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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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eine heiße Dusche und eine ordentliche Nachtruhe wesentlich lieber waren, als etwas zu essen. »Ich muß jetzt erst einmal schlafen«, sagte sie, kaum mehr in der Lage, kühl und überlegen zu klingen. »Bitte - wo kann ich mich hinlegen?«
    Der Anblick ihres blassen Gesichts und der flatternden Augenlider veranlaßten ihn, sofort zu antworten. »Das Schlafzimmer ist gleich hier«, sagte er, drehte sich bereits um und ging auf eine der Türen im Wohnraum zu. Als er das Licht anknipste, sah Julie eine geräumige Suite vor sich, mit offenem Kamin und einem angrenzenden Bad aus schwarzem Marmor mit verspiegelten Wänden. Das Telefon, das auf dem Nachttisch neben dem extrabreiten Bett stand, entdeckte sie im selben Augenblick wie er. »Es hat ein eigenes Bad«, erklärte er ihr unnötigerweise, während er zu dem Nachttisch ging, mit raschem Griff den Telefonstecker zog und sich den Apparat unter den Arm klemmte.
    »Aber, wie ich sehe, kein Telefon«, fügte sie bitter und resigniert hinzu, als sie zurück zum Wohnraum ging, um ihren Koffer zu holen.
    Hinter ihr überprüfte er die Bad- und Schlafzimmertüren, dann trat er neben sie, als sie gerade den leichten Koffer aufheben wollte, und nahm ihren Arm. »Schauen Sie«, sagte er, »wir sollten gleich zu Anfang ein paar Dinge abklären. Die Lage ist wie folgt: Es gibt keine anderen Häuser auf diesem Berg. Ich habe die Autoschlüssel, folglich können Sie hier nur zu Fuß weg, und dabei würden Sie erfrieren, lange bevor Sie auch nur in die Nähe des Highway kommen. Die Schlafzimmertür und die Badtür haben jeweils ein nutzloses kleines Schloß, das sich von der anderen Seite mit einer Haarnadel öffnen läßt, also würde ich Ihnen davon abraten, sich drinnen zu verbarrikadieren. Das wäre pure Zeitverschwendung. Können Sie mir bis hierher folgen?«
    Julie versuchte vergeblich, ihren Arm loszureißen. »Ich bin doch kein Volltrottel.«
    »Gut. Dann haben Sie vielleicht auch bereits gemerkt, daß Sie sich im Haus frei bewegen dürfen ...«
    »Im Haus frei bewegen? Wie ein wohlerzogener Beagle, meinen Sie wohl?«
    »Nicht ganz«, sagte Zack, und ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel, während er seinen bewundernden Blick über ihr dichtes, sanft gewelltes kastanienbraunes Haar und ihren schlanken Körper gleiten ließ. »Wohl eher wie ein widerspenstiger Irischer Setter«, korrigierte er sie.
    Julie öffnete den Mund, um ihm die bissige Antwort zu verpassen, die er verdiente, aber bevor sie ein Wort herausbringen konnte, mußte sie schon wieder gähnen.

23
    Der appetitliche Duft eines gegrillten Steaks weckte sie aus dem Tiefschlaf. Halbwach bemerkte sie, daß das breite Bett, in dem sie lag, nicht ihr eigenes sein konnte, und sie drehte sich auf den Rücken, um herauszufinden, wo sie sich befand. Sie blinzelte in die nachtblaue Dunkelheit eines unbekannten Raumes und wandte sich dann in die entgegengesetzte Richtung, um die Herkunft des schmalen Lichtstreifens zu erkunden, der durch einen Spalt der zugezogenen Vorhänge ins Zimmer drang. Mondlicht. Einen kurzen, glücklichen Augenblick lang glaubte sie, sie sei in einem luxuriösen, großen Hotelzimmer irgendwo in Ferien.
    Benommen warf sie einen Blick auf den Radiowecker am Nachttisch. Wo auch immer sie sich befand, die Ortszeit war 20 Uhr 20. Und es war kalt im Zimmer - die Art von Kälte, die ausschloß, daß sie sich in Kalifornien oder Florida aufhielt. Dann kam ihr die Erkenntnis, daß es in Hotelzimmern eigentlich nie nach gegrillten Steaks roch, und schon hörte sie nebenan Schritte.
    Schwere, männliche Schritte ...
    Wie ein Schlag in die Magengrube traf sie die Wahrheit, und sie setzte sich abrupt im Bett auf, schlug fast noch im selben Moment die Bettdecke zurück und stand auf. Adrenalin schoß durch ihre Adern. Sie trat rasch ans Fenster - ihr Fluchtinstinkt hatte rascher eingesetzt als ihr nüchterner Verstand, doch jetzt holte das logische Denkvermögen ihn ein. Auf ihren nackten Beinen bildete sich Gänsehaut, und in ungläubigem Staunen blickte sie an sich hinunter und sah, daß sie ein riesiges Männer-T-Shirt trug, das sie nach dem Duschen aus einer Schublade gezogen hatte. Die warnenden Worte des Mannes, dessen Gefangene sie war, klangen in ihrem Kopf nach: »Ich habe die Autoschlüssel, und es gibt keine anderen Häuser auf diesem Berg ... Sie würden erfrieren, wenn Sie versuchten, zu Fuß zu fliehen ... die Türschlösser lassen sich ganz leicht öffnen ... Sie dürfen sich im Haus frei

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