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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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glaubte, ließ ihre Hand bewegungslos erstarren. »Völlig ausgehungert.«
    Julie versuchte sich einzureden, daß er diesen Ausdruck nicht deshalb gewählt hatte, weil er bei ihrem gestrigen Streit in eindeutig sexuellem Zusammenhang gefallen war. Bemüht, möglichst unschuldig auszusehen, fragte sie höflich: »Was möchtest du?«
    »Was hast du anzubieten?« konterte er und griff das Wortspiel mit solcher Gelassenheit auf, daß Julie beim besten Willen nicht sagen konnte, ob die Doppeldeutigkeit ihres Wortwechsels nicht doch nur ihrer Fantasie entsprang.
    »Etwas zu essen natürlich.«
    »Natürlich«, stimmte er feierlich bei, doch in seinen Augen stand ein amüsiertes Glitzern.
    »Um genau zu sein, Eintopf.«
    »Genau zu sein ist sehr wichtig.«
    Julie entschied sich, den strategischen Rückzug in die Küche anzutreten, um das seltsame Gespräch zu beenden. »Ich richte das Abendessen her; wir könnten uns dort an die Theke setzen.«
    »Laß uns doch lieber hier beim Feuer essen«, sagte er, und seine Stimme klang sanft wie eine Liebkosung. »Hier ist es gemütlicher.«
    Gemütlicher ... Julie mußte schlucken. Sie wirtschaftete in der Küche ausgesprochen effektiv, doch ihre Hände zitterten so sehr, daß sie Mühe hatte, den Eintopf in die Teller zu füllen. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie er zur Stereoanlage ging und die CDs durchschaute. Kurz darauf erfüllte Barbra Streisands herrliche Stimme den Raum. Von allen CDs in dem Schrank hatte er ausgerechnet die Streisand gewählt.
    Gemütlicher ...
    Das Wort ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie holte zwei Servietten, legte sie auf das Tablett, und dann, den Rücken zum Wohnraum, stützte sie sich mit den Handflächen auf die Theke und atmete tief durch. Gemütlicher. Seine Definition dafür, darüber war sie sich im klaren, lautete »der Intimität förderlicher«. »Romantischer«. Sie wußte das genauso sicher wie sie wußte, daß sich das Verhältnis zwischen ihnen von dem Augenblick an unwiderruflich geändert hatte, in dem sie beschlossen hatte, bei ihm zu bleiben, anstatt ihn am Fluß liegen zu lassen oder ihn hierherzubringen und dann die Polizei zu verständigen. Auch er wußte es. Den Beweis dafür konnte sie sehen: Wenn er sie anblickte, lag eine neue Sanftheit in seinen Augen, und seine Stimme klang zärtlich; beides verunsicherte sie zutiefst und nagte an ihrer Selbstbeherrschung. Julie richtete sich auf und schüttelte den Kopf über den dummen Versuch, sich selbst etwas vorzumachen. Sie hatte ihre Selbstbeherrschung bereits verloren; es gab kein Argument, das jetzt noch eine Rolle spielte, keinen Ort, an dem sie sich vor der Wahrheit verbergen konnte.
    Die Wahrheit war, daß sie ihn wollte. Ihn begehrte. Und er begehrte sie. Beide wußten es.
    Sie legte Besteck auf das Tablett, warf ihm über die Schulter noch einen weiteren kurzen Blick zu - und schaute sofort wieder weg. Er saß auf dem Sofa, beide Arme auf der Lehne, die Beine lässig übereinandergeschlagen, und beobachtete sie - entspannt, nachsichtig, mit ungeheuer viel Sex-Appeal. Er würde sie nicht drängen, und er war anscheinend auch überhaupt nicht nervös - aber er hatte ja auch zweifellos schon tausendmal mit vielen hundert Frauen geschlafen; die ausnahmslos alle wesentlich hübscher und fraglos sehr viel erfahrener gewesen waren als sie.
    Julie widerstand der Versuchung, die Küchenschubladen umzuräumen.
    Zack sah ihr zu, wie sie zum Sofa zurückkam, sich hinabbeugte und das Tablett auf den Tisch stellte; sie bewegte sich graziös, aber etwas unsicher, wie eine verängstigte Gazelle. Das Licht des Kaminfeuers schimmerte auf ihrem kastanienbraunen Haar, das von einem schlichten Seitenscheitel aus schwer über ihre Schultern fiel. Es leuchtete auf ihrer zarten Haut, während sie die Sets und die Teller verteilte. Ihre langen, seidigen Wimpern warfen fächerförmige Schatten auf ihre Wangen, und zum ersten Mal bemerkte er, daß sie sehr schöne Hände hatte, mit schlanken Fingern und langen, eleganten Nägeln. Plötzlich erinnerte er sich daran, wie diese Hände am Fluß sein Gesicht gehalten hatten, wie sie ihn in ihren Armen gewiegt und ihn angefleht hatte, aufzustehen. Das alles war ihm wie ein Traum erschienen, doch die Erinnerungen an später, nachdem sie ihn ins Bett gesteckt hatte, waren klarer. Er erinnerte sich daran, wie ihre Hände die Decken glattgestrichen hatten, an die Sorge in ihrer sanften Stimme ... Als er sie jetzt ansah, wunderte er sich erneut über die

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