Perfekt
wurde in der Nähe eines Fahrzeugs beobachtet, das so aussah wie dein Blazer. Die Kassiererin glaubt gesehen zu haben, daß er mit einer Frau in das Auto stieg, mit einer Frau, die dort Rast gemacht hatte.« Ted wandte sich vom Fenster ab und richtete zögernd den Blick auf seinen Bruder. »Vor fünf Minuten habe ich - inoffiziell natürlich -mit der Kassiererin gesprochen. Die Beschreibung, die sie mir von der Frau gab, die mit Benedict in dem Blazer wegfuhr, paßt genau auf Julie.«
»Oh, mein Gott!«
Die Angestellte am Schreibtisch, eine Frau mittleren Alters mit strähnigem grauem Haar und dem Gesichtsausdruck einer Bulldogge, hatte die Unterhaltung der Mathisons verfolgt, während sie gleichzeitig einen Haftbefehl tippte und auf einen Polizisten wartete, der in einem schwarzweißen Streifenwagen Vorfahren sollte. Jetzt sah sie auf, und ihr Blick fiel auf ein leuchtendrotes BMW-Cabriolet, das auf der anderen Straßenseite direkt neben Teds Streifenwagen hielt. Als eine auffallend schöne, etwa fünfundzwanzigjährige blonde Frau ausstieg, verschmälerten sich Ritas Augen fast zu Schlitzen, und sie drehte sich mit ihrem Stuhl zu den beiden Männern herum, die im Büro standen. »Ein Unglück kommt selten allein«, sagte sie zu Ted, und als die beiden Brüder sie fragend anschauten, deutete sie mit dem Kopf in Richtung Fenster und erklärte: »Schauen Sie nur, wer wieder in der Stadt ist - Miß Ölquelle höchstpersönlich.«
Obwohl er versuchte, beim Anblick seiner Exfrau keinerlei Gefühle zu zeigen, erstarrte Ted Mathisons Miene zu Eis. »In Europa scheint dieses Jahr nicht viel los zu sein«, sagte er, während er seinen Blick kühl über die perfekten Kurven und die langen, schlanken Beine der Blondine wandern ließ. Sie verschwand in dem Schneidergeschäft auf der anderen Seite des Platzes, und Rita fügte hinzu: »Ich habe gehört, daß Flossie und Ada Eldridge ihr Brautkleid nähen. Die Seide und die Spitzen und den ganzen Schnickschnack läßt sie aus Paris einfliegen, aber Miß Hochwohlgeboren wollte, daß die Eldridge-Zwillinge ihr Kleid nähen, weil niemand sonst feine Handarbeiten so perfekt ausführt.« Mit einiger Verspätung fiel ihr ein, daß Ted Mathison vielleicht gar keinen gesteigerten Wert darauf legte, Details über die extravaganten Hochzeitspläne seiner ehemaligen Frau zu erfahren, und so wandte sie sich wieder ihren Papieren zu und sagte: »Tut mir leid. Das war dumm von mir.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Mir ist völlig gleichgültig, was sie tut«, sagte Ted, und es war ihm ernst damit. Die Nachricht, daß Katherine Cahill vorhatte, sich wieder zu verheiraten, und zwar diesmal mit einem fünfzig Jahre alten Mitglied der feinen Gesellschaft von Dallas namens Spencer Hayward, interessierte Ted nicht und hatte ihn auch nicht überrascht. Zeitungen und Zeitschriften hatten darüber berichtet und auch ausgiebigst Haywards Privatflugzeuge, seine Zweiundzwanzig-Zimmer-Villa und seine Freundschaft mit dem Präsidenten geschildert, doch nichts davon hatte Teds Eifersucht oder gar seinen Neid geweckt. »Komm, gehen wir zu Mom und Dad«, sagte er, zog sein Jackett an und hielt Carl die Tür auf. »Sie wissen, daß Julie gestern abend nicht heimgekommen ist und machen sich wahrscheinlich furchtbare Sorgen. Vielleicht sind ihnen auch irgendwelche Details zu Julies Plänen eingefallen, von denen ich noch nichts weiß.«
Sie hatten gerade die Straße überquert, als die Tür des Geschäftes der Eldridge-Schwestern aufging und Katherine herauskam. Als sie bemerkte, daß sie nur eine Bürgersteigbreite von ihrem Ex-Ehemann entfernt war, hielt sie mitten in der Bewegung inne, doch Ted nickte ihr nur mit jener flüchtigen Höflichkeit zu, die man einem völlig uninteressanten Fremden gegenüber zeigt. Dann öffnete er die Fahrertür seines Streifenwagens. Katherine jedoch hatte offensichtlich eine andere - gesellschaftlich korrektere -Vorstellung davon, wie sich ein geschiedenes Ehepaar in der Öffentlichkeit zu verhalten hatte, wenn es sich das erste Mal nach der Scheidung wieder begegnete. Sie trat vor, und ihre melodische Stimme veranlaßte Ted, stehenzubleiben. »Ted?« sagte sie. Sie schenkte Carl, der bereits halb eingestiegen war, ein perfekt höfliches kurzes Lächeln, wandte sich dann wieder ihrem Ex-Ehemann zu und fuhr fort: »Du wolltest doch nicht wirklich wegfahren, ohne mich zu begrüßen, oder?«
»Doch. Genau das hatte ich vor«, erwiderte er, ohne eine Miene zu
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