Perfekt
Katherine auf ein dunkelrotes Ledersofa deutete und Ted unmißverständlich an etwas lang Zurückliegendes erinnerte: »Du hast mich ausgezogen, und du hast auf eben diesem Sofa da mit mir geschlafen! Wenn ich mich recht erinnere, warst du sehr freudig überrascht festzustellen, daß ich noch Jungfrau war. Eine Stunde später hast du mich draußen beim Swimmingpool noch einmal geliebt, und dann noch einmal im ...«
»Ich erinnere mich!« schnappte Ted und stolzierte zur Hausbar hinüber, um die beiden anderen Weingläser zu holen. Eines davon drückte er Carl in die Hand. »Wenn ich mich nicht sehr täusche, wirst du das jetzt gleich brauchen können«, und fast im selben Moment bestätigte Katherine Teds Voraussage, indem sie seinen unglücklichen älteren Bruder anfuhr:
»Und du, Carl, du bist weit davon entfernt, ein Heiliger zu sein! Bevor du geheiratet hast, warst du ...«
»Laß meine Frau aus dem Spiel«, warnte er.
»Ich hatte gar nicht vor, Sara ins Spiel zu bringen«, sagte Katherine mit entschiedener Kühle. »Ich hatte vielmehr an Ellen Richter und Lisa Bartlesman gedacht, mit denen du im letzten High-School-Jahr herumgezogen bist, und dann war da Kaye Sommerfeld, als du neunzehn warst, und ...«
Julies Lachen unterbrach Katherines weitere Ausführungen, und alle blickten sie an. »Hört auf damit! Bitte«, sagte sie, halb amüsiert, halb erschöpft, »hört damit auf. Ich glaube, für einen Abend haben wir genug Illusionen zerstört.«
Ted wandte sich an Katherine und hob sein Glas zu einem spöttischen Toast: »Wie üblich ist es dir wieder einmal gelungen, alle Anwesenden in Verlegenheit zu bringen und dabei selber weit über jede Kritik erhaben zu bleiben.«
Alle Kampfeslust schien sie plötzlich verlassen zu haben. »Nein. In Wahrheit ist es sogar so, daß ich diejenige bin, die sich am allermeisten schämen muß.« »Weil du dich seinerzeit herabgelassen hast, mit mir zu schlafen, nehme ich an?« sagte er mit schlecht gespielter Gleichgültigkeit.
»Nein«, widersprach sie leise.
»Warum dann?«
»Du kennst die Antwort darauf ganz genau.«
»Doch wohl nicht, weil unsere Ehe nicht geklappt hat?« spottete er.
»Nein, weil ich unsere Ehe kaputtgemacht habe.«
Mit zusammengekniffenen Lippen ließ er dieses ruhige -und sehr überraschende - Schuldeingeständnis abprallen. »Was hast du überhaupt noch hier in Keaton verloren?« knurrte er, anstatt darauf einzugehen.
Katherine wandte sich wieder dem Tablett mit den Gläsern zu und machte sich daran, eine zweite Flasche Chardonnay zu öffnen. »Spencer sagt, daß ich das unbewußte Bedürfnis habe, hierher zurückzukommen, bevor ich ihn heirate, um mich dem öffentlichen Tadel zu stellen, vor dem ich damals, als unsere Ehe in die Brüche ging, davongelaufen bin. Er sagt, das sei der einzige Weg, meine Selbstachtung wiederzufinden.«
»Spencer«, Ted sprach den Namen mit sichtlicher Verachtung aus, »scheint mir ein rechter Armleuchter zu sein.«
Zu seinem Erstaunen ließ seine unberechenbare Ex-Frau daraufhin ihr ansteckendes Lachen erklingen, drehte sich zu ihm um und prostete ihm zu.
»Was ist daran so komisch?« wollte sie wissen.
»Spencer«, erklärte Katherine mit schwankender Stimme, »hat mich von Anfang an an dich erinnert ...«
Julie stellte ihr Weinglas, das sie nicht angerührt hatte, weg und erhob sich. »Ihr müßt jetzt ohne mich weiterstreiten. Ich gehe ins Bett. Ich brauche dringend etwas Schlaf.«
Julie schlüpfte in einen Morgenrock, den Katherine ihr geliehen hatte, und ging nach unten. Sie fand Katherine in der Bibliothek, wo sie die Zweiundzwanzig-Uhr-Nachrichten anschaute.
»Ich hatte nicht erwartet, dich vor morgen früh wiederzusehen«, begrüßte Katherine sie mit einem überraschten Lächeln und stand auf. »Ich habe aber trotzdem etwas zum Abendessen für dich hergerichtet. Warte einen Moment, ich hole das Tablett...«
»War irgendwas Besonderes in den Nachrichten?« fragte Julie, unfähig, ihre Nervosität zu verbergen.
»Nichts über Zachary Benedict«, beeilte sich Katherine ihr zu versichern. »Du allerdings stehst ganz schön im Zentrum des nationalen Interesses - deine glückliche Heimkehr aus der Geiselhaft macht wirklich Schlagzeilen.«
Als Julie dieses Thema mit einem Achselzucken abtat, stemmte Katherine scherzhaft die Hände in die Hüften und fragte: »Hast du eigentlich überhaupt eine Ahnung, wie berühmt dich das gemacht hat?«
»Berüchtigt, meinst du wohl eher«, scherzte Julie, ihr
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