Perfekt
Ehefrau!«
Sie legte ihren Arm um seine Taille und lehnte den Kopf an seine Schulter. »Das weiß ich, und er weiß es auch.« Während sie Arm in Arm auf das Haus zugingen, fügte sie hinzu: »Noch vor ein paar Minuten hast du gesagt, wie überraschend es ist, daß ich trotz all der Jahre im Filmgeschäft so nett und unverdorben geblieben bin. Bitte versu-che, immer daran zu denken, daß ich nur deshalb so geworden bin, weil er immer auf mich aufgepaßt hat. Er hat sein ganzes Leben nach mir ausgerichtet.«
Ihr Mann drückte ihr einen Kuß auf die Stirn. »Das weiß ich doch.«
56
Als Julie bei ihrem Haus ankam, war es bereits Mitternacht. Die ganzen sieben Stunden, seit sie Zacks Großmutter verlassen hatte, waren ein einziger Gewissenskampf gegen den heimtückischen Zweifel und die Verwirrung gewesen, die man ihr in jenem Haus eingepflanzt hatte. Schließlich war sie Siegerin über ihre Gedanken geworden und fühlte sich jetzt, da sie wieder daheim war, wesentlich besser. Sie sperrte ihre Haustüre auf, schaltete das Licht im Wohnzimmer an und blickte sich in dem freundlichen, gemütlichen Raum um. In dieser Umgebung schien der Gedanke, daß Zack geistig verwirrt war, so abwegig, daß sie sich darüber ärgerte, ihn überhaupt jemals in Erwägung gezogen zu haben. Während sie ihren Mantel weghängte, dachte sie an den wunderbaren Abend mit Matt und Meredith Farrell, die ihr beim Abschied beide viel Glück gewünscht hatten. Matthew Farrell, das war ihr klar, hätte Mrs. Stanhope glattweg ausgelacht, hätte sie ihm gegenüber den Gedanken geäußert, Zack könnte geistesgestört sein. Und genau dasselbe hätte sie auch tun sollen!
Ärgerlich über sich selbst schüttelte sie den Kopf und ging dann in ihr Schlafzimmer, um sich auf ihr Bett zu setzen und Zacks Brief aus der Nachttischschublade zu holen. Sie las jedes einzelne liebevolle Wort wieder und wieder, und das Schamgefühl dafür, daß sie jemals an ihm hatte zweifeln können, war genauso groß wie das Bedürfnis, schnellstmöglich sämtliche Spuren zu tilgen, die an ihren unglückseligen Ausflug in seine ehemalige Heimat erinnerten. Sie legte seinen Brief beiseite, zog ihren Pullover und ihren Rock aus, ging ins Bad und stellte die Dusche an.
Sie wusch und schrubbte sich so gründlich, als habe die bösartige Atmosphäre jenes unfreundlichen Gemäuers, das Zack einst als sein Zuhause betrachtet hatte, sie vergiftet. Es gab keine Wärme dort, weder das Haus selbst noch die Menschen, die in ihm lebten, strahlten irgend etwas Anheimelndes oder Freundliches aus, dachte sie, während sie sich das Haar trockenfönte und gründlich durchbürstete. Wenn jemand an Zwangsvorstellungen litt, dann war es seine Großmutter! Und ihr Butler! Und Zacks Bruder Alex!
Das einzige, was nicht ganz ins Bild paßte, war, daß ihr seine Großmutter zumindest gegen Ende ihres Besuches eher bedrückt als bösartig erschienen war. Auch der Butler hatte bedrückt ausgesehen, obwohl ihm seine Worte leicht über die Lippen gekommen waren. Welchen Grund sollten die beiden haben, sie hinsichtlich Zacks Streit mit seinem Bruder anzulügen? Julie verdrängte diese Frage, zog den Stecker ihres Föns aus der Steckdose, schnürte den Gürtel ihres Bademantels enger und ging zurück ins Wohnzimmer. Vielleicht hatten die beiden sich nur eingebildet, daß Zack und Justin gestritten hatten, entschied sie, während sie den Fernseher anmachte und CNN einstellte, um die neuesten Nachrichten anzuschauen.
Doch die Tatsache, daß Zack, was Justins Tod anging, gelogen hatte, blieb bestehen. Darüber gab es keinen Zweifel.
Entweder hatte er sie angelogen oder aber die Polizei und die Presse und den Untersuchungsrichter.
Sie zwang sich, alle Gedanken an dieses unlösbare Dilemma aus ihrem Kopf zu verbannen, und sah sich im Zimmer um, ob es nichts gab, was sie aufräumen oder geraderücken oder sonst irgendwie in Ordnung bringen könnte. Nichts zu sehen. Ihr schon normalerweise immer ordentliches Heim war inzwischen geradezu klinisch sauber, da sie in den letzten fünf Tagen jede frei Minute mit Aufräumen und Putzen verbracht hatte, damit Polizei und Presse, die das Haus nach ihrem Verschwinden bestimmt gründlichst durchkämmen würden, nichts als Ordnung vorfänden. Die Pflanze zu ihrer Linken hatte ein gelbes Blatt, also lehnte sie sich hinüber und entfernte es. Dann hielt sie inne, und ein plötzliches Gefühl der Wärme durchströmte sie, als ihr einfiel, wie Zack in Colorado sie bei einer
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