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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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dahinterliegenden Fluß zu. Julie schrie auf und merkte, wie das Snowmobil unter ihr wegglitt, während im selben Moment die tief herabhängenden Äste einer mächtigen Tanne vor ihr auftauchten und sie so sanft wie möglich abfingen. Das Snowmobil stürzte die Böschung hinab, überschlug sich dabei mehrfach, schlitterte über das Eis, das sich in Ufernähe gebildet hatte, und kam endlich zum Stehen - die Lenkstange über dem rauschenden Wasser, die Skikufen in den Ästen einer halb überfluteten Espe verfangen.
    Wie betäubt vor Erleichterung und ein wenig verwirrt durch das abrupte Ende ihrer Fahrt, lag Julie neben der Tanne, die sie aufgefangen hatte, und sah, wie ein Snowmobil hinter ihr über die Böschung schoß. Das Snowmobil, das sie verfolgte ... Sie zwang sich zu reagieren, rollte sich herum, kam taumelnd auf die Knie und kroch unter den Baum. Die Kufen seines Snowmobils rauschten, als er an ihrem Versteck vorüberraste, und Julie krabbelte tiefer unter die Äste. Doch sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, da er nicht einen Blick in ihre Richtung warf. Er hatte ihr Snowmobil entdeckt, das langsam von der Strömung fortgezogen wurde, und darauf richtete sich seine ganze Aufmerksamkeit.
    Unfähig, vollständig zu verstehen, was eigentlich passierte oder auch nur ihr Glück zu begreifen, sah sie ihm zu, wie er von seinem Snowmobil sprang, noch bevor es zum Stillstand gekommen war, und auf den Fluß zurannte. »JULIE!« schrie er immer wieder in den schneidenden Wind. Ungläubig beobachtete sie, wie er auf das dünne Eis hinauskroch. Offensichtlich glaubte er, sie sei dort eingebrochen - dabei hätte er eigentlich doch froh sein sollen, daß sie ihm nicht länger zur Last fiel.
    Julie nahm an, daß er lediglich vorhatte, ihr Snowmobil zu bergen, und ihr Blick flog zu dem Fahrzeug, das er zurückgelassen hatte. Er war jetzt wesentlich weiter davon entfernt als sie; sie könnte viel rascher dort sein als er und - vorausgesetzt, es gelang ihm nicht, ihr Snowmobil zu bergen - ihre Flucht doch noch fortsetzen. Die Augen wie hypnotisiert auf seinen Rücken geheftet, kroch sie unter dem Baum hervor, stand auf und lief verstohlen zum nächsten Baum, von dort zum nächsten und so weiter.
    »JULIE, UM HIMMELS WILLEN, WO STECKST DU!« schrie er und zog seine Jacke aus. In dem Eis um ihn herum zeigten sich Risse. Das hintere Ende ihres Snowmobils ragte einen Augenblick lang fast senkrecht in die Luft, bevor das Fahrzeug vom Wasser mitgerissen wurde und verschwand. Anstatt zu versuchen, das sichere Ufer zu erreichen, packte Zack einen Ast der umgestürzten Espe und ließ sich zu ihrem ungläubigen Entsetzen in das eisige Wasser hinab.
    Seine Schultern verschwanden und dann sein Kopf, und Julie rannte zum nächsten Baum. Er kam an die Oberfläche, um Luft zu holen, rief wieder ihren Namen und tauchte dann erneut unter. Julie erreichte den letzten Baum. Keine drei Meter von seinem Snowmobil und der heißersehnten Freiheit entfernt, blieb sie stehen, und ihr Blick blieb hilflos dort hängen, wo er im Wasser verschwunden war. Ihr Verstand sagte ihr, daß er ein entflohener Sträfling war, der sein Strafregister noch um eine Geiselnahme erweitert hatte, und daß sie jetzt fliehen mußte, solange sich ihr noch die Möglichkeit dazu bot. Doch - was war dann mit ihm, wenn sie ihn jetzt zurückließ und sein Snowmobil nahm? Er würde erfrieren, weil er versucht hatte, ihr Leben zu retten!
    Plötzlich tauchten sein dunkler Kopf und seine Schultern neben dem überspülten Baumstamm auf, und ein Seufzer der Erleichterung kam über ihre Lippen, als sie sah, daß er sich auf das Eis hievte. Seine unglaubliche Willenskraft bewundernd, schaute Julie zu, wie er sich mit den Händen auf das Eis stützte, sich hochzog und zu der Jacke hinüberwankte, die er weggeworfen hatte. Doch anstatt sie anzuziehen, ließ er sich daneben, in der Nähe eines schneebedeckten Felsbrockens nicht weit vom Fluß, in den Schnee sinken.
    Der Kampf zwischen Julies Verstand und ihrem Gefühl erreichte seinen Höhepunkt: Er war nicht ertrunken; für den Augenblick war er in Sicherheit; wenn sie ihn verlassen wollte, dann mußte es jetzt sein, bevor er aufblickte und sie sah.
    Wie gelähmt und unfähig, eine Entscheidung zu treffen, sah sie zu, wie er nach seiner Jacke griff. Doch der Augenblick trügerischer Erleichterung, der sie bei dem Gedanken daran erfüllte, daß er sie gleich anziehen würde, verkehrte sich in blankes Entsetzen, als er das genaue

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