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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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Franklin sich Norris’ emotionale Eigenheiten zunutze gemacht hatte, war es ihm gelungen, dessen Feindseligkeit in Zuneigung zu verwandeln. Die beiden wurden enge Freunde und später loyale politische Verbündete, die bis ans Ende ihrer Karriere zusammenarbeiteten. (Auch mit vielen seiner späteren politischen Feinde sollte Franklin diese magische Verwandlung gelingen.)
    In Philadelphia sah man in Franklin den Inbegriff des vertrauenswürdigen Kaufmanns und Bürgers. Genau wie die anderen Bewohner der Stadt trug er schlichte Kleidung, und er arbeitete härter als alle anderen. Nie besuchte er Bars oder Spielhallen, er hatte eine gesellige, ja fast schon bescheidene Art, und so war er fast überall sehr beliebt. Im letzten Abschnitt seiner öffentlichen Karriere legte er jedoch plötzlich ein Verhalten an den Tag, das darauf hinzuweisen schien, dass er sich verändert und seine Volksnähe verloren hatte.
    Im Jahr 1776, ein Jahr nach Ausbruch des Unabhängigkeitskriegs, sandte man Benjamin Franklin – inzwischen ein angesehener Politiker – als Sonderbeauftragten nach Frankreich. Er sollte dort Waffen und Gelder beschaffen und ein Bündnis mit den Franzosen schließen. Schon bald verbreiteten sich in den Kolonien Gerüchte, er habe Affären mit französischen Frauen und Kurtisanen und nehme an ausschweifenden Festen und Diners teil. Die meisten Gerüchte entsprachen der Wahrheit. Bekannte Politiker wie John Adams warfen ihm vor, sich von den Parisern korrumpieren zu lassen, und seine Beliebtheit bei den Amerikanern sank rapide. Seine Kritiker wussten allerdings nicht, dass er sich, um seine Ziele anderswo leichter zu erreichen, stets der dort vorherrschenden Kultur anpasste, sei es nun in seinem Verhalten, seinem moralische Gebaren oder in seinem äußeren Erscheinungsbild. Er war fest entschlossen, die französische Wesensart zu begreifen und Frankreich für die amerikanische Sache zu gewinnen. Also verwandelte er sich in das, was die Franzosen in ihm sehen wollten: eine amerikanische Variante der französischen Wesens- und Lebensart. Franklin appellierte mit seinem Auftreten an den notorischen Narzissmus der Franzosen.
    Es funktionierte perfekt. Franklin war in Frankreich sehr beliebt und bekam einen gewissen Einfluss auf die Regierung. Am Ende handelte er ein wichtiges militärisches Bündnis und finanzielle Unterstützungen aus, die kein anderer dem knausrigen französischen König hätte abringen können. Diese letzte öffentliche Handlung seines Lebens war also kein Fehltritt, sondern der endgültige Beweis für seine soziale Kompetenz.

Schlüssel zur Meisterschaft
    Darum also müssen wir, um unter Menschen leben zu können, jeden, mit seiner gegebenen Individualität, wie immer sie auch ausgefallen sein mag, bestehn und gelten lassen, und dürfen bloß darauf bedacht sein, sie so, wie ihre Art und Beschaffenheit es zuläßt, zu benutzen; aber weder auf ihre Aenderung hoffen, noch sie, so wie sie ist, schlechthin verdammen. Dies ist der wahre Sinn des Spruches: »Leben und leben lassen.« […] Daher es ebenso töricht ist, über ihr Tun sich zu entrüsten, wie über einen Stein, der uns in den Weg rollt. Bei manchem ist es am klügsten zu denken: Aendern werde ich ihn nicht; also will ich ihn benutzen.
    A RTHUR S CHOPENHAUER
    Wir Menschen sind allen anderen Spezies sozial überlegen. Schon vor tausenden von Jahren haben unsere primitiven Vorfahren komplexe soziale Gemeinschaften gebildet. Um sich innerhalb dieser Gruppen anzupassen, haben sie Spiegelneuronen entwickelt, die sensibler und besser entwickelt waren als die anderer Primaten (siehe Einleitung S. 10 f.). Diese nutzten sie nicht nur, um andere Gruppenmitglieder zu imitieren, sondern auch, um sich in deren Gedanken und Gefühle hineinzuversetzen. Obwohl sich dies auf einer nonverbalen Ebene vollzog, entwickelten sie so eine Empathie, die es ihnen ermöglichte, besser zu kooperieren.
    Mit Hilfe der langsam entstehenden Sprache und der damit einhergehenden Verbesserung des logischen Denkvermögens konnten unsere Vorfahren diese empathischen Fähigkeiten dann immer weiter ausbauen: Sie konnten erkennen, welchen Verhaltensmustern ihre Mitmenschen folgten und welche Motivationen dahintersteckten. Diese Art zu denken wurde mit der Zeit immer effektiver und ausgefeilter. Theoretisch sind wir also alle im Besitz dieser natürlichen Fähigkeiten – Empathie und Rationalität –, die es uns ermöglichen, unsere Mitmenschen besser zu verstehen. Praktisch sind

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