Perfekt
verziehen, selbst als er feststellte, daß ihre Stimme irgendwie weicher und dunkler klang als früher.
In ihrem kirschroten Strickkleid, das die schmale Taille betonte -, das lange blonde Haar fiel ihr sanft über die Schultern -, kam sie auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Du siehst ... gut aus«, beendete sie ihren Satz etwas kläglich, als Ted ihre Hand ignorierte. Nachdem er auch keine Anstalten machte, ihr zu antworten, wandte sie sich mit einem hilfesuchenden Blick an Carl. »Auch dir scheint's gutzugehen, Carl. Wie ich hörte, hast du Sara Wakefield geheiratet?«
In dem Geschäft hinter ihr schob jemand die Jalousetten auseinander, und durch den schmalen Spalt lugte Ada Eldridge; auch in dem danebenliegenden Schönheitssalon wurden zwei der größten Klatschweiber der Stadt sichtbar, mit Lockenwicklern im Haar standen sie da und gaben sich nicht die geringste Mühe, ihre Neugierde zu verbergen. Ted riß der Geduldsfaden. »Bist du nun fertig mit dem, was man dir im Pensionat für höhere Töchter beigebracht hat?« fragte er sarkastisch. »Alle beobachten uns.«
Katherine blickte auf das Schaufenster des Schönheitssalons, doch obwohl Teds ablehnende Haltung ihr das Blut in die Wangen trieb, gab sie nicht auf. »Julie hat mir geschrieben, daß du dein Studium abgeschlossen hast.«
Er drehte ihr den Rücken zu und öffnete die Autotür.
Sie hob das Kinn. »Ich werde heiraten - Spencer Hayward. Miß Flossie und Miß Ada nähen mein Brautkleid.«
»Ich bin sicher, sie freuen sich über jede Arbeit, auch wenn du der Auftraggeber bist«, entgegnete Ted und stieg ein. Sie legte die Hand auf die Tür, um ihn daran zu hindern, sie zuzuschlagen.
»Du hast dich verändert«, sagte sie.
»Du dich nicht.«
»Doch, das habe ich.«
»Katherine«, sagte er mit einer eisigen Endgültigkeit in der Stimme. »Es ist mir völlig gleichgültig, ob du dich verändert hast oder nicht.«
Er zog abrupt die Tür vor ihrer Nase zu, ließ den Motor an und fuhr weg. Im Rückspiegel beobachtete er, wie sie die Schultern straffte - mit jenem Hochmut, die reichen, privilegierten Leuten anscheinend angeboren war -, sich dann abwandte und den Frauen im Fenster des Schönheitssalons einen gleichgültigen Blick zuwarf. Wenn er sie nicht so sehr verabscheut hätte, wäre Ted ihre Courage bewundernswert erschienen, doch empfand er weder Bewunderung noch Eifersucht hinsichtlich ihres künftigen Gatten. Alles, was er empfand, war eine Art Mitleid für den Mann, der dabei war, eine Frau zu heiraten, die nichts war als ein hübsches Schmuckstück - schön, hohl und zerbrechlich. Wie Ted zu seiner unsäglichen Enttäuschung am eigenen Leib erfahren hatte, war Katherine Cahill Mathison verwöhnt, infantil, egoistisch und eitel.
Katherines Vater besaß eine Menge Ölquellen sowie eine große Ranch, doch zog er es vor, einen Großteil seiner Zeit in Keaton zu verbringen, wo er geboren war und wo er größtes Ansehen genoß. Katherine hatte hier zwar ihre Kindheit verbracht, war aber seit ihrem zwölften Lebensjahr immer in elitären Internaten gewesen. So hatte Ted sie eigentlich erst kennengelernt, als sie neunzehn war und die Sommerferien nach ihrem zweiten Jahr an einem vornehmen College an der Ostküste in Keaton verbrachte. Ihre Eltern, damals auf einem Zweimonats-Trip in Europa, hatten ihr den langweiligen Aufenthalt in Keaton als Strafe auferlegt - das hatte sie Ted später erzählt -, weil sie so viele Seminare geschwänzt hatte, daß sie fast aus der Uni geflogen wäre. Bei einem jener typischen Wutanfälle, die Ted später im Übermaß erleben sollte, hatte sie sich an ihren Eltern dadurch rächen wollen, daß sie gut zwanzig Freunde aus dem College einlud, einen Monat auf dem Familiensitz zu verbringen und wilde Partys zu feiern. Als während einer dieser Partys plötzlich Schüsse fielen, alarmierte jemand die Polizei.
Ted war mit einem anderen Sheriff gekommen, und Katherine selbst hatte ihnen die Tür geöffnet, die Augen weit aufgerissen vor Furcht und nur mit einem winzigen Bikini bekleidet, der ihren gebräunten, ideal geformten jungen Körper so gut wie überhaupt nicht verhüllte. »Ich habe Sie gerufen«, stieß sie aufgeregt hervor und führte sie zur Rückseite des Hauses, wo breite Glastüren sich zu einem Swimmingpool und mehreren Terrassen hin öffneten, die einen prachtvollen Ausblick auf die Stadt boten. »Meine Freunde sind hier draußen, aber die Party ist ein bißchen außer Kontrolle geraten - sie
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