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Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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durch, schöpfte Kraft für das, was vor ihr lag.
    Clemens trat neben sie. Ohne dass Elysa die Lider hob, spürte sie seine Anwesenheit, die ihr Herz in plötzlicher Hast beben ließ. Augenblicklich schoss das Blut in ihre Wangen. Sie öffnete die Augen und drehte sich von ihm weg, während sie sich wünschte, er würde ihre Hüften umfassen, wie er es getan hatte, um sie vom Kirchendach zu retten.
    Er schien ähnlich zu fühlen, denn als sie sich ihrem Pferd zuwandte, spürte sie seinen sehnsuchtsvollen Blick.
    Sie sah ihn an. Sogleich stieg eine Welle der Zärtlichkeit in ihr auf. Sein Gesicht näherte sich ihrem, der innige Ausdruck seinerAugen erweckte nie gekannte Gefühle. Erschrocken fuhr sie zurück.
    Es geht nicht, dachte Elysa harsch. Was man noch vor wenigen Jahren duldete, wurde nun sträflich verfolgt. Priesterfrauen, als Konkubinen verjagt, verloren jegliches Recht, waren fortan geächtet.
    Die Enttäuschung stand Clemens ins Gesicht geschrieben. Er sah sie unverwandt an, als warte er auf eine Erklärung.
    Elysa schüttelte heftig den Kopf. »›Ein Priester lasse diesen Schmutz hinter sich und sei ein Liebhaber der göttlichen Gerechtigkeit, denn er ist seinem Gott in Heiligkeit geweiht. Den fleischlichen Begierden in den Werken der Zeugung von Kindern ist er nämlich entzogen und kann deshalb so nüchtern und unbefleckt jenes Brot darbringen, dass zum Heil der Menschen auf den Altar gelegt wird.‹«
    »Woher stammt dieses Zitat«, fragte Clemens bitter.
    »Ich las es im Scivias .«
    »So muss Euch doch etwas an mir liegen, ansonsten hättet Ihr es nicht derart häufig gelesen, dass Ihr es zu zitieren vermögt.«
    »Ihr irrt Euch. Ich las es aus Zufall.«
    »Wahrlich, in Euch lodern die Flammen der Heiligkeit. Geht nur hin, werdet Nonne, es wird Euch gut zu Gesichte stehen.«
    Mit diesen Worten schwang Clemens sich auf sein Pferd und ritt voran, ohne sich nach ihr umzusehen.
    Elysa folgte ihm. Wieder einmal hatte sie sich männlicher Annäherung entziehen können. Doch ein Triumph wollte sich nicht einstellen.

15
    A ls die Sonne hinter dicht aufziehenden Wolken verschwand, erreichten sie die Wälder derer von Bergheim. Die Luft roch nach der Feuchtigkeit modernder Blätter und der kühlen Frische des nahen Abends.
    Sie waren zunächst dem Höhenweg gefolgt, den seit Jahrhunderten auch jene Kaufleute nutzten, die die Rheinenge umgehen wollten. Dann waren sie in Richtung des Gebirges abgebogen. Der Weg ging steil hinauf, ab und an war ihnen ein Reisender begegnet, der den Aufstieg nicht scheute, um die Bäche in den Tälern zu meiden, die nach den starken Regenfällen unpassierbar geworden waren.
    Immer enger verflochten sich die Zweige der Buchenbäume, wurden undurchdringbare Barriere gegen einfallende Heere. Der Weg wurde zum Pfad, führte durch einen befestigten Durchlass. Bald lichteten sich die Bäume, wichen Feldern und Gehöften. Über all dem jedoch, auf einem Felsensporn, lag Burg Bergheim.
    Seit Tagen hatte Elysa auf diesen Moment gewartet, ihn gefürchtet und heimlich verflucht. Sie hatte gedacht, das Herz würde ihr zerspringen, wenn sie die alte Heimat wiedersah, zum ersten Mal seit jener Zeit, als man sie nach Mainz gebracht hatte.
    Hingegen musste sie feststellen, dass die Burg in ihrer Phantasiemächtiger gewesen war, einer kleinen Stadt gleich oder der Festung eines Königs. Diese Burg vor ihr war jedoch keinesfalls so prächtig und groß, nein, von weitem schon erkannte sie, dass die Gebäude hinter der einfachen Ringmauer, ein Verteidigungsturm, ein zweigeschossiges Wohnhaus und ein Nebengebäude, klein und gedrungen waren.
    Elysa zügelte das Pferd und atmete tief durch.
    Clemens sah sie von der Seite an. »Seid Ihr bereit?«
    Seit jenem Vorfall hatten sie kein Wort miteinander gesprochen. Elysa setzte zu einer harschen Erwiderung an, besann sich aber. »Ja, ich bin bereit.«
    Langsam ritten sie auf die Anhöhe zu. Heftige Erinnerungen überkamen Elysa, als sie den tiefen Halsgraben erblickte, in den die Mutter gestürzt war und der nun morastig war und übel roch. Eine hölzerne Brücke endete auf halber Strecke. Die Zugbrücke war hochgezogen.
    Mit lauter, tönender Stimme kündete Clemens von der Rückkehr Elysas.
    »Magnus von Bergheim, öffnet das Tor. Ich, Clemens von Hagen, bringe Euch Eure Schwester Elysa aus Mainz zurück.«
    Eine ganze Weile geschah nichts. Elysa stieg vom Pferd, bemüht, ihre Unruhe zu bändigen. Sie sah zurück, suchte den Baum, unter dem die Mutter

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