Perfekt
sendend, daß dort auch wirklich einige LKWs parkten, fuhr sie mit angehaltenem Atem an den Bäumen vorbei und holte dann erleichtert Luft, als sie drei Laster erblickte, die neben dem kleinen Gebäude standen, in dem wohl Duschen und Toiletten untergebracht waren. Und obwohl in der frühen Morgendämmerung niemand zu sehen war, glaubte Julie, das Geräusch eines laufenden Dieselmotors zu hören. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, doch sie widerstand der Versuchung, schon jetzt die Tür aufzureißen. Ihre Chancen standen wesentlich besser, wenn sie direkt neben den Lastwagen hielt, so daß sie einen davon erreichen konnte, bevor Benedict sie einholte.
Gute zehn Meter hinter dem ersten Lastwagen war Julie absolut sicher, einen laufenden Dieselmotor zu hören, und näherte ihren Fuß vorsichtig dem Bremspedal. Sie war so voll und ganz auf die Fahrerkabine des Lastwagens konzentriert, daß sie zu Tode erschrocken aufschrie, als Zachary Benedict neben ihr plötzlich hochfuhr. »Wo zum Teufel ...«, setzte er an, aber Julie gab ihm kleine Gelegenheit, seinen Satz zu beenden. Sie trat voll auf die Bremse, riß die Fahrertür auf, sprang aus dem noch fahrenden Auto und schlug hart mit der Hüfte auf den Boden auf. Einen schrecklichen Augenblick lang sah sie den Hinterreifen des Blazer nur Zentimenter von ihrer Hand entfernt vorbeirollen, dann kam das Auto abrupt zum Stehen. »HILFE!« schrie sie und rappelte sich auf. Immer wieder ausgleitend, versuchte sie, auf dem rutschigen Boden Fuß zu fassen.
»HILFE!«
Endlich war sie auf den Beinen und rannte auf den ersten Lastwagen zu, als Zachary Benedict aus dem Blazer sprang, hinten um das Fahrzeug herumlief und direkt auf sie zukam. Er schnitt ihr den Weg ab, und Julie wechselte die Richtung, um ihm zu entkommen. »BITTE, HELFT MIR!« schrie sie, während sie durch den Schnee lief, jetzt in Richtung auf die Toiletten, um sich dort einzuschließen. Links von ihr öffnete sich die Fahrertür eines Lastwagens, und ein Mann wurde sichtbar, der verwundert herüberschaute. Dicht hinter sich hörte sie Benedicts Schritte im Schnee. »HILFE!« schrie sie und blickte sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie Benedict sich bückte und eine Handvoll Schnee aufhob.
Ein Schneeball traf sie an der Schulter, und während sie weiterrannte, kreischte sie: »HALTET IHN! ER ...«
Zachary Benedicts Stimme, sein lautes Lachen, wenige Schritte hinter ihr, übertönte ihre Worte: »Sei still, Julie!« schrie er und warf sich gleichzeitig mit einem Hechtsprung über sie. »Du weckst ja alle auf!«
Julie versuchte, genug Luft zu bekommen, um erneut loszuschreien, warf sich herum - und fand sich unter seinem schweren Körper in den Schnee gedrückt. Ihr stockte der Atem, ihre angstgeweiteten Augen waren nur Zentimeter von seinen wütend zusammengekniffenen entfernt, während sein Mund sich zu einem falschen Lächeln verzog, das den Fernfahrer täuschen sollte. Julie riß den Kopf zur Seite und wollte schreien - doch im selben Moment erhielt sie' eine Ladung Schnee ins Gesicht. Während sie hustete und versuchte, den Schnee aus den Augen zu wischen, hörte sie sein erzürntes Flüstern; gleichzeitig packte er ihre Handgelenke und preßte sie über ihrem Kopf zusammen. »Wenn er näher kommt, bring' ich ihn um«, drohte er leise und verstärkte seinen Griff um ihre Hände. »Verdammt, ist es das, was Sie wollen? Wollen Sie, daß jemand für Sie stirbt?«
Julie wimmerte, unfähig zu sprechen, und schüttelte den Kopf. Die Augen fest zusammengepreßt, nicht fähig, ihren Entführer anzusehen, nicht fähig, den Gedanken zu ertragen, daß sie die Freiheit nur um wenige Schritte verpaßt hatte; alles war umsonst gewesen - und jetzt lag sie hier auf dem Rücken, im Schnee, sein Körper über ihr, die Hüfte schmerzend von ihrem Sprung aus dem Blazer. Sie hörte, wie er kurz Luft holte, registrierte die eiserne Entschlossenheit in seiner Stimme. »Er kommt hierher. Küssen Sie mich und lassen Sie's echt aussehen, oder er stirbt!«
Bevor sie irgendwie reagieren konnte, senkte er seinen Mund auf ihren. Julie riß die Augen auf, und ihr Blick traf den Lastwagenfahrer, der langsam auf sie zukam und stirnrunzelnd versuchte, in der Dämmerung ihre Gesichter auszumachen. »Verdammt noch mal, legen Sie Ihre Arme um mich!«
Sein Mund hielt ihren gefangen, die Pistole in seiner Tasche drückte sich in ihre Magengrube, aber ihre Handgelenke waren jetzt frei. Sie könnte zappeln, kämpfen, und wahrscheinlich würde
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