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Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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seines Gegenübers, er wurde nicht von einer bronzenen Spange gehalten, nein, sie war golden und kunstvoll verziert. Der Mann schien wohlhabend zu sein, und dennoch hatte Clemens die Gier in seinen Augen deutlich erkannt. Er sollte vorbereitet sein.
    »Sagt, ist es noch weit bis nach Oppenheim?«, fragte Clemens.
    »Zwei Meilen entlang der alten Römerstraße.«
    Zwei Meilen, das war fast ein halber Tagesritt. Er schien zu weit oberhalb gekreuzt zu haben, unweit von Mainz. Eine unerfreuliche Nachricht, so wäre die Straße über die Domstadt ungleich schneller gewesen und vermutlich auch ungefährlicher. Die Mönche waren gewiss bereits hinter Oppenheim. Clemens fragte sich, ob er sie noch einholen und dennoch rechtzeitig ins Kloster zurückkehren könnte. »In welcher Richtung liegt die Straße?«
    »Sie kreuzt den Weg gleich hinter der nächsten Biegung.« Gerold zeigte auf einen Weg, der von der Hütte über einen bewaldeten Hügel führte.
    Die Erleichterung gab Clemens von Hagen neuen Auftrieb. Er hatte es beinahe geschafft. Konnte er es wagen, sich zu diesen zwielichtigen Rittern in die Hütte zu gesellen, ein Stück Brot zu essen und den Wirt nach den Mönchen zu fragen?
    Zögernd sah er zur Wegbiegung, die weiter hinter dem Hügel hinabführte. Ja, er sollte sich nun stärken und seine Reise dann unverzüglich fortsetzen. Sein Pferd würde ihn ohne Rast keine Meile mehr tragen, er musste auf Gottes Beistand vertrauen.
    Auf dem Weg in die Gaststube dachte er an Werner von Kastellaun. Ein abgesetzter Bischof also, das erklärte die theologischen Kenntnisse des Wanderpredigers. Er schien zerfleischt in seiner Ablehnung gegen den Klerus, auch Clemens kannte viele verdorbene Kirchenoberhäupter. Aber nicht alle waren so.
    Die Gaststube war dunkel, nur wenige Leuchter waren entflammt. Erst jetzt bemerkte Clemens, dass sich draußen die Wolken bereits dunkel zusammengezogen hatten.
    Der Wirt war ein dienstbeflissener Mann mit verschlagenem Blick, ihm zu Füßen lag ein räudiger Hund. Angesichts seines fleckigen Hemdes verwarf Clemens die Hoffnung auf ein sauberes Mahl. Er sah sich im Raum um und setzte sich auf einen der Strohsäcke, weitab von Gerolds Gefährten.
    »Ein Kanten Brot und ein Krug frischen Wassers«, bat er. »Und etwas Hafer für meinen Gaul.« Der Wirt nickte ergeben und entschwand aus einer Hintertür. Ihm folgte sein hinkender Hund.
    Gerold von Mettlach setzte sich zu ihm. »Und was führt Euch in diese Gegend?«
    »Ich bin auf der Suche nach einer Abordnung Mönche auf dem Weg in den Süden des Landes. Habt Ihr welche gesehen?«
    »Mönche? Ich sah etliche Mönche auf dem Weg, Zisterzienser wie auch Benediktiner.«
    »Es sind Benediktiner«, antwortete Clemens.
    Der Edelfreie runzelte nachdenklich die Stirn. »Wenn ich michrecht entsinne, habe ich solche gesehen, doch sie waren auf dem Weg in den Norden.«
    »Dann waren es nicht die Gesuchten.«
    Gerold zuckte die Schultern und strich sich über den wohlgestutzten Bart. Er musterte Clemens ganz unverhohlen, zögerte kurz, bevor er fragte: »Sagt, wie kommt es, dass ein Kanoniker wie Ihr mit einem Pferd reitet wie ein Soldat und noch dazu die Statur eines Kämpfers habt?«
    »Was ist der Anlass für Eure Frage?«
    »Nun, lasst es mich so ausdrücken: Das Leben hat mich Misstrauen gelehrt.«
    Der Wirt kam, stellte einen Krug mit trübem Wasser auf den Boden und daneben einen trockenen Kanten Brot. Der Hund legte sich unweit der Strohsäcke und kroch winselnd näher, als wartete er nur darauf, eine Krume zu erhaschen.
    Draußen begann es zu regnen. Clemens setzte den Krug an, das Wasser stank, er würde sich den Magen verderben. Ohne zu zögern, erhob er sich, nahm den Krug und ging vor die Tür, um ihn zu leeren und mit Regenwasser neu zu füllen. Im Vorbeigehen bemerkte er, wie der junge Heißsporn – sein Gesicht zierte nun ein Verband – nach der Waffe griff.
    Clemens verstand. Was es auch war, das die Männer antrieb – es verhieß nur Ungemach. Ihre Streitlust war fast mit den Händen zu greifen, sie schienen nur auf jemanden zu warten, an dem sie ihre Kräfte messen konnten. Eher säugte ein Hund Hasen oder ein grimmiger Wolf Lämmer, als dass diese Männer friedlicher Absicht waren. Wollte er ungeschoren davonkommen, so half nur die Flucht. In Gedanken wog Clemens seine Möglichkeiten ab. Sein Pferd würde ihn nicht tragen, er musste eines der Ritter nehmen, Gott möge ihm diese Tat verzeihen. Doch je länger er hier verweilte, desto

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