Perfekt
und zehnmal so üppig ausgestattet. Die gesamte Wand zu ihrer Linken war mit Spiegeln verkleidet, die das riesige Bett, das unter großen Dachfenstern lag, sowie den prachtvollen offenen Kamin aus weißem Marmor reflektierten, der dem Bett gegenüber lag. Die hohen Fenster an der Rückwand öffneten sich zu einem breiten Erker, in dessen erhöhten Boden ein Whirlpool aus weißem Marmor eingelassen war. Neben dem Kamin standen zwei geschwungene Sofas mit einem schimmernden Seidenbezug in elfenbeinweißen, mauvefarbenen und meergrünen Streifen. Auf dem Podest rechts und links von dem Whirlpool befanden sich zwei weitere Sessel, die in den gleichen Farben gehalten waren, dabei aber dasselbe großzügige Blütenmuster aufwiesen wie die Tagesdecke auf dem breiten Bett.
Julie trat langsam in das Zimmer, und ihre Füße versanken in dem hohen Wollflor des blaßgrünen Teppichbodens. An zwei der Spiegelpaneele waren Messingklinken angebracht; sie stieß die Türen zaghaft auf und hielt den Atem an: Vor ihr lag ein riesiges, durch Dachfenster erhelltes Marmorbad, das von zwei langen, marmornen Frisiertischen mit halbhohen Spiegeln und Doppelwaschbecken in zwei gleichgroße Hälften geteilt wurde. Auf jeder Seite gab es eine geräumige Duschkabine mit Glaswänden und eine eigene große Marmorwanne mit vergoldeten Armaturen.
Das Haus war so eingerichtet, daß es sowohl dem Geschmack eines Mannes als auch dem einer Frau entsprach, doch hatte Julie keinerlei Zweifel, daß diese Räume hier von weiblicher Hand gestaltet worden waren. Sie strahlten eine einladende Opulenz aus, die jedem Mann den Eindruck vermitteln mußte, in das private Boudoir einer Frau eingeladen zu sein. Julie hatte in einem Einrichtungsmagazin gelesen, daß verheiratete Männer, die über ein gesundes Selbstbewußtsein verfügten, meist nichts dagegen hatten, wenn ihre Frau dem gemeinsamen Schlafzimmer einen eindeutig weiblichen Touch gab. Ganz im Gegenteil, so das Magazin, genossen sie dabei häufig sogar den implizierten Reiz des »Verbotenen«, das Gefühl, in eine ehemals »unzugängliche« Domäne einzudringen. Bis zu diesem Augenblick hatte Julie diese Theorie für abwegig gehalten, doch als sie die vielen Dinge bemerkte, die speziell auf den Geschmack eines Mannes abgestimmt waren - das breite Bett etwa und die einladenden großen Sessel neben dem Whirlpool, kam sie zu dem Schluß, daß der Gedanke durchaus nicht so abwegig war.
Sie ging zu dem Ankleideraum, der rechts vom Bad lag, um hier nach dem Telefon zu suchen. Nachdem sie beide Schränke sowie alle Schubladen im Schlafzimmer ohne Erfolg durchsucht hatte, gab Julie der Versuchung nach und borgte sich einen roten, mit goldener Borte verzierten Seidenkimono aus dem Kleiderschrank der Hausherrin. Sie wählte dieses Stück aus zweierlei Gründen: Erstens würde es bestimmt passen, und zweitens verspürte sie den hilflosen Drang, hübsch auszusehen, falls Zack vor dem Morgen aufwachen sollte. Während sie den Gürtel um ihre schmale Taille schlang, überlegte sie, wo um alles in der Welt Zack das Telefon versteckt haben könnte. Da fiel ihr die kleine Kammer bei der Diele ein. Sie ging geradewegs hin und versuchte, den Knauf zu drehen. Da sie ihn wie erwartet versperrt fand, schlich sie auf Zehenspitzen in ihr Schlafzimmer. Der Schlüssel befand sich dort, wo sie ihn zuerst suchte - in der Tasche seiner klitschnassen Hose.
Die abgeschlossene Kammer enthielt einen großen Vorrat an Wein und anderen alkoholischen Getränken sowie vier Telefone, die Zack hinter einer Kiste Dom Perignon versteckt hatte.
Julie unterdrückte einen Anfall nervöser Hektik, nahm eines der Telefone mit ins Wohnzimmer, steckte es ein und setzte sich, den Apparat auf dem Schoß, im Schneidersitz auf das Sofa. Sie hatte schon die Vorwahl gewählt, als ihr klar wurde, daß sie vermutlich dabei war, einen riesigen Fehler zu begehen; hastig legte sie den Hörer zurück auf die Gabel. Da Kidnapping ein Staatsverbrechen und Zack ein entflohener Mörder war, hatte sie allen Grund anzunehmen, daß sich im Haus ihrer Eltern FBI-Agenten aufhielten, die nur darauf warteten, daß sie sich telefonisch meldete, um dann den Anruf zurückverfolgen zu können. So wenigstens war es immer im Film. Ihr Entschluß stand bereits fest: Sie würde hier bei Zack bleiben und alles weitere Gott überlassen. Trotzdem wollte sie mit ihren Eltern reden und ihnen sagen, daß es ihr gutging. Nachdenklich betrachtete sie die prächtigen, goldgestickten
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