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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Grundsätzlicheres. »Hast du Geschwister?«
    »Ich hatte zwei Brüder und eine Schwester.«
    »Was meinst du mit >hatte    »Damit meine ich eine ganze Menge verschiedener Dinge, denke ich«, sagte er seufzend, lehnte seinen Kopf wieder gegen das Sofa und fühlte, wie sie herumrutschte, so daß sie sich schließlich wieder in ihrer vorherigen Ausgangslage befanden, die Füße auf dem Tisch.
    »Wenn du aus irgendeinem Grund lieber nicht darüber reden willst«, sagte sie, da sie seinen Stimmungswechsel sehr genau spürte, »dann ist das völlig in Ordnung.«
    Zack wußte, daß er ihr alles erzählen würde, doch er zog es vor, die tausenderlei Gefühle, die ihn dazu trieben, keiner näheren Analyse zu unterziehen. Nie hatte er das Bedürfnis oder den Wunsch verspürt, dieselben Fragen aus dem Mund einer anderen Frau, nicht einmal seiner eigenen, zu beantworten. Aber andererseits hätte er auch weder ihr noch sonst jemandem etwas anvertraut, was ihm Schmerzen verursachen konnte. Vielleicht glaubte er Julie deshalb die Antwort schuldig zu sein, weil sie ihm bereits so viel gegeben hatte. Er legte den Arm fester um ihre Schulter, und sie rückte näher; ihr Gesicht lag halb auf seiner Brust. »Ich habe noch nie mit jemandem darüber gesprochen, obwohl ich weiß Gott viele tausendmal danach gefragt wurde. Die Geschichte ist nicht besonders lang und auch nicht besonders interessant oder spannend, und wenn ich irgendwie seltsam klinge, dann liegt das daran, daß es mir sehr unangenehm ist und auch etwas ungewohnt, wenn ich jetzt zum erstenmal in siebzehn Jahren davon spreche.«
    Julie blieb still liegen; sie war überrascht und glücklich, daß er bereit war, es ihr zu erzählen.
    »Als ich zehn war, kamen meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben«, begann er, »und meine beiden Brüder, meine Schwester und ich wuchsen bei unseren Großeltern auf -das heißt, wenn wir uns nicht im Internat aufhielten. Wir waren jeweils ein Jahr auseinander. Justin war der älteste, dann kam ich, dann Elizabeth und dann Alex. Justin war ...« Zack verstummte, suchte die richtigen Worte und fand sie nicht. »Er war ein großartiger Segler, und im Gegensatz zu anderen älteren Brüdern hat er mich immer überall mitgenommen und mich nie ausgeschlossen. Er war - gut. Freundlich. Sanft. Mit achtzehn hat er sich das Leben genommen.«
    Julie konnte ihr Entsetzen nicht verbergen. »Mein Gott, warum denn?«
    Zacks Brust hob sich unter ihrer Wange, als er tief Luft holte und es ganz langsam aussprach: »Er war schwul. Niemand wußte es. Nur ich. Er hat es mir gesagt, nicht einmal eine Stunde, bevor er sich erschoß.«
    Als er nicht weiter sprach, sagte Julie: »Hätte er denn nicht mit jemand reden können - hat er denn keinen Rückhalt in der Familie gefunden?«
    Zack antwortete nach einem kurzen, grimmigen Lachen. »Meine Großmutter ist eine geborene Harrison und stammt aus einer uralten Familie rechtschaffener Menschen mit unglaublich hohen Anforderungen an sich selbst und an alle anderen. Sie hätten Justin wie einen Perversen behandelt und sich öffentlich von ihm abgewandt, wenn er nicht sofort widerrufen hätte. Die Stanhopes andererseits waren immer das genaue Gegenteil davon - rücksichtslos, verantwortungslos, charmant, lebensfroh und schwach. Aber ihr herausragendster Charakterzug, der sich wie ein roter Faden durch die männliche Linie zieht, ist, daß sich die Stanhope-Männer allesamt als Frauenhelden hervortaten. Ihre Lüsternheit ist in diesem Teil Pennsylvanias geradezu sprichwörtlich, und alle sind immer ausgesprochen stolz darauf gewesen. Auch mein Großvater; er sogar ganz besonders. Ich bin mir nicht sicher, ob die Männer der Familie Stanhope, was Frauen angeht, nicht sogar die des Hauses Kennedy ausstechen. Um dir einen kleinen Eindruck davon zu vermitteln: Mein Großvater schenkte meinen beiden Brü-dem und mir zum zwölften Geburtstag jeweils eine Nutte. Er gab eine kleine private Geburtstagsparty im Haus, und die Nutte, die er ausgesucht hatte, wurde dafür bezahlt, daran teilzunehmen und anschließend mit dem Geburtstagskind nach oben zu gehen.«
    »Und was hat deine Großmutter dazu gesagt?« fragte Julie kopfschüttelnd. »Was tat sie währenddessen?«
    »Meine Großmutter hielt sich irgendwo im Haus auf, aber sie konnte es nicht ändern oder etwas dagegen unternehmen, deshalb trug sie den Kopf so hoch wie möglich und tat so, als wisse sie von nichts. Mit den Affären meines Großvaters hat sie es genauso

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