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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Wasser ertrank. Sie erinnerte sich auch an die Verzweiflung, mit der er sie im Schnee geküßt und wie er sie angefleht hatte, mitzuspielen. Er hatte die Pistole in seiner Tasche gehabt, hatte aber keinerlei Anstalten unternommen, sie zu benutzen. Und dann erinnerte sie sich an seinen Kuß - diesen dringlichen, harten Kuß, der plötzlich zart und fordernd und sinnlich geworden war. Seit jenem Morgen hatte sie kontinuierlich versucht, die Erinnerung an diesen Kuß auszulöschen, doch jetzt kam sie zurück - lebhaft und auf eine gefährliche Weise aufregend. Diese Erinnerungen wurden vom Klang seiner tiefen Stimme belebt: »Heute ist der erste normale Abend seit mehr als fünf Jahren. Wenn mir die Polizei dicht auf den Fersen ist, wird es auch mein letzter sein. Ich würde ihn gerne genießen, wenn Sie das zulassen.«
    Julie war plötzlich durchaus geneigt, das zuzulassen: Zum einen war sie trotz der paar Stunden Schlaf noch immer erschöpft und der Wortgefechte mit ihm überdrüssig; und zum anderen war sie halb verhungert und hatte es verdammt satt, sich vor ihm zu fürchten. Doch die Erinnerung an diesen Kuß hatte absolut nichts mit ihrer Kapitulation zu tun. Nicht das geringste! sagte sie sich. Und sie hatte auch nichts, ganz und gar nichts damit zu tun, daß sie plötzlich geneigt war zu glauben, daß er möglicherweise wirklich die Wahrheit gesagt hatte!
    »Ich habe dieses Verbrechen nicht begangen«, wiederholte er, diesmal noch nachdrücklicher, während er keinen Augenblick lang aufhörte, ihr in die Augen zu sehen.
    Die Worte rüttelten sie auf, doch noch immer leistete sie innerlich Widerstand, noch immer versuchte sie, ihren Verstand nicht von dummen Emotionen außer Kraft setzen zu lassen.
    »Wenn Sie mir nicht glauben können«, sagte er mit einem tiefen Seufzer, »könnten Sie dann bitte wenigstens heute abend so tun?«
    Den Wunsch, heftig zu nicken, unterdrückend, sagte Julie vorsichtig: »Und wie haben Sie sich das vorgestellt?«
    »Indem wir uns unterhalten«, sagte er. »Eine kurzweilige Unterhaltung mit einer geistreichen, intelligenten Frau ist etwas, das ich fast schon vergessen hatte. Dasselbe gilt für anständiges Essen, ein Kaminfeuer, Mondschein, gute Musik, Türen anstelle von Gittern, und den Anblick eines hübschen Gesichts.« Alle Überredungskünste aufwendend, fügte er hinzu: »Ich übernehme auch das Kochen, wenn Sie in einen Waffenstillstand einwilligen.«
    Julie zauderte, überrascht darüber, daß er sie als hübsch bezeichnet hatte. Dann jedoch kam sie zu dem Schluß, daß dies nur ein bißchen hohle Schmeichelei sei und nichts zu bedeuten habe. Doch bot er ihr einen Abend ohne Anspannung und Angst, und ihre zerrütteten Nerven sehnten sich nach Erholung. Was war schon Schlimmes an dem, worum er sie bat? Vor allem dann, wenn er tatsächlich unschuldig war. »Sie übernehmen das Kochen?« wollte sie den Handel noch einmal bestätigt wissen.
    Er nickte, und ein Lächeln erhellte sein hartes Gesicht, als er merkte, daß sie dabei war, auf seinen Vorschlag einzugehen. Der unerwartete Glanz dieses Lächelns beschleunigte ihren Herzschlag ganz verräterisch. »Okay«, stimmte sie zu und lächelte ebenfalls ein wenig, obwohl sie sich wünschte, wenigstens einen Teil ihrer Wachsamkeit beizubehalten, »aber nur, wenn Sie nicht nur kochen, sondern auch den ganzen Abwasch machen.«
    Er lachte leise. »Sie stellen ja schöne Forderungen. Aber ich nehme an. Nehmen Sie Platz, während ich das Dinner fertigmache.«
    Julie gehorchte und setzte sich auf einen der Stühle an der Theke, die die Küche vom Wohnraum trennte.
    »Erzählen Sie mir von sich«, sagte er, während er eine Folienkartoffel aus dem Ofen nahm. Um Mut zu fassen, trank sie noch einen Schluck Wein. »Was wollen Sie wissen?«
    »Fangen wir mit etwas ganz Allgemeinem an«, sagte Zack wie beiläufig. »Sie sagten, Sie wären nicht verheiratet. Sind Sie geschieden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich war nie verheiratet.«
    »Verlobt?«
    »Greg und ich reden darüber.«
    »Was gibt es da zum Reden?«
    Julie verschluckte sich an ihrem Wein. Ein verlegenes Lachen unterdrückend, sagte sie: »Ich glaube nicht, daß diese Frage unter die Rubrik Allgemeines fällt.«
    »Vermutlich nicht«, stimmte er grinsend zu. »Also, was hindert Sie daran, sich zu verloben?«
    Zu ihrem Entsetzen merkte Julie, wie sie unter seinem amüsierten Blick errötete, doch sie antwortete mit bewundernswerter Ruhe: »Wir wollen ganz sichergehen, daß wir auch

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