Performer, Styler, Egoisten
dabei trägt, was die angesagtesten Musikevents sind und welches Bier man am Abend in der Bar trinkt. Die Macht auf den Kultur- und Freizeitmärkten gehört der Jugend, während sie im Wirtschaftsleben und in der Politik nach wie vor fest in den Händen der Alten ist.
Freizeit als Medienzeit
Medien aller Art sind ein zentrales Element in den Lebenswelten der postmodernen Jugend. Neben den traditionellen Erziehungsinstitutionen wie Elternhaus, Gleichaltrigengruppe und Schule haben sich die Medien im Verlauf des 20. Jahrhunderts zu einer mächtigen Sozialisationsinstanz entwickelt. Jugendliche scheinen heute in einzelnen Bereichen mehr durch Medien zu erfahren und zu lernen als durch Schule und Elternhaus (Friedrichs/Sander 2010: 28).
In der jugendsoziologischen Literatur wird die Jugend häufig als Multi-Media-Generation bezeichnet (vgl. Ferchhoff 2007). Damit ist gemeint, dass Jugendliche keine Berührungsängste mit Medien haben, sich neuen Kommunikationstechnologien unbefangen nähern, über eine relativ hohe Mediennutzungskompetenz verfügen und alte und neue Medien ganz selbstverständlich in ihren individuellen Medienmenüs integrieren.
Durch die flächendeckende Ausbreitung der digitalen Medien ist es im letzten Jahrzehnt zu tiefgreifenden Veränderungen im jugendlichen Medien(nutzungs)verhalten gekommen. Zusätzlich zu den Massenmedien, die auf Einwegkommunikation ausgerichtet sind, nutzen Jugendliche heute digitale Medien, die ihnen erweiterte Partizipationsmöglichkeiten eröffnen (vgl. Hugger 2010: 10). Die Hinwendung zu den digitalen Medien zieht ein verändertes Rezeptionsverhalten nach sich. Die Nutzung von Printmedien gegenüber den audiovisuellen Medien geht zurück. Die jungen MediennutzerInnen bevorzugen die mit weniger individueller Anstrengung verbundene Rezeption der Bildmedien gegenüber jenen, die sich auf das geschriebene oder gesprochene Wort stützen, „das dem Hörer und Leser eine eher bilderzeugende, aktive geistige Anstrengung im Zusammenhang der Deutung und Dekontextualisierung von Vorstellungswelten abverlangt“ (Ferchhoff 2007: 361).
Jugendliche tendieren also dazu, sich jenen Medien zuzuwenden, die ihnen eine leichte, unangestrengte, unmittelbare Rezeption ermöglichen. Doch die neuen digitalen Medien, die das Bild in einer bisher noch nicht dagewesenen Form privilegieren, treffen nicht auf einen ferngesteuerten, der suggestiven Kraft der Bilder wehrlos ausgelieferten jungen Rezipienten. Im Gegenteil, die Botschaften der Medien treffen auf mehrheitlich aktive und kreative junge MediennutzerInnen, insbesondere im Bereich des neuen „Mitmach-Net“ Web 2.0 (Friedrichs/Sander 2010: 31)..Gerade das interaktive Web 2.0 ist ein schönes Beispiel dafür, dass das Verhältnis zwischen Medium und Rezipient keine Einbahnstraße, sondern von der Wechselwirkung der gegenseitigen Beeinflussung geprägt ist. Oder um es mit den Worten von Roger Silverstone zu sagen: „In dem Prozess, in dem sich die Botschaft der Medien und unsere Vorstellungen vermischen, sind wir weder frei noch ganz und gar ferngesteuert.“ (Silverstone 2007: 135)
Welche Medien nutzen Jugendliche nun am liebsten (Medienpräferenz), wie oft nutzen sie sie (Nutzungshäufigkeit), wie groß ist das Zeitbudget, das für Medienaktivitäten verausgabt wird, und wie ist es auf die einzelnen Medien und Kommunikationskanäle verteilt?
Internet, Fernsehen und Radio sind nach wie vor Leitmedien für Jugendliche. An der Spitze der Nutzungshierarchie hat das Internet im Verlauf der letzten Jahre dem Fernsehen den Rang abgelaufen. Dennoch zeigt sich deutlich, dass die Reichweite des klassischen Fernsehens nach wie vor auf hohem Niveau ist und das Fernsehen damit eine Schlüsselposition im Medienalltag von Jugendlichen einnimmt (Hugger 2010: 8).
Das Fernsehen spielt vor allem im Kontext des Ruhe- und Entspannungsbedürfnisses von Jugendlichen eine bedeutende Rolle. Interessant ist hierbei, dass sich das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung erst Ende der 1980er Jahre in der individuellen Freizeitpraxis von Jugendlichen etabliert und in der Folge von der Jugendforschung thematisiert wird. Dies könnte ein Indiz für die beginnende Zunahme von Stresserfahrungen in dieser Zeit sein (Krüger 1993: 456).
Das Fernsehen ist nun das Medium, dass sich als „lean-back-medium“ am besten dafür eignet, das subjektive Gefühl des Abschaltens bzw. des sich Ausschaltens erlebbar zu machen. Die zentrale Qualität des Fernsehens besteht im
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