Perfekt
Pfauen am Saum des Kimonos und überlegte, wie sie ihr Vorhaben am besten verwirklichen könnte. Da sie es nicht wagte, irgendwelche Familienmitglieder anzurufen, mußte sie erst jemand anderen erreichen, jemand, dem sie voll und ganz vertrauen konnte, jemand, der nicht nervös oder hysterisch werden würde, wenn er ihre Botschaft überbrachte.
Die anderen Lehrkräfte kamen nicht in Frage. Es waren großartige Frauen, doch eher furchtsam als schneidig, und sie hatten auch nicht den nötigen Elan, den diese Aufgabe erforderte. Plötzlich lächelte sie und suchte das kleine Adreßbuch heraus, das sie immer in ihrer Handtasche hatte. Sie schlug es bei C auf, nahm das Telefon wieder auf den Schoß und wählte die Nummer, unter der Katherine Cahill zu erreichen gewesen war, bevor sie Mrs. Ted Mathison wurde. Anfang des Monats hatte Katherine ihr geschrieben und gefragt, ob sie sich nicht treffen könnten, wenn sie diese Woche in Keaton wäre. Fast ein wenig lachend kam Julie zu dem Schluß, daß Ted unheimlich wütend auf sie sein würde, weil sie Katherine in den Schoß der Familie Mathison zurückschickte, wo er ihr weder aus dem Weg gehen noch sie ignorieren konnte ... und genau dafür würde Katherine ihr dankbar sein. »Katherine?« fragte Julie rasch, als sich eine Frauenstimme meldete. »Hier ist Julie. Sag nichts, wenn du nicht allein bist.«
»Julie! Mein Gott! Ja, ich bin allein ... Meine Eltern sind auf den Bahamas. Wo bist du? Wie geht es dir?«
»Es geht mir gut. Mir ist nichts passiert.« Sie machte eine kleine Pause, um ihre Nerven zu beruhigen, und fuhr dann fort: »Weißt du, ob jemand - ich meine die Polizei oder das FBI - bei meinen Eltern im Haus ist?«
»Sie sind bei deinen Eltern und fragen außerdem die halbe Stadt aus.«
»Katherine, ich möchte dich um einen ganz großen Gefallen bitten. Du mußt nichts tun, was gegen das Gesetz verstößt, aber du mußt mir versprechen, daß du der Polizei nichts davon erzählst.«
Katherine senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Julie, ich würde alles für dich tun. Ich - ich bin glücklich, daß du mich angerufen hast, daß du mir die Chance gibst, mich dafür zu revanchieren, daß du versucht hast, Ted zu überreden, sich nicht von mir scheiden zu lassen; dafür, daß du mir immer beigestanden hast...« Sie brach ab, gerade als Julie vorhatte, sie zu unterbrechen. »Was soll ich tun?«
»Ich möchte, daß du meinen Eltern und meinen Brüdern jetzt sofort mitteilst, daß ich in einer Stunde oder so wieder bei dir anrufe, um mit ihnen zu reden. Katherine, bitte achte unbedingt darauf, daß du nichts tust oder sagst, was das FBI mißtrauisch machen könnte. Verhalte dich ganz normal, sieh zu, daß du meine Familie allein antriffst, und übermittle ihnen meine Nachricht. Du wirst dich doch von den FBI-Agenten nicht einschüchtern lassen, oder?«
Katherine lachte leise und etwas verlegen. »Wie Ted es immer so passend gesagt hat - ich war eine verwöhnte kleine Prinzessin, deren Daddy sie in dem Glauben ließ, sie könne alles tun und haben, was sie wolle. Du siehst, es besteht keinerlei Anlaß zur Sorge«, fuhr sie mit etwas mehr Selbstbewußtsein fort, »daß ein paar biedere FBI-Agenten eine ehemalige Prinzessin wie mich aus dem Konzept bringen könnten. Und wenn sie es versuchen sollten«, scherzte sie, »sage ich Daddy, er soll Senator Wilkins anrufen.«
»Wunderbar«, entgegnete Julie und lächelte, weil Katherines Stimme so überzeugend klang. Dann wurde sie wieder ernst und überlegte, was sie am besten sagen könnte, um sowohl Katherine als auch ihre Familie von der immerhin möglichen Folgerung abzuhalten, es sei vielleicht doch in Julies Interesse, das FBI zu alarmieren - unabhängig davon, was sie sagte. »Noch etwas: Bitte mach meiner Familie unbedingt klar, daß ich momentan völlig sicher bin, daß ich mich aber in wirklich großer Gefahr befinde, sobald jemand versucht, diesen Anruf zurückzuverfolgen. Ich - ich kann nicht genau erklären, was ich meine - ich habe nicht genug Zeit, und selbst wenn ...«
»Du mußt mir überhaupt nichts erklären. Ich höre an deiner Stimme, daß es dir gutgeht, und das ist das einzige, was für mich zählt. Und was deinen Aufenthaltsort angeht und mit wem du dort bist ... Ich weiß, daß du nie etwas tun würdest, was du nicht für richtig hältst. Du bist der beste Mensch, den ich kenne, Julie. Aber ich gehe jetzt besser gleich los. Ruf in einer Stunde wieder an.«
Julie entzündete den Kamin im
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