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Performer, Styler, Egoisten

Performer, Styler, Egoisten

Titel: Performer, Styler, Egoisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Heinzelmaier
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(Institut für Jugendkulturforschung 2009a)
     
    So wie sich das Event als Rahmenbedingung des (Er-)Lebens vom „normalen“ Alltag objektiv unterscheidet, so unterscheiden sich die subjektiven Einstellungen und Verhaltensweisen der Jugendlichen während des Eventbesuchs von denen, die sie im Alltag prägen. Es ist keine Seltenheit, dass im Alltag angepasste und „vernünftige“ Jugendliche beim Event alle Grenzen und Regeln ignorieren und regelrecht die „Sau rauslassen“, weil das Event im Denken der Jugendlichen als Ort codiert ist, an dem die Regeln und Normen des Alltags vorübergehend außer Kraft gesetzt sind (Institut für Jugendkulturforschung 2009a).
    Die beliebteste Form des Events ist die Privatparty. Privatpartys haben in den letzten Jahren in den Jugendkulturen an Bedeutung gewonnen. 90 Prozent der österreichischen Jugendlichen geben an, Privatpartys zu besuchen. Die Vorliebe für Privatpartys teilen Jugendliche und junge Erwachsene, männliche und weibliche Jugendliche sowie Jugendliche in den Städten und Jugendliche in den Regionen (Institut für Jugendkulturforschung 2009a). Warum sind die Privatpartys so populär und warum hat ihre Popularität in den letzten Jahren so zugenommen? Es gibt drei Begründungen, die hier ins Treffen geführt werden können:
ƒ Der Versuch, öffentliche Räume, an denen Jugendkulturen stattfinden, stärker zu regulieren und zu kontrollieren, führt bei Teilen der Jugendlichen zu einem Rückzug ins Private. Vor allem Jugendliche, die aufgrund ihres Alters beim Genuss von Alkohol und Nikotin oder durch restriktive Ausgehzeitenregelungen eingeschränkt werden, ziehen sich in private Kontexte zurück, in denen sie nicht-reglementiert und nicht-kontrolliert agieren können.
ƒ Ausgehen wird immer teurer: Eintritte und Getränke haben sich in den letzten Jahren deutlich verteuert. Dies hat dazu geführt, dass auch junge Erwachsene, die bereits alle Freiheiten genießen, lieber im privaten Freundeskreis mit billig eingekauften Speisen und Getränken feiern als in der Gastronomie.
ƒ Ein wichtiger Aspekt beim Feiern ist für Jugendliche die richtige kulturelle Codierung des Events (z. B. Musik, Design der Räumlichkeiten) und die Anwesenheit der richtigen Personen. Freunde und kulturell Nahestehende sind neben Abschalten wollen und Spaß haben die wichtigsten Gründe, warum man ein Event besucht (Institut für Jugendkulturforschung 2009a). Da viele kommerzielle Events Mainstreamveranstaltungen sind, bei denen keine Rücksicht auf spezielle Szenekulturen und -ästhetiken genommen wird, und zudem Massenveranstaltungen sind, auf denen sich alle Kulturen vermischen, werden private Events vorgezogen, weil man dort sicher sein kann, die richtigen Leute zu treffen, und zudem die ästhetischen Rahmenbedingungen selbst gestalten kann. Insofern ist das steigende Interesse an Privatpartys auch eine Folge der Individualisierung der Jugendkulturen. Der individualisierte junge Mensch ist immer weniger bereit, in der Freizeit (ästhetische) Vorgaben hinzunehmen, die von einem kulturell und ästhetisch unsensiblen Fastfood-Eventmarketing von außen an ihn herangetragen werden. Er möchte sein Feierumfeld so gestalten sehen, dass es seinen individuellen kulturellen, vor allem aber seinen symbolisch-ästhetischen Ansprüchen im hohen Maße gerecht wird.
     
    Musik ist, wie bereits dargestellt, das wichtigste Medium und Ausdrucksmittel der Jugendkulturen. Die Musik, die man hört, dient nicht nur der Stimmungskontrolle. Ebenso ist sie ein wichtiges Stil- und Kommunikationsmittel, mit dem junge Menschen Identität konstruieren und Zugehörigkeit demonstrieren. Während Sport verbindend und integrativ wirkt, polarisiert die Musik. Musik ist ein wichtiges Mittel der Individuation, ein Stilmittel, mit dem man zeigt, wie einzigartig und besonders man ist. In einer gesellschaftlichen Gruppe, in der Musik dermaßen wichtig ist wie unter jungen Menschen, sind auch Veranstaltungen und Örtlichkeiten von großer Bedeutung, wo die Musik im Zentrum steht. Demzufolge ist es nicht verwunderlich, dass über 80 Prozent der Jugendlichen Musikfestivals besuchen, fast 70 Prozent Konzerte und über 50 Prozent Diskotheken. Und auch die populären Stadt- und Gemeindefeste werden in erster Linie wegen der dort gezeigten Musikdarbietungen besucht (Institut für Jugendkulturforschung 2009a).
    Freizeit als Sport- und Körperkult
    Eine zentrale Rolle in der Freizeit der Jugend spielt der Sport. Sport wird in immer

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