Perfekt
daß irgend jemand aus seinem früheren Leben ihn wiedererkannt hatte. Falls dies der Fall war, so hatte aber keiner sich die Mühe gemacht, ihm zu schreiben.
Eine Zeitlang spielte er sogar mit dem Gedanken, nach Ridgemont zurückzukehren, Stanhope Industries aufzukaufen und zu leiten. Doch als er endlich über genügend Geld verfügte, war er fünfundzwanzig und reif genug einzusehen, daß es nichts ändern würde, selbst wenn er die ganze Stadt aufkaufte. Inzwischen hatte Zack einen Oscar bekommen, sein Universitätsdiplom an der USC erworben und wurde als Naturtalent und als »Legende des Filmbusineß« gefeiert. Zack konnte sich nun seine Rollen aussuchen, hatte ein Vermögen auf der Bank und eine Zukunft vor sich, die mehr als vielversprechend war.
Er hatte aller Welt bewiesen, daß Zack Benedict in der Lage war, sich alleine durchzuschlagen, und zu Großem fähig war. Es gab nichts, was Zack jetzt noch anstrebte, was er sich und anderen noch hätte beweisen können; und diese Ziellosigkeit hinterließ ein schales Gefühl innerer Leere.
Seiner früheren Motivation beraubt, sah Zack sich nun anderweitig nach Zielen um. Er baute herrschaftliche Häuser, kaufte Yachten und fuhr Autorennen; er begleitete bildschöne Frauen zu wichtigen gesellschaftlichen Anlässen und ging anschließend mit ihnen ins Bett. Er genoß ihre Körper und zuweilen auch ihre Gesellschaft, aber er nahm sie niemals ernst, und nur die wenigsten erwarteten etwas anderes. Zack war zu einer Art sexueller Trophäe geworden. Vielen ging es primär um das Privileg, mit ihm zu schlafen, und - sofern sie Schauspielerinnen waren - natürlich auch um den Einfluß und die Beziehungen, über die er verfügte. Wie alle anderen Superstars und Sexsymbole litt auch Zack unter den Folgen seines Erfolgs: Er konnte aus keinem Aufzug treten, in keinem Restaurant essen, ohne nicht von irgendwelchen Fans belästigt zu werden. Unbekannte Frauen drückten ihm ihre Hotelzimmerschlüssel in die Hand oder bestachen das Personal, sie in die Suite zu lassen. Die Ehefrauen berühmter Produzenten luden ihn zu Wochenendpartys zu sich nach Hause ein und schlichen sich aus dem Bett ihres Mannes, um in das seine zu steigen.
Obwohl Zack sich dieses reichhaltigen sexuellen und gesellschaftlichen Angebots häufig und keineswegs ungern bediente, so existierte doch etwas in ihm - sein Gewissen oder möglicherweise auch irgendein verborgener Zug konventioneller Yankee-Prüderie -, das sich gegen die Promiskuität und die Oberflächlichkeit, gegen die Junkies, die Speichellecker und die Narzißten auflehnte. Er rebellierte gegen all das, was sich in Hollywood an menschlichem Abschaum versammelt hatte. Der Sündenpfuhl war zwar parfümiert und dadurch gesellschaftlich akzeptabel, aber keineswegs moralisch integer.
Eines Morgens wachte Zack auf und konnte es plötzlich nicht länger ertragen. Er hatte bedeutungslosen Sex satt, laute Partys langweilten ihn, neurotische Schauspielerinnen und ehrgeizige Starlets hingen ihm zum Halse heraus. Das Leben, das er bisher geführt hatte, widerte ihn an.
Er begann, nach einem neuen Weg zu suchen, die leeren Stunden zu füllen, nach einer neuen Herausforderung und einem echten Lebensinhalt. Als Schauspieler zu arbeiten bedeutete längst keine Herausforderung mehr, deshalb wandte er sich der Regie zu. Falls er als Regisseur versagte, wäre die Blamage groß. Aber die Gefahr, seinen guten Ruf zu verlieren, reizte und stimulierte ihn. Zwar hatte Zack schon lange mit dem Gedanken gespielt, Regie zu führen, jetzt aber wurde er zu einem neuen Ziel. Und Zack setzte all seine Entschlossenheit daran, dieses ebenso zu erreichen wie all die anderen Ziele vorher. Der Präsident der Empire Studios, Irwin Levine, tat sein Möglichstes, ihm diese Idee auszureden. Er flehte, argumentierte und rotierte, schließlich aber kapitulierte er und gab nach. Zack hatte es nicht anders erwartet.
Der Film, in dem Levine ihn Regie führen ließ, war ein billiger Thriller mit dem Titel Nightmare, in dem zwei Haupt-rollen zu besetzen waren: eine Frauenrolle und eine für ein neunjähriges Mädchen. Empire bestand darauf, die Rolle des Kindes mit Emily McDaniels zu besetzen, einem früheren Kinderstar mit Shirley-Temple-Grübchen, die fast dreizehn war, aber aussah wie neun. Emily stand noch immer unter Vertrag, doch war sie nicht mehr sehr gefragt. Dasselbe galt für eine betörende Blondine namens Rachel Evans, die die weibliche Hauptrolle spielen sollte. In ihren
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