Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
Matt Farrell von Zacks Flucht erfahren und erraten, aus welchem Grund Zack ihn vor einigen Wochen gebeten hatte, jemandem telefonisch eine detaillierte Beschreibung zu übermitteln, wie man sein Haus in den Bergen erreichte. Offenbar hatte Matt auch veranlaßt, daß die Straße geräumt wurde, damit Zack gegebenenfalls durchkäme. Doch die Brücke sah keineswegs sicher aus. Der reißende Bach hatte mächtige Baumstämme mitgerissen und war stark genug angeschwollen, um das Bauwerk bei größerer Belastung zum Einsturz zu bringen. »Steigen Sie aus«, sagte er nach einem Augenblick.
    »Aussteigen? In dieser Eiseskälte bin ich innerhalb einer Stunde erfroren! Das also hatten Sie die ganze Zeit über vor - sich hierher chauffieren zu lassen und mich dann auszusetzen, damit ich im Schnee umkomme?« Keine der giftigen Bemerkungen, die sie den ganzen Tag über geäußert hatte, war in der Lage gewesen, seine gute Laune zu trüben, doch diese Worte waren zuviel. »Steigen Sie aus«, befahl er. »Ich fahre über die Brücke. Wenn Sie hält, können Sie nachkommen und auf der anderen Seite wieder einsteigen.«
    Das ließ Julie sich nicht zweimal sagen. Sie zog ihre Jacke dichter um sich, öffnete die Autotür und stieg aus, doch ihre Erleichterung darüber, sich in Sicherheit zu befinden, wich einem unter den gegebenen Umständen wirklich absurden Gefühl: Während sie zusah, wie er hinter das Lenkrad rutschte, schlug ihr das Gewissen, sie schämte sich ihrer Feigheit und sorgte sich um seine Sicherheit. Und das war, bevor er auf den Rücksitz griff und ihren Mantel sowie zwei von Carls Decken herausnahm und ihr alles durch die offene Tür reichte. »Wenn die Brücke nicht hält, wickeln Sie sich warm ein und suchen Sie eine seichte Stelle, wo Sie zu Fuß durchkommen. Oben auf dem Hügel steht ein Haus mit Telefon und reichlich Essensvorräten. Sie können Hilfe anfordern und dort abwarten, bis der Sturm vorüber ist und man Sie abholt.«
    Die Worte »wenn die Brücke nicht hält« hatte er völlig emotionslos ausgesprochen, und Julie schauderte bei der Erkenntnis, daß Zachary Benedict sein eigenes Leben aufs Spiel setzen konnte, ohne sich auch nur die geringste Besorgnis anmerken zu lassen. Hielt die Brücke nicht, würden er und der schwere Wagen in den reißenden, eisigen Fluß stürzen. Sie klammerte sich an die Tür, um ihn daran zu hindern, sie zu schließen. »Wenn sie nicht hält«, sagte sie, »werfe ich Ihnen einen Ast oder irgendwas zu ...«
    Er schlug die Tür vor ihrer Nase zu, und fröstelnd wickelte sich Julie enger in den Mantel. Die Räder des Blazer drehten auf der glatten Fahrbahn durch, fanden Halt, griffen, und das Auto bewegte sich langsam vorwärts. Sie hielt den Atem an, stapfte durch den Schnee zur Brücke und blickte dort in das eisige Wasser hinunter. Baumstämme trieben vorbei, wirbelten durch die reißenden Fluten, und sie zerrte einen gut zwei Meter langen dicken Ast ans Ufer. Ihre Angst steigerte sich zu schierer Panik. »Warten Sie!« schrie sie und hoffte, daß er sie trotz des heulenden Windes verstand. »Wir können das Auto hierlassen und beide zu Fuß gehen!«
    Wenn er das gehört hatte, ignorierte er es. Der Motor dröhnte lauter, während die Reifen im Schnee durchdrehten, dann rumpelte der Wagen vorwärts und legte an Geschwindigkeit zu, um nicht in dem Schnee auf der Brücke steckenzubleiben. Plötzlich hörte Julie, wie die Balken der Brücke krachten, und schrie verzweifelt: »Halten Sie an! Die Brücke bricht! Raus aus dem Auto ...!«
    Es war zu spät. Der Blazer bewegte sich mit gleichmäßiger Geschwindigkeit über die ächzenden Holzbalken, schob mit der Stoßstange den Schnee vor sich her. Die Räder drehten durch und griffen, drehten wieder durch und griffen erneut - dank dem Allradantrieb.
    Die Decken an die Brust gedrückt, stand Julie wie gelähmt im Schneegestöber und starrte auf das, was sie nicht mehr verhindern konnte.
    Erst als das Auto und der waghalsige Fahrer sicher auf der anderen Seite angekommen waren, wagte Julie wieder zu atmen - und fühlte eine widernatürliche Wut auf ihn in sich aufsteigen, weil er sie schon wieder in Angst und Schrecken versetzt hatte. Trotzig trottete sie über die Brücke, öffnete die Beifahrertür und stieg ein.
    »Wir haben es geschafft«, sagte er.
    Julie warf ihm einen feindseligen Blick zu. »Geschafft wohin?«
    Die Antwort darauf erfolgte wenige Minuten später, als sie eine letzte Haarnadelkurve nahmen und auf dem Gipfel

Weitere Kostenlose Bücher