Perfekt
ihren betroffenen Gesichtsausdruck.
»Es war nicht dein Auftragsdienst.«
»Gut«, sagte er, streckte einen Arm aus, griff nach ihren schlanken Fesseln und grinste anzüglich. »Da keiner meiner Patienten unseren Samstagabend zu stören scheint, solltest du deinen edlen Körper in die Fluten stürzen und mir zeigen, daß du mich noch liebst. Komm schon rein.«
»Dick«, sagte sie und klang geknickt, »es war mein Vater, der eben angerufen hat.«
»Und was hat er gesagt? Irgendwas stimmt doch nicht.« Augenblicklich wurde er ernst und zog sich aus dem Wasser.
»Er hat gesagt, daß Zack Benedict ihn gerade angerufen hat.«
»Benedict?« wiederholte Dick ärgerlich, griff sich ein Handtuch und begann sich abzutrocken. »Wenn dieser Kerl sich tatsächlich hier in der Gegend von Los Angeles rumtreibt, ist er nicht nur ein Mörder, sondern total verrückt. Die Polizei wird ihn binnen kürzester Zeit fassen. Was hat er gewollt?«
»Mich. Zack hat meinem Vater gesagt«, erklärte sie mit bebender Stimme, »daß er glaubt, ich würde wissen, wer Rachel wirklich getötet hat. Er hat gesagt, ich soll den Medien sofort mitteilen, wer es war, sonst würde er alle, die an jenem Unglückstag anwesend waren, umbringen.« Sie schüttelte den Kopf, als könne sie dadurch ihre Gedanken ordnen, und als sie weitersprach, war die Angst aus ihrer Stimme verflogen. »Es muß einfach ein Verrückter gewesen sein. Zack hätte mich nie bedroht, geschweige denn verletzt. Ganz gleich, was du von ihm hältst, Zack war kein fieser Typ. Er war der netteste Kerl, den ich jemals kennengelernt habe - dich natürlich ausgenommen.«
»Wenn du das wirklich glaubst, dann stehst du mit deiner Meinung aber ziemlich alleine da.«
»Aber ich bin mir absolut sicher. Ganz gleich, was du während des Prozesses gehört haben magst, die Wahrheit ist, daß Rachel Evans eine bösartige, durchtriebene und hinterhältige Person war, die den Tod wahrlich verdient hat! Schlimm daran ist nur, daß Zack dafür ins Gefängnis geschickt wurde.« Mit einem bitteren Lachen fuhr sie fort: »Kein Mensch hielt Rachel für eine gute Schauspielerin, aber in Wahrheit war sie eine geradezu brillante Komödiantin -sie war so verdammt gut, daß kaum jemand erkannte, was sich hinter ihrem Lächeln wirklich verbarg. Sie galt als elegant und eher reserviert und sehr nett. Und dabei war sie nichts von alledem. Nichts! Im Grunde war sie nichts als eine streunende Katze.«
»Was meinst du damit? Ein Flittchen?«
»Das war sie auch, aber das habe ich nicht gemeint«, sagte Emily und streckte den Arm aus, um das nasse Handtuch aufzuheben, das er neben einem Sonnenschirmtisch auf den Boden geworfen hatte. »Ich wollte damit sagen, daß sie einer Katze glich, die durch dunkle Gassen streunt und anderer Leute Mülltonnen durchwühlt, ohne daß sie jemals etwas davon mitbekommen.«
»Eine ausgesprochen bildhafte und anschauliche Beschreibung«, zog ihr Ehemann sie auf, »aber leider keine besonders hilfreiche.«
Emily ließ sich auf die Liege zurückfallen und versuchte, sich etwas genauer auszudrücken. »Wenn Rachel dahintergekommen war, daß jemand etwas Bestimmtes wollte - eine Rolle in einem Film, einen Mann, ein bestimmtes Requisit am Drehort -, dann tat sie alles in ihrer Macht Stehende, um dafür zu sorgen, daß der oder die Betreffende es nicht bekam - auch wenn sie selber überhaupt nichts davon hatte. Ich meine, die arme Diana Copeland war in Zack verliebt -wirklich ernstlich verliebt in ihn aber sie hielt sich immer zurück und machte sich nie irgendwie an ihn ran. Ich war die einzige, die es wußte, und ich habe es auch nur durch puren Zufall herausgefunden.«
Als sie verstummte und die Lichter anstarrte, die den Pool beleuchteten, sagte Dick: »Du wolltest nie über Benedict oder den Prozeß sprechen, aber da wir gerade dabei sind, muß ich zugeben, daß du meine Neugierde geweckt hast. Warum ist das nie in die Zeitungen gekommen? Ich habe nirgendwo gelesen, daß Diana Copeland in Benedict verliebt war.«
Emily nickte. »Ich hatte mir vorgenommen, dieses Thema niemals anzusprechen, weil ich niemandem trauen konnte, selbst Männern nicht, mit denen ich mich privat traf. Schließlich hätte es ja sein können, daß jemand es irgendeinem Reporter weitererzählte, der dann alles verdrehte und die ganze Sache wieder aufrollte.« Sie lächelte ihn an und rümpfte ihre zierliche Nase. »Ich denke aber, bei dir kann ich eine Ausnahme machen, zumal du ja feierlich gelobt hast,
Weitere Kostenlose Bücher