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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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aus seinen Gedanken. Ted blickte seinen älteren Bruder an und sagte: »Laß uns bei Mom und Dad nichts von Benedict erzählen. Wenn Julie in Gefahr ist, sollten sie möglichst lange nichts davon erfahren.«
    »Ganz meine Meinung.«

22
    »Wir haben uns ganz bestimmt verirrt! Wohin fahren wir eigentlich? Hier droben gibt es doch bestenfalls ein verlassenes Holzfäller-Camp.« Julies Stimme bewies deutlich ihre nervöse Anspannung, und sie blickte konzentriert durch die Windschutzscheibe in das dichte Schneegestöber. Sie hatten den Highway verlassen und waren auf eine steile Straße abgebogen, die in einer endlosen Folge von Haarnadelkurven bergauf führte. Die engen Kurven hätten sie schon im Sommer Nerven gekostet, jetzt aber, bei schneebedeckter Fahrbahn und schlechten Sichtverhältnissen, war die Fahrt lebensgefährlich. Und gerade als sie glaubte, schlimmer könne es nicht mehr kommen, bogen sie in einen steilen Weg ab, der so schmal war, daß die Äste der hohen Kiefern, die ihn rechts und links säumten, die Seiten des Wagens streiften.
    »Ich weiß, daß Sie müde sind«, sagte ihr Beifahrer. »Wenn ich nicht damit rechnen müßte, daß Sie versuchen würden, aus dem Auto zu springen, wäre ich ein Stück gefahren, und Sie hätten sich ausruhen können.«
    Seit ihrem Kuß, der inzwischen fast zwölf Stunden zurücklag, hatte er sie mit einer Freundlichkeit behandelt, die Julie weitaus verdächtiger erschien als sein Ärger, denn sie wurde das Gefühl nicht los, daß er seine Pläne - was sie betraf - geändert hatte. Folglich war sie all seinen netten Versuchen, eine unverbindliche Unterhaltung zu führen, mit so kurzen, bissigen Bemerkungen begegnet, daß es ihr fast schon selbst unangenehm war. Und auch daran gab sie allein ihm die Schuld.
    Seinen Kommentar ignorierend, hob sie nur die Schultern. »Ihrer Landkarte und der Beschreibung nach sind wir vielleicht richtig, aber nirgendwo stand, daß es so steil bergauf geht! Das hier ist ein Auto und kein Flugzeug oder ein Schneepflug!«
    Er drückte ihr eine Coladose in die Hand, die sie an einer Tankstelle gekauft hatten, wo sie nochmals getankt und wo er sie wiederum zur Toilette begleitet hatte. Wie beim ersten Mal hatte er verhindert, daß sie die Tür abschloß, und anschließend hatte er den Waschraum inspiziert, um zu sehen, ob sie nicht irgendwo eine Nachricht hinterlassen habe. Als er ihr die Dose reichte, ohne irgendwie auf ihre Klage über den gefährlichen Weg einzugehen, schwieg auch Julie. Unter anderen Umständen hätten das atemberaubende Panorama der majestätischen, schneebedeckten Berge und die hochaufragenden Kiefern sie sicherlich begeistert, doch sie konnte unmöglich die Aussicht bewundern, wenn es sie ihre ganze Aufmerksamkeit kostete, das Auto auf der Straße zu halten. Immerhin nahm Julie an, daß sie von ihrem endgültigen Ziel nicht mehr allzuweit entfernt sein konnten, denn es war mehr als zwanzig Minuten her, daß sie von der Straße abgebogen waren. Jetzt kämpften sie sich inmitten eines regelrechten Blizzards einen steilen Bergpfad empor, der kaum breiter als ihr Auto zu sein schien. »Ich hoffe, daß Sie die Karte und die Anweisungen von jemandem haben, der sich hier auskennt«, sagte sie.
    »Tatsächlich?« zog er sie auf. »Ich hätte eher erwartet, daß Sie hoffen, wir hätten uns verirrt.«
    Sie ignorierte die Belustigung in seiner Stimme. »Ich wünschte, Sie hätten sich verirrt, aber ich habe keine Lust, dieses Schicksal mit Ihnen zu teilen! Ich fahre jetzt seit vierundzwanzig Stunden bei gräßlichem Wetter auf miesen Straßen, und ich bin einfach erschöpft ...« Sie verstummte entsetzt, da direkt vor ihnen eine schmale Holzbrücke lag. Bis vor zwei Tagen war das Wetter in Colorado ungewöhnlich mild gewesen, und das Schmelzwasser hatte auch kleine Bäche wie diesen zu reißenden Wildwassern anschwellen lassen, die weit über die Ufer traten. »Diese Brücke sieht nicht so aus, als ob sie halten würde. Der Wasserstand ist viel zu hoch ...«
    »Uns bleibt keine andere Wahl.« Sie hörte die Besorgnis aus seiner Stimme und bremste ab. »Ich fahre nicht über diese verdammte Brücke.«
    Zack war zu weit gekommen, um jetzt aufzugeben, und außerdem war es auch völlig unmöglich, auf dieser schmalen Straße umzukehren. Nicht weniger unmöglich war es, rückwärts die engen Kurven zu bewältigen. Dabei konnten sie von Glück sagen, daß auf dieser Straße ein Schneepflug gefahren war - vermutlich heute morgen -, als habe

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