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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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der Fernfahrer, dessen freundliches Gesicht unter einer Kappe hervorschaute, auf der PETE stand, merken, daß etwas nicht stimmte, und ihr zu Hilfe kommen.
    Und er würde sterben.
    Benedict hatte ihr befohlen, die Arme um ihn zu legen und es »echt aussehen« zu lassen. Wie eine Marionette hob Julie ihre bleischweren Handgelenke aus dem Schnee und ließ sie lahm auf seine Schultern fallen. Zu mehr war sie beim besten Willen nicht fähig.
    Zack fühlte ihre starren Lippen unter seinen; er spürte ihren Körper, der unbeweglich wie Stein unter seinem Gewicht lag, und er nahm an, daß sie versuchte, neue Kraft zu sammeln, um im nächsten Augenblick, gemeinsam mit drei Lastwagenfahrern, seiner kurzen Freiheit und seinem Leben ein Ende zu setzen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, daß der Fernfahrer seinen Schritt verlangsamt hatte, aber noch immer kam er auf sie zu, und seine Miene wurde zusehends skeptischer. All das und noch viel mehr ging Zack in den drei Sekunden durch den Kopf, die sie dalagen und - ohne richtig überzeugend zu wirken - so taten, als küßten sie sich.
    In einem letzten verzweifelten Versuch, das Unausweichliche doch noch zu verhindern, schob Zack seinen Mund an ihr Ohr und flüsterte ein einziges Wort, ein Wort, das er seit Jahren nicht mehr verwendet hatte: »Bitte!« Er nahm die starre Frau noch fester in seine Arme und wiederholte das Wort, und diesmal gelang es ihm nicht, die flehende Dringlichkeit aus seiner Stimme herauszuhalten. »Bitte, Julie ...«
    Mit dem Gefühl, die ganze Welt sei plötzlich verrückt geworden, hörte Julie die Bitte aus dem Munde ihres Entführers, die klang, als habe er sie aus tiefster Seele hervorgestoßen, und während seine Lippen die ihren berührten, flüsterte er qualvoll: »Ich hab' niemanden umgebracht, ich schwöre es.« Das Flehen und die Verzweiflung, die aus seiner Stimme geklungen hatten, fand sie in diesem Kuß bestätigt, und er erreichte, was weder Drohungen noch die Furcht hatten bewirken können: Julie zögerte. Sie begann zu glauben, daß das, was er sagte, der Wahrheit entsprach.
    Benommen durch diese verwirrende Empfindung, opferte sie ihre unmittelbare Zukunft der Sicherheit eines Fernfahrers. Der Wunsch, das Leben des Mannes zu retten, und etwas anderes, weniger Greifbares und völlig Unerklärliches veranlaßten Julie, die Tränen der Verzweiflung, die bereits in ihren Augen gestanden hatten, wieder hinunterzuschlucken. Ihre Hände glitten zögernd über Zachary Benedicts Schultern, und sie gab seinem Kuß nach. Im selben Augenblick spürte er, daß sie kapituliert hatte. Ein Schauer überlief ihn, und seine Lippen wurden sanfter. Ohne weiter auf die Schritte zu achten, die im Schnee knirschten und dann in unmittelbarer Nähe anhielten, ließ Julie es zu, daß seine Lippen die ihren öffneten. Wie von selbst schlangen sich ihre Arme um seinen Hals, und ihre Finger spielten mit dem dichten, weichen Nackenhaar. Sie fühlte seinen Atem rascher werden, als sie zögernd begann, seinen Kuß zu erwidern - und plötzlich war alles anders. Er küßte sie jetzt richtig, in vollem Ernst, seine Hände glitten über ihre Schultern und vergruben sich in ihrem feuchten Haar, hoben ihr Gesicht näher an seinen hungrigen, suchenden Mund.
    Irgendwo weit über sich hörte sie die Stimme eines Mannes, der in schleppendem Texanisch fragte: »Lady, brauchen Sie nun Hilfe oder nicht?«
    Julie hörte ihn und versuchte den Kopf zu schütteln, denn der Mund, der ihren nun ganz in Besitz genommen hatte, machte jedes Sprechen unmöglich. Irgendwo in ihrem Hinterkopf wußte sie, daß dies nur eine Vorstellung im Interesse der Sicherheit des Fernfahrers war; das wußte sie ebenso genau wie sie wußte, daß ihr gar keine andere Wahl blieb, als bei dieser Vorstellung mitzuspielen. Aber wenn das wahr war, warum konnte sie dann nicht wenigstens den Kopf bewegen oder ihre Augen öffnen?
    »Scheint's nicht«, sagte der Texaner mit einem leisen Lachen. »Wie steht's mit Ihnen, Mister? Kann ich Ihnen irgendwas abnehmen? Ich könnte Sie ja ein Weilchen vertreten ...«
    Zack hob den Kopf gerade hoch genug, um sich von ihren Lippen loszureißen; seine Stimme klang heiser und sanft.
    »Suchen Sie sich selber eine Frau«, scherzte er. »Diese hier gehört mir.« Die beiden letzten Worte flüsterte er kaum hörbar vor Julies Lippen, unmittelbar bevor sein Mund sich wieder auf ihren senkte und seine Arme sie noch dichter und fester an sich zogen. Seine Zunge glitt langsam über ihre

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