Perfekt
Emily McDaniels am nächsten gesessen hatte, nahm ihre klamme Hand in seine und drückte sie. »Ich weiß, wie schwer das alles für Sie ist, Miß McDaniels, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr wir Ihnen dafür zu danken haben, daß Sie so viel Mühe darauf verwendet haben herauszufinden, daß wir Zack Benedict vertreten, und daß Sie sofort zu uns gekommen sind.«
»Es war keine Mühe«, entgegnete sie, doch ihre Stimme klang angespannt. »Ich wußte noch, welche Kanzlei ihn früher vertreten hat, und als ich dort anrief, verwies man mich an Sie.«
»Als Mr. Benedict des Mordes an Tony Austin bezichtigt wurde, hat ein enger Freund von Mr. Benedict es für ratsam gehalten, daß er dieses Mal von uns vertreten wird.«
Emily entzog ihm ihre Hand und preßte dann ihre Handflächen gegeneinander. »Können Sie ihn gleich heute freibekommen?«
»Ich fürchte, nein. Wenn Sie jedoch bereit wären, mich heute vormittag zur Polizei zu begleiten und dort dieselbe Aussage, die Sie hier gemacht haben, noch einmal zu wiederholen, würde das seine Entlassung aus der Haft bestimmt wesentlich beschleunigen.«
Emily nickte, und die Bilder tauchten vor ihr auf, wie Zack bei seinem letzten Prozeß in Handschellen aus dem Gerichtssaal geführt wurde, dann die neuen Filmaufnahmen von seiner Verhaftung in Mexiko, bei der er brutal zusammengeschlagen worden war. Sie hatte sie in den letzten Wochen mehrmals gesehen ... und das alles für ein Verbrechen, das er nie begangen hatte ... ein Verbrechen, an dem indirekt sie die Schuld trug. »Ich verstehe nicht, warum er nicht noch heute freikommen kann«, seufzte sie und kämpfte mit Tränen der Scham. »Wir warten dann draußen auf Sie.«
Als sie und ihr Mann den Raum verlassen hatten, wandte John Seiling sich grinsend an seine Partner und griff nach dem Telefon. »Susan«, sagte er zu seiner Sekretärin, »verbinden Sie mich zuerst mit Captain Jorgen, und dann rufen Sie Matthew Farrell in Chicago an und sagen seiner Sekretärin, daß es sich um einen Notfall handelt. Danach versuchen Sie, William Wesley von der Staatsanwaltschaft in Amarillo, Texas, zu erreichen. Und dann reservieren Sie uns für morgen früh Flugtickets nach Amarillo.«
Fünf Minuten später meldete sich seine Sekretärin wieder. »Captain Jorgen auf Leitung eins.«
»Danke«, er drückte den entsprechenden Knopf. »Captain Jorgen«, sagte er fröhlich, »was würden Sie davon halten, sich den Posten als neuer Polizeipräsident zu sichern und gleichzeitig von der Presse als Held gefeiert zu werden?« Er lauschte, und sein Lächeln vertiefte sich. »Ich brauche lediglich jemand, der eine Aussage zum Tod von Tony Austin und Rachel Evans aufnehmen kann und dann seinen Mund hält, bis ich Ihnen in ein oder zwei Tagen wieder Bescheid gebe.« Er lauschte wieder und sagte dann: »Ich habe mir doch gedacht, daß Sie das managen können. Wir sind in einer dreiviertel Stunde bei Ihnen.«
Als er auflegte, blinkten bereits zwei weitere Lämpchen am Telefon, und über die Sprechanlage ertönte die Stimme seiner Sekretärin. »Mr. Farrell auf Leitung zwei, und William Wesley, der Staatsanwalt von Amarillo, auf Leitung drei.«
Seiling drückte den Knopf für Leitung zwei, und als er sprach, hatte seine Stimme jeden unpersönlichen Klang verloren. »Mr. Farrell«, sagte er respektvoll, »Sie hatten uns gebeten, Sie über alle möglichen Fortschritte zu informieren, und ich rufe Sie an, um Ihnen mitzuteilen, daß wir heute morgen einen unerwarteten Durchbruch in Zack Benedicts Fall verzeichnen können.«
In seinem Büro in Chicago wandte Matt den Vorständen von Intercorp, die um seinen Schreibtisch herumsaßen, den Rücken zu und fragte: »Was für eine Art Durchbruch?«
»Emily McDaniels. Gestern abend hat ihr Vater gestanden, Rachel Evans und Tony Austin ermordet zu haben. Er befindet sich jetzt in einem Krankenhaus und wird unter anderem auch auf seinen Geisteszustand hin untersucht, aber er hat alles gestanden. Und Emily hat auch selber eine Aussage gemacht und uns die Tatwaffe gebracht, mit der Austin getötet wurde.«
»Die genauen Details können Sie mir später erzählen. Wie schnell können Sie Zack freibekommen?«
»Wir treffen uns morgen früh mit dem texanischen Staatsanwalt, zeigen ihm die Aussage von Emily McDaniels, geben ihm eine vorläufige Verfügung und hoffen, ihn davon überzeugen zu können, sie unverzüglich dem zuständigen Untersuchungsrichter vorzulegen. Mit etwas Glück wird der Richter sie
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