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Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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ihr Seelenheil keinen anderen Weg gab als das Kloster.
    »Wir sollten sofort aufbrechen«, sagte sie unvermittelt. »Meinem Bruder erklären, dass meine Zukunft nicht auf Burg Bergheim liegt.«

14
    A ls Elysa mit Clemens von Hagen zur Burg Bergheim aufbrach, trug sie das Gewand der Benediktinerinnen. Die Truhen hatten sie indes dort gelassen. Doch sie würde zurückkommen, das hatte sie Margarete und Ida versprochen, als sie sich schwesterlich umarmten und Lebewohl sagten.
    Nachdem Elysa am Vortag den Wunsch nach unverzüglichem Aufbruch geäußert hatte, war sie auf heftigen Widerstand gestoßen.
    Clemens von Hagen wollte sich nach der beschwerlichen Reise ausruhen, und auch Margarete zeigte sich erstaunt, hatte Elysa doch nur wenige Stunden zuvor noch in tödlicher Gefahr auf dem brennenden Glockenturm gekauert.
    Zunächst jedoch hatte Elysa sich uneinsichtig gezeigt und von großer Unruhe getrieben. Sie wollte ihrem Bruder gegenüberstehen, von Angesicht zu Angesicht, und all der Furcht der letzten Jahre begegnen, die in schrecklichen Bildern immer wieder an die Oberfläche ihrer Gedanken strömten. Und sie wollte Magnus offenbaren, dass sie als Statthalterin nicht bereitstehen würde.
    Erst auf Clemens’ Frage hin, ob sie ihrem Bruder von Schwäche und Fieber gepeinigt gegenüberstehen wolle, hatte sie ein Einsehen. So hatte auch sie sich mit einem im Ofen erwärmten Stein zurückgezogen, den sie unter die Decke ihrer Schlafstatt nahm.
    Erschöpft und kraftlos hatte sie bis zum frühen Abend geruhtund war dann auf der Suche nach etwas Essbarem aufgestanden. In der Küche hatte Ermelindis eine köstliche Pastete für sie bereitgehalten und warmes Brot, das sie mit großem Appetit verschlang, um gleich darauf mit einem neu erwärmten Stein in die Zelle zurückzukehren und zu schlafen, bis die Sonne den morgendlichen Nebel vertrieben hatte.
    Nun, da sie sich zu Pferd auf dem Weg zur Burg Bergheim befanden, hatte die Sonne ihren Zenit bereits überschritten. Es wehte ein kalter Novemberwind, als sie den steilen Weg zu den Höhen des Rheingaugebirges nahmen.
    »Was werdet Ihr tun, wenn Ihr nach Mainz zurückkehrt?«, fragte Elysa unvermittelt.
    »Mein Ausscheiden verkünden und mich als Priester einer kleinen Gemeinde niederlassen.«
    »Ihr gebt Euch geschlagen?«
    Clemens schwieg. Der Ausdruck in seinem Gesicht verriet weder Furcht noch Scham – nur Eigensinn.
    Elysa lächelte. »Ihr seid zu Großem berufen, ehrenwerter Kanonikus. Wollt Ihr nicht gegen die reißenden Wölfe antreten, die unsere Kirche in Gefahr bringen? Wollt Ihr nicht Hildegards Ruf nachkommen, die einst forderte, sich gegen den verderbten Klerus zu erheben und mit Mut zu erwirken, dass er sein leeres, stolzes Selbstvertrauen ablegt? Mit Eurer Gottesfurcht und Ehrbarkeit könnte die Gerechtigkeit nach Mainz zurückkehren.«
    »Und was ist mit Euch?« Clemens sah sie von der Seite an. »Glaubt Ihr wirklich, Ihr seid zur Nonne berufen? Ihr seid keine Frau, die sich dem Willen anderer in Stillschweigen beugt. Noch glaubt Ihr Euch sicher in Eurem Vorhaben, seht Euch als Erneuerin der Schriften, denkt an ein Leben im wiederhergestellten Skriptorium, das Ihr mit Bücherschränken und wertvollen Folianten füllen wollt. Doch was, wenn die Äbtissin vom Rupertsbergstirbt und eine strengere ihr nachfolgt, die Euch die Arbeit in jenen Räumen untersagt, weil sie der Ansicht ist, die Frau werde durch die Bildung verderbt und müsse sich strengster Klausur unterordnen?«
    »Das wird die selige Hildegard nicht zulassen.«
    »Überprüft Eure Gesinnung, Elysa von Bergheim. Das Gelübde vor Gott ist ein Schritt, der dem innigsten Wunsch nach der heiligen Verpflichtung folgen sollte und der nicht aus dem gewiss löblichen Wunsch nach einer ehrbaren Aufgabe heraus entstehen darf oder aus Flucht vor den irdischen Lasten.« Er stockte. »Wenngleich der Herr die Vermählung einer solchen Jungfrau, lieblicher als aller Wohlgeruch duftender Blumen, mit dem himmlischen Bräutigam sehr wohl begrüßen würde.«
    Elysa spürte hilflosen Zorn, doch sie enthielt sich einer Antwort. Sie waren an einem Platz angekommen, von dem aus sie noch einen letzten herrlichen Blick über die sanften Hügel des Rheintales hatten, bevor der Weg in den dichten Wald führte. Die kühle Sonne glitzerte auf dem Wasser des Rheins, das sich in sanfter Strömung kräuselte.
    »Ein wundervolles Schauspiel.« Elysa stieg ab. Sie schloss die Augen, spürte die sanften Strahlen und atmete tief

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