. Bei zwei Jobs blieb gerade noch genug Zeit zum Schlafen. Es war kaum auszuhalten, aber er hielt durch, weil er das Handwerk lernte, für das er bestimmt war; da war er sich sicher. Innerhalb weniger Jahre beeindruckte er in der Folge so viele junge Boxer mit seinem Wissen, dass er seinen eigenen Boxstall eröffnen konnte und bald zum erfolgreichsten Boxtrainer seiner Generation werden sollte.

    Eine Grundregel der Psychologie besagt, dass sich die Gedanken eines Menschen um das drehen, was ihm am wichtigsten ist. Ist es Geld, dann wird man eine Lehrstelle wählen, die den besten Lohn verspricht. An einem solchen Ort wird man natürlich größeren Druck verspüren, sich dieser Bezahlung als würdig zu erweisen – häufig schon, bevor man dazu bereit ist. Man wird mit sich selbst beschäftigt sein, mit der eigenen Unsicherheit und mit der Notwendigkeit, die richtigen Leute zufriedenzustellen und zu beeindrucken – nicht damit,

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