Perfekt
probieren.« Julie schluckte an diesem nutzlosen Stück Information, als er nach ihrer Handtasche griff und ihr Notizbuch herausnahm. »Reine Vorsichtsmaßnahme«, äußerte er ironisch, während er die Seiten durchblätterte. »Sie verstehen das doch sicher?«
»Natürlich«, beteuerte Julie und wußte nicht, ob sie nervös kichern oder sich ärgern sollte, als sie zusah, wie ihm der Kiefer herunterfiel, als er las, was sie geschrieben hatte.
»Nun?« fragte sie und blickte ihn aus großen Augen unschuldig an. »Was denken Sie?«
Er klappte das Notizbuch wieder zu und ließ es in ihre Tasche zurückgleiten. »Ich denke, Sie sind viel zu leichtgläubig für diese Welt, wenn Sie das da wirklich ernst meinen.«
»Ich bin sehr leichtgläubig«, versicherte sie ihm schnell, ließ den Motor an und fuhr zurück auf den Highway. Wenn er sie für dumm und naiv hielt, um so besser.
20
Die nächste halbe Stunde sprachen sie nichts, abgesehen von einigen ärgerlichen Kommentaren über das Wetter und die zunehmend schlechter werdenden Straßenverhältnisse, doch Julie hielt aufmerksam Ausschau nach einem Schild, das sie in die Lage versetzen würde, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Nach einem Schild, das ein Fast-food-Restaurant ankündigte. Als sie endlich eines erblickte, schlug ihr das Herz bis zum Hals. »Ich weiß, Sie wollen wahrscheinlich nicht anhalten und etwas essen, aber ich bin am Verhungern«, sagte sie seufzend. »Hier steht, daß da vorne ein McDonald's ist. Wir könnten uns etwas mitnehmen. Es ist ein Drive-Through.«
Er blickte auf die Uhr und wollte gerade den Kopf schütteln, als sie hastig hinzufügte: »Ich muß unbedingt alle paar Stunden etwas essen, weil ich ...«, sie überlegte den Bruchteil einer Sekunde, wie der Name der Krankheit lautete, die sie nicht hatte, »... Unterzucker habe! Tut mir leid, aber wenn ich jetzt nichts esse, werde ich krank und ohnmächtig und ...«
»Okay, fahren wir hin.«
Julie hätte vor Freude über ihren Triumph fast laut aufgelacht, als sie in die Ausfahrt abbog und die goldenen Bögen des McDonald's erblickte. Das Restaurant, zu dem auch ein Kinderspielplatz gehörte, lag zwischen zwei unbebauten Grundstücken. »Das war gerade noch rechtzeitig«, bemerkte sie wie beiläufig, »mir ist schon richtig schwindlig, und ich hätte wahrscheinlich nicht mehr viel weiter fahren können.«
Ohne seinen mißtrauischen Blick zu beachten, stellte Julie den Blinker an und bog in die Einfahrt des McDonald's ab. Trotz des Sturms standen mehrere Autos auf dem Parkplatz, allerdings nicht so viele, wie Julie sich gewünscht hätte, und sie sah, daß im Restaurant einige Familien saßen. Der Ausschilderung folgend, fuhr sie um das Haus herum zu dem Drive-through-Fenster und hielt an der Sprechanlage. »Was möchten Sie?« fragte sie.
Vor seinem Gefängnisaufenthalt hätte Zack lieber einen ganzen Tag gehungert, als an einem Fast-food-Restaurant wie diesem zu halten, jetzt aber merkte er, daß ihm schon bei dem Gedanken an einen simplen Hamburger und Pommes frites das Wasser im Munde zusammenlief. Das ist die Freiheit, entschied er, nachdem er Julie gesagt hatte, was er essen wollte. Die Freiheit - in der die Luft frischer roch und das Essen verlockender schien. Allerdings machte sie ihn auch verspannter und mißtrauischer; und dieses übertriebene Lächeln auf dem Gesicht seiner Fahrerin veranlaßte ihn zu besonderem Argwohn. Mit ihren großen blauen Augen und dem sanften Lächeln wirkte sie so frisch und aufrichtig, doch die Wandlung von einer verängstigten Gefangenen und zornigen Geisel zu ihrer jetzigen freundschaftlichen Haltung war ihm etwas zu schnell gegangen.
Julie wiederholte ihre Bestellung in das Mikrofon - zwei Cheeseburger, zweimal Pommes, zwei Cola.
»Das macht fünf Dollar neun Cents«, sagte die Stimme aus dem Lautsprecher. »Bitte fahren Sie vor zum ersten Fenster.«
Während sie neben dem ersten Fenster anhielt, sah sie, wie er in seinen Taschen nach Geld suchte, schüttelte energisch den Kopf und griff nach ihrer Handtasche. »Ich bezahle«, sagte sie und schaffte es, ihm direkt in die Augen zu blicken. »Ich lade Sie ein. Keine Widerrede.«
Zack zögerte einen Augenblick lang, dann nahm er die Hand aus der Tasche, doch seine dunklen Brauen blieben zu einem überraschten Stirnrunzeln zusammengezogen. »Das ist wirklich nett von Ihnen.«
»So bin ich eben. Ich höre immer wieder, daß ich so nett bin«, plapperte sie gedankenlos vor sich hin, während sie
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