Perfekt
ignorierend, sagte sie mit einem Sarkasmus, der nicht verbarg, wie tief sie in Wahrheit verletzt war: »Ich frage mich, was Glenn Close in diesem Augenblick gedacht hat - als du ihre Brüste geküßt hast.«
»Auch sie überlegte - aus demselben Grund -, wie sie den Regisseur am besten umbringen könnte.«
»Tatsächlich?« sagte sie sarkastisch. »Und woran, glaubst du, hat sie gedacht, als du dich so auf sie gelegt hast?«
Zack streckte seine Hand aus, legte sie unter Julies Kinn und brachte sie mit sanfter Gewalt dazu, ihm ins Gesicht zu sehen. »Ich weiß, woran sie in diesem Moment gedacht hat. Sie hat gebetet, daß ich meinen Ellbogen aus ihrer Magengrube nehme, bevor sie wieder loskichert und wir die Szene noch ein drittes Mal drehen müssen.«
Angesichts seiner ernsten Gelassenheit und sachlich-nüchternen Darstellung kam Julie sich auf einmal ausgesprochen dumm und kindisch vor. Seufzend sagte sie: »Es tut mir leid. Ich benehme mich wie eine Idiotin. Ich wollte nur deshalb keinen deiner Filme anschauen, weil ich Angst davor hatte, eine Szene wie diese sehen zu müssen. Ich weiß, daß es dumm von mir ist, aber es macht mich irgendwie ...«, sie verstummte, um nicht »eifersüchtig« sagen zu müssen, da sie wußte, daß sie kein Recht darauf hatte, es zu sein.
»Eifersüchtig?« schlug er vor, und laut ausgesprochen fand sie das Wort noch schlimmer.
»Eifersucht ist destruktiv und noch dazu kindisch«, wich sie aus.
»Ein Gefühl, das einen Menschen irrational und unerträglich machen kann«, pflichtete er ihr bei.
Julie sandte ein stummes Dankgebet gen Himmel, daß nicht sie das Wort gebraucht hatte, und nickte. »Ja, nun - jedenfalls habe ich, wenn ich dich in so einer Szene sehe ... das Gefühl, daß wir lieber einen anderen Film anschauen sollten.«
»Gut, wen möchtest du denn sehen? Nenn mir irgendeinen Schauspieler.«
Sie öffnete den Mund, um seine Frage zu beantworten, doch bevor sie etwas sagen konnte, fügte er kurzangebunden hinzu: »Solange es nicht Swayze, Costner, Cruise, Redford, Newman, McQueen, Ford, Douglas oder Gere ist.«
Julie sah ihn mit offenem Mund an. »Wer bleibt denn dann noch übrig?«
Er legte seinen Arm um ihre Schulter, zog sie dicht an sich und flüsterte seine Antwort in ihr duftiges Haar: »Mickymaus.«
Julie wußte nicht, ob sie lachen oder eine Erklärung verlangen sollte. »Mickymaus? Aber warum denn?«
»Weil«, murmelte er und ließ seine Lippen über ihre Schläfe gleiten, »ich denke, daß ich es ertragen könnte, wie du von Mickymaus schwärmst, ohne dabei wieder >irrational< und >unerträglich< zu werden.«
Julie versuchte die Freude zu verbergen, die bei diesen Worten in ihr hochstieg. Sie hob ihr Gesicht zu seinem und sagte vergnügt: »Da ist immer noch Sean Connery. In Jagd auf Roter Oktober war er einfach fantastisch.«
Zack runzelte herausfordernd die Stirn. »Und da sind immer noch sechs andere Filme von mir hier im Schrank.«
Nun, da sie sich über sein Eingeständnis lustig gemacht und ihre eigene Eifersucht gekonnt umgangen hatte, bereute Julie ihre Feigheit, und es tat ihr leid, daß sie damit einen ganz besonderen Moment verdorben hatte. Emst blickte sie ihm in die Augen und sagte unsicher: »Es war einfach furchtbar, zusehen zu müssen, wie du mit Glenn Close geschlafen hast.«
Als Belohnung für ihren Mut erhielt sie einen zärtlich-leidenschaftlichen Kuß, der ihr den Atem raubte.
37
Julie blickte aus dem Küchenfenster auf die untergehende Sonne, legte das Obstmesser weg und ging in den Wohnraum, um den Fernseher anzustellen, da sie seit dem Morgen keine Nachrichten mehr gehört hatte. Eine Satellitenschüssel irgendwo auf dem Berg ermöglichte ihnen den Empfang des Nachrichtensenders CNN.
Zack hatte den Tag damit verbracht, die Straße bis zur Brücke hinunter zu räumen. Er hatte dazu den riesigen Traktor aus der Garage benutzt, dessen Fräsaufsatz den Schnee in einer zwei Meter hohen Fontäne zur Seite schleuderte. Jetzt duschte er. Als er ihr heute morgen von seinem Vorhaben erzählt hatte, war sie der Meinung gewesen, dies bedeute, daß sie das Haus heute oder morgen verlassen würden, und bei diesem Gedanken hatte sie eine Panik befallen, die ihr fast die Kehle zuschnürte. Als hätte er ihre Gedanken lesen können, sagte er: »Einen Tag, bevor es Zeit ist, hier wegzugehen, sage ich dir Bescheid.« Auf ihre Frage, ob er denn nicht bereits wisse, wann sie fortmüßten, hatte er ausweichend geantwortet, er sei sich selbst
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