Perfekt
immer für idiotisch gehalten.«
»Wir sind hier nicht im Kino!«
»Aber Sie müssen doch zugeben, daß das ein vollkommen absurdes Versprechen ist«, argumentierte er und lächelte dabei. »Sie wissen, daß es das ist. Geben Sie's schon zu, Julie.«
Entsetzt darüber, daß er ganz offensichtlich versuchte, sie zu necken, als seien sie Freunde, starrte Julie ihn wütend an und schwieg. Sie wußte, daß er recht hatte, daß das Versprechen einfach lächerlich war, aber sie weigerte sich, das zuzugeben.
»Sie werden doch nicht allen Ernstes erwarten, daß ich Ihnen glaube«, fuhr er fort, und seine Stimme wurde etwas milder, »daß Sie hinnehmen, daß ich Sie entführe und Ihr Auto stehle, und mir für beides so dankbar sind, daß Sie ein Versprechen halten, das Sie unter extremer psychischer Belastung gegeben haben? Finden Sie nicht, daß das ein bißchen sehr unwahrscheinlich klingt?«
»Erwarten Sie von mir, daß ich mit Ihnen über Psychologie diskutiere, wenn mein Leben auf dem Spiel steht?« brach es aus ihr heraus.
»Ich verstehe ja, daß Sie Angst haben, aber Ihr Leben steht keineswegs auf dem Spiel, sofern Sie sich vernünftig verhalten. Sie sind nur dann in Gefahr, wenn Sie sie selbst provozieren.«
Vielleicht war es aus Erschöpfung, vielleicht waren aber auch der dunkle Klang seiner Stimme oder sein ruhiger Blick schuld daran - jedenfalls war Julie fast soweit, ihm zu glauben, als sie sein ernstes Gesicht studierte.
»Ich möchte nicht, daß Ihnen etwas passiert«, fuhr er fort, »und es wird Ihnen nichts passieren, solange Sie nichts tun, was die Aufmerksamkeit auf uns lenkt und die Polizei ...«
»Sollte das aber der Fall sein«, unterbrach Julie bitter, »werden Sie von Ihrer Waffe Gebrauch machen und mich erschießen. Das ist ein außerordentlich tröstlicher Gedanke, Mr. Benedict. Herzlichen Dank.«
Zack riß sich zusammen und erklärte: »Wenn die Polizei mich findet, wird sie mich erschießen müssen, denn ich ergebe mich nicht freiwillig. In Anbetracht des ausgeprägten Eifers der meisten Polizisten könnte es durchaus geschehen, daß Sie im Zuge des Schußwechsels verwundet oder gar getötet werden. Ich möchte nicht, daß es soweit kommt. Verstehen Sie das?«
Wütend auf sich selbst, weil sie sich den leeren, schönen Worten eines kaltblütigen Mörders fügen mußte, riß Julie ihren Blick von ihm los und starrte durch die Windschutzscheibe nach vom. »Glauben Sie wirklich, Sie könnten mich davon überzeugen, daß Sie kein Monster, sondern ein durchaus edler, heldenhafter Ritter sind?«
»Augenscheinlich nicht«, antwortete er irritiert.
Da sie sich weigerte, ihn anzusehen, machte Zack eine ungeduldige Geste und sagte kurz: »Hören Sie auf zu schmollen und fahren Sie los. An einer der nächsten Ausfahrten muß doch ein Telefon zu finden sein.«
In dem Moment, in dem seine Stimme wieder kalt wurde, wurde Julie klar, daß sie einen Fehler gemacht hatte, als sie seine »freundlichen« Annäherungsversuche ignoriert und ihn dadurch gegen sich aufgebracht hatte. Vermutlich wäre es wesentlich klüger gewesen, dachte sie, als sie den Wagen wieder auf den Highway zurücklenkte, wenn sie sich zum Schein auf einen anderen Umgangston eingelassen hätte. Während die Schneeflocken im Scheinwerferlicht tanzten, wurde sie langsam ruhiger und begann sorgsam darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten ihr in dieser Zwangslage überhaupt blieben - denn jetzt schien es ihr so gut wie sicher, daß er sie nicht nur durch Oklahoma, sondern bis hinauf nach Colorado würde fahren lassen. Sie mußte einfach einen Weg finden, seine Pläne zu durchkreuzen und ihm zu entkommen. Dazu, das wußte sie, war es nötig, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht zuzulassen, daß Gefühle der Angst oder Wut ihre Gedanken verwirrten. Schließlich war sie kein weltfremdes, wohlbehütetes, verwöhntes und empfindliches Pflänzchen, ermahnte sich Julie. Sie hatte die ersten elf Jahre ihres Lebens in den Straßen von Chicago verbracht und war exzellent zurechtgekommen! Energisch preßte sie die Lippen zusammen und faßte den Entschluß, ihre mißliche Lage nach Möglichkeit so zu sehen, als spiele sich das Ganze in einem der Kriminalromane ab, die sie mit Begeisterung las. Häufig hatte sie dabei das Gefühl gehabt, daß die Heldinnen dieser Geschichten sich zuweilen ausgesprochen dämlich verhielten - und das traf auch auf sie zu, als sie durch Unachtsamkeit den Unmut ihres Kidnappers herausgefordert hatte. Eine kluge
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