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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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wirklich zueinander passen - daß unsere Ziele und Vorstellungen übereinstimmen.«
    »Das klingt mir so, als ob Sie Zeit schinden wollten. Leben Sie mit diesem Greg zusammen?«
    »Nein, ganz sicher nicht«, antwortete Julie mit einem Tadel in der Stimme, der ihm ein erneutes Lächeln entlockte.
    »Irgendwelche anderen Partner oder Partnerinnen?«
    »Ich lebe allein.«
    »Kein Ehemann und keine Hausgenossen«, sagte er und schenkte ihr Wein nach. »Dann gibt es also niemanden, der Sie jetzt vermißt und sich fragt, wo Sie sind?«
    »Ich bin sicher, es gibt eine Menge Leute, die genau das tun.«
    »Wer zum Beispiel?«
    »Zunächst einmal meine Eltern. Sie sind inzwischen wahrscheinlich halb krank vor Sorge und telefonieren überall herum, um herauszufinden, ob nicht doch irgend jemand etwas von mir gehört hat. Als erstes werden sie meinen Bruder Ted anrufen. Carl wird sich gleichfalls Sorgen machen. Ich bin mit seinem Auto unterwegs. Bestimmt haben meine Brüder schon eine Fahndung nach mir eingeleitet.«
    »Ist Ted der Bruder, der ein Bauunternehmen hat?«
    »Nein«, stellte Julie voll amüsierter Befriedigung fest, »er ist der Bruder, der als Sheriff tätig ist.«
    Er reagierte so empfindlich, wie sie es sich vorgestellt hatte. »Er ist ein Sheriff!» Als wolle er diese unangenehme Information hinunterspülen, nahm er einen großen Schluck aus seinem Weinglas und sagte dann mit beißender Ironie: »Und gehe ich recht in der Annahme, daß Ihr Vater Richter ist?«
    »Nein. Er ist Pfarrer.«
    »Mein Gott!«
    »Ganz genau. Das ist sein Arbeitgeber. Gott.«
    »Von allen Frauen in Texas«, sagte er kopfschüttelnd, »mußte ich ausgerechnet eine Pfarrerstochter und die Schwester eines Sheriffs entführen. Was für ein Festessen für die Presse, wenn sie erst einmal herausgefunden haben, wer Sie sind.«
    Das kurze Gefühl der Macht, das Julie verspürte, als sie seine Unruhe bemerkte, stieg ihr noch mehr zu Kopf als der Wein, den sie trank. Strahlend nickte sie und sagte vielversprechend: »Pflichteifrige Gesetzeshüter mit Bluthunden und Gewehren werden überall Jagd auf Sie machen, und alle gottesfürchtigen Amerikaner werden beten, daß man Sie möglichst rasch zur Strecke bringt.«
    Er wandte sich ab, goß den letzten Rest Wein aus der Flasche in sein Glas und kippte ihn hinunter. »Großartig.«
    Die unbeschwerte Heiterkeit war so wohltuend gewesen, daß Julie es bald bedauerte, sie aufs Spiel gesetzt zu haben. Krampfhaft überlegte sie, was sie sagen könnte, um diese Stimmung wiederherzustellen. »Was gibt's zum Abendessen?« fragte sie schließlich.
    Die Frage riß ihn aus seinen Gedanken, und er wandte sich dem Herd zu. »Etwas Einfaches«, antwortete er, »ich bin kein besonders guter Koch.« Er stand zwischen ihr und dem Herd, weshalb sie nichts anderes beobachten konnte als seine breiten Schultern. Er war so muskulös, als habe er im Gefängnis Fitneßtraining betrieben. Im Gefängnis. Irgendwo hatte sie gelesen, daß viele Leute, die zu hohen Haftstrafen verurteilt wurden, tatsächlich unschuldig waren, und auf einmal begann sie sich an die äußerst nervenberuhigende Hoffnung zu klammern, Zachary Benedict sei wirklich einer davon. Ohne sich umzudrehen sagte er: »Setzen Sie sich auf das Sofa. Ich bringe das Essen hinüber.«
    Julie nickte und stand auf, wobei sie bemerkte, daß das zweite Glas Wein nicht ohne Wirkung geblieben war. Sie fühlte sich fast ein bißchen zu ruhig, ging zum Sofa hinüber und setzte sich vor eines der Leinensets, die er auf den Couchtisch vor dem Kamin gelegt hatte. Er folgte ihr, zwei Teller in der Hand, auf dem einen ein saftiges Steak und eine Folienkartoffel.    
    Vor ihr stellte er einen Teller ab, auf dem sich der Inhalt einer Thunfischdose befand. Weiter nichts. Kein Gemüse, keine Garnierung. Nichts.
    Nachdem ihr in Erwartung eines dicken, saftigen Steaks schon lange das Wasser im Munde zusammengelaufen war, konnte Julie ihre Bestürzung über den kalten, ungarnierten, unappetitlichen Thunfisch nicht verbergen, und ihre Miene zeigte deutliches Mißfallen.
    »Wollten Sie nicht Thunfisch?« fragte er unschuldig. »Oder hätten Sie lieber ein schönes großes Steak, wie ich noch eines in der Küche habe?«
    Dieser jungenhafte Streich, verbunden mit seinem spitzbübischen Grinsen, hatte etwas an sich, das Julie eine unerwartete, unkontrollierbare und in Anbetracht der Umstände regelrecht bizarre Reaktion entlockte: Sie begann zu kichern. Und dann fing sie an zu lachen.

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