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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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die zusammengefaltete Zehn-Dollar-Note aus dem Geldbeutel holte, in die sie den Zettel mit dem handgeschriebenen Hilferuf gesteckt hatte. Nicht in der Lage, seinem nervenaufreibenden Blick länger standzuhalten, wandte Julie sich hastig ab und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf das junge Mädchen im Drive-through-Fenster, die sie mit gelangweilter Ungeduld beobachtete. Das Namensschild auf ihrer Uniform besagte, daß sie Tiffany hieß.
    »Das macht fünf Dollar neun Cents«, wiederholte Tiffany.
    Julie hielt ihr die Zehn-Dollar-Note hin und starrte das Mädchen flehend an. Ihr Leben lag in den Händen dieses gelangweilt blickenden Teenagers mit ungepflegtem Pferdeschwanz. Wie in Zeitlupe sah Julie, wie sie den Geldschein auseinanderfaltete ... und wie das kleine Stück Papier auf den Boden flatterte. Tiffany bückte sich und hob es auf, gelangweilt mit ihrem Kaugummi eine Blase formend, die mit einem leisen Knall zersprang ... Sie richtete sich wieder auf ... und blickte Julie an ... »Ist das Ihr's?« fragte sie, den Zettel hochhaltend und die Augen auf das Autofenster gerichtet, nicht auf das beschriebene Papier.
    »Ich weiß nicht«, sagte Julie und überlegte krampfhaft, wie sie das Mädchen dazu bringen könnte, den Zettel zu lesen. »Könnte sein. Was steht denn drauf ...« Sie unterdrückte einen Schrei, als Zachary Benedicts Hand ihren Arm packte und der Lauf der Pistole sich zwischen ihre Rippen drückte. »Lassen Sie nur, Tiffany«, sagte er freundlich, lehnte sich über Julie weg und streckte die Hand aus. »Das ist mein Zettel. Ist Teil einer Wette.« Die Kassiererin warf einen kurzen Blick darauf, doch ließ sich unmöglich sagen, ob sie ihn in dem Sekundenbruchteil gelesen hatte, den es dauerte, bis sie ihn in der ausgestreckten Hand zum Autofenster hinhielt. »Hier bitte, Sir«, sagte sie, lehnte sich nach vorn und reichte ihm den Zettel. Julie knirschte mit den Zähnen, als Zachary Benedict dem Mädchen ein falsches, dankbares Lächeln zuwarf, das Tiffany freudig erröten ließ, während sie das Wechselgeld auf Julies Zehn-Dollar-Note abzählte. »Hier ist Ihre Bestellung«, sagte sie. Automatisch griff Julie nach den weißen Papiertüten, während ihr ängstlicher Blick das Mädchen anflehte, die Polizei oder den Geschäftsführer oder irgend jemanden zu rufen! Sie gab die Tüten an Benedict weiter, wagte es aber nicht, seinem Blick zu begegnen. Ihre Hände zitterten so, daß sie fast die Colabecher fallen ließ. Als sie vom Fenster wegfuhr, erwartete sie ein böses Nachspiel, doch da ihr Plan so kläglich gescheitert war, traf die ungezähmte Wut, die aus seiner Stimme sprach, sie eher unvorbereitet: »Sie dumme Kuh! Wollen Sie sich denn unbedingt umbringen? Fahren Sie da auf den Parkplatz, wo sie uns sehen kann. Sie beobachtet uns.«
    Julie gehorchte ganz automatisch; ihre Brust hob und senkte sich unter hektischen, kurzen Atemstößen. »Los, essen Sie«, befahl er und hielt ihr den Hamburger vor die Nase. »Und lächeln Sie bei jedem einzelnen Bissen, oder Gott steh mir bei, wenn ich nicht...«
    Wieder gehorchte Julie. Sie kaute, ohne etwas zu schmecken, und konzentrierte sich mit jeder Faser ihres Leibes darauf, wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Die Anspannung im Wageninneren steigerte sich ins Unerträgliche. Nur um das schreckliche Schweigen zu brechen, sagte sie: »K-kann ich m-meine Cola haben?« und griff nach der Papiertüte mit den Getränken, die auf dem Boden neben seinen Füßen stand. Seine Hand preßte ihr Handgelenk mit einer solchen Kraft, daß sie glaubte, ihre Knochen würden brechen. »Sie tun mir weh!« rief Julie, einem neuen Panikanfall nahe. Seine Hand verstärkte den Griff für einen Moment schmerzhaft, bevor er ihr Handgelenk wegstieß. Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück, schloß die Augen, schluckte und rieb sich das schmerzende Gelenk. Bis vor wenigen Minuten hatte er niemals wirklich versucht, ihr weh zu tun, und sie war zu der irrigen Annahme gelangt, daß er kein kaltblütiger Mörder sei, sondern lediglich ein Mann, der sich in einem Anfall von irrsinniger Eifersucht an seiner untreuen Ehefrau gerächt hatte. Warum, so fragte sie sich verzweifelt, hatte sie sich hinreißen lassen zu glauben, daß er nicht auch eine Frau, die er als Geisel genommen hatte, und einen Teenager, der Alarm schlagen und ihn wieder hinter Gitter bringen konnte, kaltblütig niederschießen würde? Die Antwort lag auf der Hand: Sie hatte sich täuschen lassen von ihm und

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