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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Gegenteil davon tat: Er schleuderte die Jacke beiseite und begann langsam, sein Hemd aufzuknöpfen. Dann lehnte er seinen Kopf gegen den Felsblock und schloß die Augen. Der Schneesturm tobte, weiße Flocken klebten an seinem nassen Haar, seinem Gesicht und Körper, und langsam wurde ihr bewußt, daß er nicht einmal versuchen würde, wieder zum Haus zurückzukehren! Offensichtlich glaubte er, sie sei auf der Flucht vor ihm ertrunken, und hatte sich nun selbst zum Tod verurteilt.
    »Sag, daß du glaubst, daß ich unschuldig bin«, hatte er ihr gestern abend befohlen, und in diesem Augenblick wußte Julie mit absoluter Sicherheit, daß dieser Mann, der sterben wollte, weil er glaubte, ihren Tod verschuldet zu haben, genau das sein mußte - unschuldig.
    Ohne zu bemerken, daß ihr die Tränen übers Gesicht liefen und daß sie zu rennen begonnen hatte, lief Julie den Hang hinunter zu der Stelle, an der er saß. Als sie nahe genug herangekommen war, um sein Gesicht zu sehen, sank sie fast in die Knie. Den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen, war sein Gesicht gezeichnet von Trauer.
    Die eisige Kälte war vergessen. Sie hob seine Jacke auf und hielt sie ihm hin, bemühte sich, den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken und flüsterte: »Du hast gewonnen. Laß uns heimgehen.«
    Als er nicht reagierte, ließ Julie sich auf die Knie sinken und versuchte, ihm die Jacke überzuziehen.
    »Zack, wach auf!« schluchzte sie. Während ihre Schultern vom heftigen Schluchzen bebten, zog sie ihn in ihre Arme, bettete seinen Kopf an ihre Brust und versuchte, ihm etwas von ihrer Wärme zu geben, indem sie ihn wie ein Baby hin und her wiegte. »Bitte!« keuchte sie, der Hysterie nahe. »Bitte steh auf. Ich kann dich nicht heben. Du mußt mir helfen. Zack, bitte. Weißt du noch, wie du gesagt hast, du wünschst dir jemand, der ehrlich an deine Unschuld glaubt? Damals habe ich dir nicht richtig geglaubt, aber jetzt tue ich es. Ich schwöre es. Ich weiß, daß du niemanden umgebracht hast. Ich glaube alles, was du erzählt hast. Steh auf! Bitte, bitte steh auf!«
    Er schien immer schwerer zu werden, so als ob er das Bewußtsein verlöre, und Julie geriet vollends in Panik. »Zack, du darfst nicht einschlafen!« Sie schrie es, packte sein Handgelenk und begann, seinen leblosen Arm in den Jackenärmel zu schieben, während sie, um ihn wach zu bekommen, sinnlose beschwörende Worte stammelte. »Wir gehen jetzt heim ... Ich lege mich zu dir ... Ich wollte es schon gestern abend tun, aber ich hatte Angst ... Hilf mir, dich heimzubringen, Zack«, flehte sie, als sie seinen anderen Arm in die Jacke schob und dann mit dem Reißverschluß kämpfte. »Wir werden uns auf den Fußboden vor den Kamin legen ... Das möchtest du doch, oder nicht?«
    Als sie ihm endlich die Jacke angezogen hatte, stand sie auf, packte ihn an den Handgelenken und zog mit aller Kraft, doch anstatt ihn zu bewegen, verlor sie nur selbst den Halt, rutschte aus und fiel neben ihn. Wieder auf die Füße gekommen, rannte Julie zu seinem Snowmobil und brachte es dorthin, wo er lag. Dann beugte sie sich über ihn, schüttelte ihn, und als es ihr nicht gelang, ihn aufzuwecken, schloß sie einen Moment lang die Augen, nahm allen Mut zusammen, holte aus und schlug ihm dann hart ins Gesicht. Seine Augen öffneten sich und fielen wieder zu. Den Schmerz ignorierend, der ihre verfrorenen Finger durchzuckte, packte sie seine Handgelenke und zog. »Ich finde alleine nicht zurück«, log sie und riß an seinen Armen. »Wenn du mir nicht hilfst, werde ich hier draußen mit dir sterben.
    Willst du, daß ich hier erfriere? Zack, bitte hilf mir!« schrie sie. »Laß mich nicht sterben!«
    Es dauerte eine Sekunde, bevor sie merkte, daß er nicht mehr ganz so reglos schien wie zuvor, daß er auf etwas, das sie gesagt hatte, zu reagieren versuchte und den letzten Rest Kraft, der ihm verblieben war, nun darauf verwandte, aufzustehen. »So ist's gut«, lobte Julie, »steh auf. Hilf mir heimzukommen, damit ich mich aufwärmen kann.«
    Seine Bewegungen waren beängstigend unkoordiniert, und als er endlich die Augen öffnete, blickten seine Augen ins Leere, doch instinktiv versuchte er nun, ihr zu helfen. Es brauchte mehrere Anläufe, doch Julie schaffte es, ihn auf die Füße zu bringen, seinen Arm um ihre Schultern zu legen und ihn zu dem Snowmobil zu bugsieren, wo er über der Lenkstange zusammenbrach.
    »Du mußt mir helfen, das Gleichgewicht zu halten«, sagte sie, während sie ihn mit den

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