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Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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er wäre am Ziel. Käme er noch rechtzeitig?Würde er noch auf die Abordnung der Mönche treffen, die ihren toten Bruder nach Zwiefalten führten?
    Es half alles nichts, er würde dem Pferd eine Rast zugestehen müssen. Schwerfällig saß Clemens ab und rieb sich das schmerzende Bein. Erstaunt spürte er etwas Feuchtes, Klebriges an seinen Händen und hob den Leibrock. Das Beinkleid war blutbesudelt, schon waren Stoff und Haut fest verklebt. Er würde die Wunde so bald als möglich mit abgekochtem Wein auswaschen und ihr mit einem Umschlag aus warmer Schafgarbe Fäulnis und Eiter entziehen müssen.
    Am Horizont hatte sich die Sonne unterdessen von den bewaldeten Hügeln gelöst, nun erhob sie sich über die Wipfel der Bäume.
    » Lumen mundi «, flüsterte Clemens und sog den Anblick ganz tief in seine Seele ein.
    Aber was war das? Ganz in der Nähe meinte er, Rauch zu sehen. War es nur die Einbildung seines schwindenden Geistes? Nein, eine schmale Säule stieg in den Himmel hinauf, ein Feuer, und wo ein Feuer war, gab es vielleicht auch eine Hütte und etwas zu essen. Seine klammen Finger befühlten die Münzen, die gut verborgen in sein Gewand eingenäht waren. Die Barbaren hatten ihm das Geldsäckchen entrissen, das er bei sich getragen hatte, diese Münzen aber hatten sie nicht entdeckt.
    Clemens musste der Rauchsäule folgen, selbst wenn er sich damit erneut in Gefahr begab. Doch seine Kräfte schwanden mit jeder Stunde, und wenn er sich hier, mitten im Wald, auf dem eisigen Boden zur Ruhe legte, würde er gewiss der Kälte zum Opfer fallen.
    Beruhigend sprach er auf sein Pferd ein, zog sanft am Zügel. Und als witterte es die Wärme eines Stalls und den Geruch getrockneten Heus, bewegte das geschundene Tier sich zögernd voran.
    Clemens gelangte auf eine Lichtung, in deren Mitte eine große Hütte stand, allem Anschein nach ein Gasthaus. Einige Männer, offenbar Adelige höheren Standes, standen davor und diskutierten heftig. Plötzlich zog einer von ihnen, ein junger Heißsporn, das Schwert und ging auf den Älteren los, der einen modisch gestutzten Bart trug. Sein Hieb verfehlte nur knapp die Brust, der Angegriffene sprang zurück und griff ebenfalls zur Waffe.
    Die anderen Männer umringten anfeuernd die Kämpfenden, einer klatschte sich vor Freude auf die Schenkel. Clemens konnte nicht ersehen, wem die Umstehenden Zuspruch zuriefen, doch es war offensichtlich, dass es beiden ernst war.
    Der Kampf endete rasch mit einem gezielten Hieb, der dem Jüngeren die rechte Wange aufritzte.
    Aufschreiend sank er auf die Knie, während er mit beiden Händen die blutüberströmte Seite hielt. Die anderen Männer lachten johlend.
    Eine Frau kam aus der Hütte gelaufen, wohl die Hausherrin, sie half dem Blutenden auf die Beine und führte ihn lamentierend ins Innere.
    Der ältere Mann erblickte Clemens, hielt augenblicklich inne und sah ihn herausfordernd an. »He, du, was glotzt du so! Hast du noch nie einen ordentlichen Kampf unter Männern gesehen?«
    Clemens straffte die Schultern und reckte sich zur vollen Größe. Gewiss, er sah abgekämpft aus, die Kleidung zerschlissen. Auf Reisen war das Tragen der liturgischen Tracht nicht vorgesehen, und doch musste er durch den schwarzen kragenlosen Mantel und den dunklen roccus als Kanoniker erkennbar sein. »Ihr redet mit einem Geistlichen, werter Herr.«
    Der Mann musterte ihn lauernd, dann ging er auf ihn zu und deutete eine Verbeugung an. »Mein Name ist Gerold von Mettlach«, sagte er und bedachte Clemens mit einem Lächeln. »Verzeiht, Ehrwürdiger, ich konnte doch nicht ahnen … In dieser Zeitwimmelt es von Räuberpack, und Ihr seht, wenn ich ehrlich sein darf, eher wie Gesinde aus denn wie ein Mensch Euren Standes.«
    Clemens nickte kurz. »Ich bin auf der Durchreise überfallen worden.«
    »Überfallen? Von wem?«
    »Von Schergen eines Wanderpredigers, der barfuß durch die Wälder zieht und die Geächteten belehrt.«
    »Werner von Kastellaun …« Das Grinsen auf dem Gesicht erlosch schlagartig. »Sagt, wo habt Ihr ihn gesehen?«
    »Etwa einen halben Tagesritt entfernt.« Clemens deutete in die Richtung, aus der er gekommen war.
    »Der Teufel soll ihn holen!« Gerold von Mettlach sah verbittert in die Ferne.
    »Ihr kennt ihn?«
    »Wer kennt ihn nicht? Einst war er Bischof, doch er klagte zu laut gegen die kaiserlichen Statuten und wurde von Barbarossa kurzerhand abgesetzt. Seitdem zieht er durch die Lande und wiegelt gegen Klerus und Krone. Wir waren vor einiger

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