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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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rief Julie sich ins Gedächtnis, daß Zachary Benedict unschuldig war, und das war schließlich das einzige, was im Moment wirklich zählte. Einem unschuldigen Mann dabei zu helfen, nicht wieder ins Gefängnis zurück zu müssen, war weder unmoralisch noch illegal.
    Sie stand auf, legte bei beiden Kaminen Feuerholz nach, brachte das Telefon zurück in die Kammer und begab sich dann in die Küche, wo sie die nächste Stunde damit verbrachte, den Scherbenhaufen zu beseitigen und einen kräftigen Eintopf zu kochen, der ihren Patienten stärken würde, sobald er aufwachte. Beim Kartoffelschneiden fiel ihr ein, daß er nichts von ihrem Telefonat erfahren durfte, da er ihr schwerlich glauben würde, daß ihre Familie und ihre ehemalige Schwägerin wirklich vertrauenswürdig waren und den Behörden nicht erzählen würden, daß sie angerufen hatte. Da sie so schon mehr als genug Sorgen hatte, beschloß sie folglich, ihm nichts davon zu sagen.
    Nachdem sie in der Küche fertig war, ging sie in den Wohnraum und setzte sich auf das Sofa, ließ aber das Küchenradio an. Falls es weitere Neuigkeiten geben sollte, die Zack interessieren würden.
    Irgendwie, so dachte sie, als sie sich lächelnd auf dem Sofa ausstreckte und an die Decke blickte, war es komisch, eine Art Ironie des Schicksals, daß sie nach all den Jahren, die sie wie Mary Poppins gelebt hatte, ohne vom Pfad der Tugend abzuweichen, nun ausgerechnet hier gelandet war.
    In der High-School hatte sie viele Jungen als Freunde gehabt, doch nie hatte sie es zugelassen, daß sie mehr wurden als Freunde, und alle hatten das auch scheinbar willig akzeptiert. Sie hatten sie zu Football-Matches abgeholt, sie von der Schule heimgefahren und sie in ihre Clique aufgenommen. Im letzten Schuljahr hatte Rob Kiefer, der unumstrittene »Supermann« der Schule, sie in einen bösen Gewissenskonflikt gebracht, als er sie bat, ihn zum Abschlußball zu begleiten. Julie war seit Jahren heimlich in Rob verknallt, doch sie schlug seine Einladung dennoch aus, weil es allgemein hieß, daß Rob Kiefer einem Mädchen schneller die Höschen auszog, als Mary Kostler von Kostler's Dress Shop Zeit brauchte, ihre Schaufensterpuppen zu entkleiden.
    Julie glaubte nicht, daß Rob es tatsächlich wagen würde, ihr zu nahe zu treten; schließlich waren sie Freunde. Und darüber hinaus war sie die Tochter von Reverend Mathison, eine Tatsache, der sie eine gewisse »Immunität« gegen unerwünschte Annäherungsversuche verdankte. Dennoch wollte sie nicht mit Rob auf den Ball. Obwohl sie liebend gern ja gesagt hätte und obwohl er ihr feierlich versprach, sich in der Ballnacht wie ein echter Gentleman zu benehmen, war ihr klar, daß die ganze Schule und früher oder später die ganze Stadt annehmen würde, die Tochter von Reverend Mathison sei Rob Kiefers jüngste Eroberung. Statt dessen ging Julie mit dem netten Bill Swensen zum Ball, dessen Vater an der Schule unterrichtete, und Rob begleitete Denise Potter, eine der Cheerleaderinnen. An jenem Abend hatte sie blutenden Herzens mitansehen müssen, wie Rob, der zum »Ballkönig« gewählt worden war, sich zu seiner »Königin« Denise Potter herunterbeugte und sie leidenschaftlich küßte.
    Denise wurde in jener Nacht schwanger. Als das Paar drei Monate später heiratete und in ein billiges Einzimmer-Apartment einzog, anstatt aufs College zu gehen, was beide vorgehabt hatten, kannte die ganze Stadt den Grund dafür. Einige Keatoner bedauerten Denise, aber die meisten verhielten sich so, als habe sie das Ganze wissentlich herbeigeführt, indem sie mit Rob Kiefer ausgegangen war.
    Unsinnigerweise fühlte Julie sich irgendwie verantwortlich für das ganze Drama. Außerdem bestärkte sie diese Erfahrung nur in ihrem Entschluß, Ärger und mögliche Skandale um jeden Preis zu vermeiden. Im College weigerte sie sich strikt, mit Steve Baxter auszugehen, obwohl sie in ihn verknallt war, weil der gutaussehende Footballspieler den Ruf hatte, im Schlafzimmer noch mehr Punkte zu erzielen als auf dem Spielfeld. Aus Gründen, die ihr nie klargeworden waren, hatte Steve sie fast zwei Jahre lang umworben; er kam allein zu sämtlichen Veranstaltungen, von denen er wußte, daß sie daran teilnahm, hielt sich immer in ihrer Nähe auf und tat ehrlich sein Bestes, sie davon zu überzeugen, daß er sehr viel für sie empfand. Sie lachten auch zusammen, sie unterhielten sich stundenlang, doch immer nur im Rahmen einer größeren Gesellschaft, denn Julie weigerte sich strikt, mit

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