Perfekt
paar Lampen ein?« schlug sie freundlich vor und knipste den Schalter an, der eine einzelne Stehlampe neben dem Couchtisch zum Leuchten brachte.
»Ich mag es lieber dunkel«, sagte er, streckte die Hand aus und schaltete das Licht wieder ab. »Da fühlt man sich so schön sicher und gemütlich.«
»Ich bevorzuge etwas mehr Licht, damit Emily nicht über irgend etwas stolpert und sich das Genick bricht«, erklärte Dick entschieden und knipste die Lampe wieder an.
»Warum bist du vorbeigekommen?« fragte er Emily, als hätte Dick überhaupt nichts gesagt. »Du kommst mich doch sonst nie mehr besuchen«, klagte er.
»Ich war letzte Woche zweimal hier«, erinnerte Emily ihn. »Aber um deine Frage zu beantworten: Ich bin hergekommen, um mit dir übers Geschäft zu reden, wenn du dazu in der Lage bist. Dicks Steuerberater hat da ein paar Fragen, die wir beantworten müssen, damit er die Steuervorauszahlung für das nächste Jahr berechnen kann oder so was in der Art.«
»Sicher, Mädchen, kein Problem. Komm mit ins Arbeitszimmer, da hab' ich alle deine Unterlagen.«
»Ich muß noch ein paar Telefonate erledigen«, teilte Dick Emily mit. »Sprich du mit deinem Vater, ich nehme das Telefon im ...«, er blickte sich suchend um, konnte im Wohnzimmer aber keinen Apparat finden.
»In der Küche«, erklärte sie; er nickte und ging hinaus.
Emily folgte ihrem Vater treppauf in das Schlafzimmer, das er schon vor Jahren in ein Büro umfunktioniert hatte. Er setzte sich hinter den Schreibtisch, das einzige Möbelstück in der ganzen Wohnung, das nicht mit irgend etwas bedeckt war - wenn man von einer dicken Staubschicht absah. Die Regalbretter hinter ihm standen voll mit gerahmten Fotografien von Emily - Dutzende und Aberdutzende Bilder, die Emily als Baby, als Kleinkind, als Vierjährige zeigten; Emily in ihrem Ballettröckchen, in einem Faschingskostüm, in dem Kostüm, das sie bei ihrer ersten Hauptrolle getragen hatte; Emily mit dreizehn, das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, Emily mit fünfzehn, das erste Blumenbukett von einem Jungen in der Hand. Als sie jetzt auf die Fotos blickte, bemerkte Emily zum erstenmal, daß er auf fast allen zusammen mit ihr abgebildet war. Und noch etwas fiel ihr auf -das Licht der Lampe auf seinem staubigen Schreibtisch spiegelte sich in allen Glasflächen der Rahmen, so als seien sie erst kürzlich gereinigt worden.
»Also, was willst du wissen, Schatz?« fragte er und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas.
Emily erwog, ihn darauf anzusprechen, ob er sich nicht doch zu einer Art Entziehungskur entschließen könne, doch die letzten beiden Male, als sie dieses Thema berührt hatte, war er zuerst deprimiert gewesen und hatte dann einen Wutanfall bekommen. Besser, sie kam sofort auf das Thema zu sprechen, das sie hergeführt hatte. »Dad, du weißt, wie dankbar ich dir dafür bin, daß du all die Jahre mein Geld für mich in einen Treuhandfonds einbezahlt und ihn für mich verwaltet hast. Das weißt du doch, nicht wahr?« hakte sie nach, als er die Arme verschränkte und einfach durch sie hindurchzublicken schien.
»Sicher weiß ich das. Schließlich habe ich jeden Cent, den du verdient hast, mit meinem Leben beschützt. Nie habe ich etwas davon für mich genommen, außer einem Stundenlohn von zwanzig Dollar, und das auch nur, weil du darauf bestanden hast. Du warst so hübsch an dem Tag«, schweifte er ab. »Sechzehn Jahre alt und hast dich wie eine erwachsene Frau vor deinen alten Vater gestellt und mir gesagt, daß du mich feuern müßtest, wenn ich nicht mein Gehalt erhöhen würde.«
»Stimmt«, sagte Emily. »Und deshalb möchte ich nicht, daß du auch nur einen Augenblick lang denkst, daß ich deine Integrität anzweifle, wenn ich meine nächste Frage stelle. Ich versuche nur, mir über etwas klarzuwerden. Ich beklage mich nicht über das Geld, das ich verloren habe.«
»Geld, das du verloren hast?« wiederholte er ärgerlich. »Wovon zum Teufel redest du?«
»Ich rede von den vier Millionen Dollar, die du im Laufe der letzten fünf Jahre in Tony Austins Productions investiert hast. Die Anleihen sind wertlos. Warum hast du das gemacht, Dad? Du weißt, daß ich ihn hasse, und ich hatte immer das Gefühl, daß du ihn mindestens genauso verabscheust.«
Einen Augenblick lang rührte er sich nicht, dann hob er langsam den Kopf, und seine Augen starrten sie wie dunkle, glühende Kohlen an. Unwillkürlich preßte Emily ihren Rücken an die Stuhllehne. »Austin«, sagte er
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