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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Rollstuhl die Tür -es waren nur Kleinigkeiten, aber so viele, daß Mr. Duncan beschloß, ihn in eine Sonderschule zu überweisen.«
    »Wer ist Mr. Duncan?«
    Sie rümpfte ihre kleine Nase mit solchem Abscheu, daß Zack grinsen mußte. »Er ist unser Schuldirektor.«
    »Sie scheinen ihn nicht sonderlich zu schätzen; sehe ich das richtig?«
    »Er ist kein schlechter Mensch, er ist nur einfach zu streng. Vor hundert Jahren, als es noch die Prügelstrafe gab, wäre er bestimmt in seinem Element gewesen.«
    »Und Johnny hatte Angst vor ihm, war es so?«
    Sie kicherte fröhlich und schüttelte den Kopf. »Nein. Eigentlich war es genau umgekehrt. Ganz zufällig kam ich darauf, daß Johnny es haßte, mit Samthandschuhen angefaßt zu werden. Er wollte bestraft werden.«
    »Wie haben Sie das herausgefunden?«
    »Eines Abends, nach Schulschluß, war ich in Mr. Duncans Büro und erhielt wie üblich einen Anpfiff.«
    »Haben Sie oft Ärger mit dem Direktor?«
    »Andauernd«, sagte sie mit Nachdruck und strahlte dabei übers ganze Gesicht. »Aber egal, an jenem Abend wartete Johnny darauf, von seiner Mutter abgeholt zu werden, und hörte die ganze Unterredung mit an. Als ich aus dem Büro des Direktors kam - grinste er mich aus seinem Rollstuhl an, als sei ich eine Art Heldin. Dann sagte er: >Müssen Sie jetzt nachsitzen, Miß Mathison?<«
    »Ich war so verblüfft darüber, ihn reden zu hören, daß ich fast den Stapel Bücher fallenließ, den ich im Arm hatte. Aber als ich ihm versicherte, daß ich nicht würde nachsitzen müssen, schaute er mich ganz enttäuscht an. Er sagte, Mädchen würden wohl nie nachsitzen müssen, nur Jungen. Normale Jungen. Und da wurde es mir ganz plötzlich klar!« Als Zack sie verständnislos anblickte, beeilte sich Julie zu erklären: »Sehen Sie, seine Mutter hatte ihn so wohl behütet, daß er sich sehr darauf freute, wie normale Kinder in die Schule zu gehen. Aber weder die anderen Schüler noch die Lehrer behandelten ihn wie einen normalen Jungen.«
    »Und was haben Sie dann gemacht?«
    Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück, schlug die Beine übereinander und sagte: »Ich habe das einzig Vernünftige getan: Am folgenden Tag habe ich ihn die ganze Zeit genau beobachtet, und in dem Augenblick, in dem er einen Bleistift auf das kleine Mädchen war, das  vor ihm saß, ging ich auf ihn los, als habe er ein Staatsverbrechen begangen. Ich sagte, er verdiene es, wochenlang nachzusitzen, und von jetzt an würde er genauso behandelt wie alle anderen auch. Dann ließ ich ihn nicht nur an dem Tag, sondern auch noch am folgenden nachsitzen!«
    Sie legte ihren Kopf zurück, warf ihm ein warmes Lächeln zu und sagte: »Und dann bin ich in der Schule geblieben, um ihn zu beobachten und um zu sehen, ob ich mit meiner Vermutung richtig lag. Er wirkte richtiggehend fröhlich, wie er da so mit den anderen kleinen Rabauken saß, aber ich war mir noch immer nicht ganz sicher. An diesem Abend rief seine Mutter mich an und kanzelte mich ab. Sie sagte, ich sei schuld daran, daß er jetzt krank wäre, und ich sei herzlos und böse. Ich habe versucht, ihr klarzumachen, was ich damit bezweckte, aber sie legte einfach auf. Und am nächsten Tag kam er nicht zur Schule.«
    Als sie schwieg, hakte Zack vorsichtig nach: »Und was haben Sie dann gemacht?«
    »Nach dem Unterricht bin ich zu seinem Haus gefahren, um nach ihm zu sehen und mit seiner Mutter zu sprechen. Und aus einem Gefühl heraus habe ich noch etwas anderes getan; ich habe noch einen anderen Schüler mitgenommen -Willie Jenkins. Willie ist ein richtiges Macho-Kid, ein echter Aufschneider und der Held aller Drittkläßler. Er ist der beste in allem - angefangen von Football über Baseball bis hin zum Fluchen -, der beste in allem außer«, sie räusperte sich und grinste, »im Singen. Wenn Willie redet, klingt das wie bei einem kleinen Frosch, und wenn er singt, gibt er diese lauten, quakenden Töne von sich, die einen unweigerlich zum Lachen bringen. Auf jeden Fall folgte ich meinem sechsten Sinn und nahm Willie mit, und als wir zu Johnnys Haus kamen, saß er in seinem Rollstuhl im Hof. Willie hatte seinen Football dabei - ich glaube, er schläft sogar damit - und blieb draußen. Als ich ins Haus ging, versuchte Willie, Johnny dazu zu bringen, den Football zu fangen, aber der versuchte es nicht einmal. Er schaute nur seine Mutter unter der Haustür an und saß dann einfach so da. Dann habe ich drinnen eine halbe Stunde lang mit Mrs. Everett geredet und habe ihr

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